Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

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Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

12. Dezember = ROLLERKOLLERBOLLER =

Jetzt auch noch ein Yeti-Feiertag. Wo soll das alles bloß hinführen?

Yetis sind bekanntermaßen an Wildheit und Kampfeslust allen anderen zamonischen Daseinsformen (außer vielleicht den Blutschinken und den Schweinsbarbaren) überlegen. Sie hausen vorwiegend in unwirtlichen Hochgebirgsregionen, wo ewiger Schnee nicht enden wollenden Spaß für sie verspricht, sind aber auch manchmal in der Zivilisation zu Gast, wo sie sich dann ihre Pyras als Wächter, Rausschmeißer oder Leibgarde für zahlungskräftige Prominente verdienen.

In der zamonischen Frühzeit lebten die Yetis zunächst im Hutzengebirge, wo es im Laufe der Jahre jedoch immer öfter zu Streitereien mit den dort ansässigen Berghutzen kam, welche den Yetis zwar nicht an Wildheit, aber an Kraft ebenbürtig waren. Und weil Lebenspartner in dieser verschneiten Einöde nur schwer zu finden sind, konnte es auch nicht ausbleiben, dass sich eines Tages eine männliche Hutze (manchmal auch „Hutzerich“ oder „Huter“ genannt) und ein Yetimädchen ineinander verliebten.

Die weiteren tragischen Geschehnisse mag sich der geneigte Leser gern in einem entsprechenden Sagenbuch zu Gemüte führen. Wichtig ist nur, dass im Zuge dieser Beziehung ein Sohn mit Namen Rollerkollerboller gezeugt wurde, der sich einzig und allein dadurch hervortat, dass er sich überhaupt nicht hervortat. Daher ist dieser Tag seinem Andenken und allen zamonischen „Normalos“ gewidmet, die es ohne Gewissensbisse „einmal im Jahr so richtig krachen lassen“ dürfen. Man erkennt die Feiernden dann schon von Weitem an den Yetimützen und den weißen Strubbelfelljacken, akustisch auch am Yetigebrüll, vermischt mit berghutzischen Kraischlauten. Zum Glück gibt es jedoch in Zamonien nicht allzu viele Daseinsformen, die sich selbst als „Normalos“ bezeichnen, sonst wäre der Lärm unerträglich.

Unnormalos, die an diesem Tag dadurch negativ auffallen, dass sie sich angewidert vom Geschehen zu distanzieren versuchen, werden übrigens traditionell gefesselt, mit schwarzer Leimfarbe übergossen, in grauer Holzasche gewälzt und als Zielobjekte für das bekannte Yeti-Schneeballwurfspiel „Triff den Hinkelstein“ aufgestellt. Was für ein Spaß!
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

15. DEZEMBER

= Fischbrötchentag oder Die Maritime Dreifaltigkeit =

Der Kontinent Zamonien ist bekanntlich komplett von Wasser umgeben. Unzählige Seehäfen, Binnenhäfen und meeresnahe Dörfer beherbergen Legionen von Fischern und den dazugehörigen Fischerbooten bzw. Fischkuttern. Fisch, sowohl in frischer, als auch in haltbar gemachter Form, stellt daher vor allem in den Küstengebieten ein Hauptnahrungsmittel dar.

Aus diesem Grunde zählt das „Gemeine Fischbrötchen“ (pisciescepanum culinaris) zu den begehrtesten schnell verfügbaren zamonischen Kalorienspendern. Hierbei bilden Fischauflage, Zwiebelringe und (Sesam)brötchen die sogenannte „Maritime Dreifaltigkeit“, wobei die Bezeichnung daher rührt, dass der gewürzte, zwiebelveredelte Fischklops in eine Brothülle quasi „eingefaltet“ wird. Dieser Delikatesse wird am 15. Dezember, dem sogenannten „Fischbrötchentag“ besonders gedacht.

Allerorten erklingt dann akkordeongeschwängerte Seemannsmusik, es duftet nach Saurem Hering, Kieler Sprotten, gebackenen Fischstäbchen (für die Kleinen) und würziger Fischsuppe. An praktisch jeder Ecke werden die namensgebenden Fischbrötchen zum reduzierten Angebotspreis geradezu verschleudert (als Kosten für Spezialwerbung lt. Formular KSAA – steht für ‚Kulinarische Sonder-Anpreisungs-Aktion‘ #676-XXL-9291/95/PVC-IV steuerlich absetzbar bei der Zamonischen Finanzbehörde, Außenstelle Florinth, Nattifftoffenweg 274l - 437b).

Lustige Spiele und unterhaltsame Darbietungen wie Wettangeln, Fischernetzbreitwurf und Zwiebelringschnippelmarathons (ohne Schutzbrille) erfreuen die Herzen der zu Tausenden angereisten Touristen. Überall werden Flaggen und Segel gehisst, Zwergpiratenkanönchen donnern und die Souvenir-Industrie macht mit geschmackvollen Accessoires wie Mini-Messingfernrohr-Briefbeschwerern und Petroleumlampen in Kabeljauform das Geschäft ihres Lebens.

Übrigens werden an diesem Tag stinkige Landratten, die lautstark äußern, der allgemeinen maritimen Atmosphäre nichts abgewinnen zu können (oder sogar zu wollen), traditionell an einen Mastbaum gefesselt, durch ein ins unverschämte Maul gestopftes Fischbrötchen zum Schweigen gebracht und mit einem Salzhering öffentlich gepelpt. Was für ein Spaß!
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

ZWEITER DIENSTAG IM FEBRUAR

= Dashabichkommensehn =

Die Gewöhnliche Feld-, Wald- und Wiesenschreckse (Schrecksa Curiosa) ist seit Beginn der Besiedlung Zamoniens auf dem gesamten Kontinent verbreitet. Von eher schuppiger, nicht sehr anziehender Gestalt zeigt sie in einigen Bereichen äußere Ähnlichkeit mit den → Lindwürmern, unterscheidet sich von jenen aber deutlich im Naturell. Schrecksen kommen sowohl in sesshafter, als auch in vagabundierender Form vor, aber ihnen allen ist gemeinsam, dass sie seherische Fähigkeiten besitzen, eine hohe Grundintelligenz aufweisen und mit ihren sogenannten „Schrecksenflüchen“ Entsetzen und Panik bei der naiven Landbevölkerung auslösen können.

Schrecksen waren ehemals so häufig, dass sie eine Gefahr für die zamonische Allgemeinheit zu werden drohten und deswegen dezimiert und von sogenannten „Schrecksenmeistern“ kontrolliert werden mussten. Über die genaueren Einzelheiten dieser schreck(s)lichen Aktion, die eng mit der Geschichte des Nurnenwaldes verflochten ist, hat angeblich ein Nachtiturient der Zamonischen Nachtschule einen Hintergrundbericht verfasst; der Interessierte möge sich deswegen an die Schulverwaltung zwecks Antrag auf Einblick in die dort archivierten Hausaufgaben wenden*. Dankeschön.

Diese gruselige, aber doch irgendwie faszinierende Geschichte nahmen die jüngeren Generationen von Zamoniern gerne zum Anlass, am Zweiten Dienstag im Februar das Fest „Dashabichkommensehn“ zu begehen, an welchem sie der damaligen „Schrecksenpest“ gedenken und, gewandet mit Kutten und riesigen Hüten, wilde „Schrecksenpartys“ feiern. In großen Kesseln werden hochprozentige „Schrecksentrünke“ aus allen erreichbaren harten Alkoholika zusammengemischt, schrecksische Gesänge gegrölt und wilde Schrecksentänze in aller Öffentlichkeit aufgeführt. Es ist auch an diesem Tag Brauch, dem oder der Liebsten heimlich Zettelchen mit ganz persönlichen „Schrecksenflüchen“ zuzustecken, welche seltsamerweise die Angewohnheit haben, häufig in Erfüllung zu gehen (z.B. „Ich verfluche dich dazu, mit mir zu gehen/ zu schlafen/ Schach zu spielen/ zu finkeln“ oder „...mein Ehegatte bzw. meine Ehegattin zu werden“). Es kommt sogar manchmal vor, dass sich „echte“ Jungschrecksen unter die Feiernden mischen, um „auch mal ein wenig Spaß zu haben“.

Schrecksenmeister und andere Sauertöpfe, die sich an diesem Tag in der Öffentlichkeit blicken lassen oder gar den Versuch wagen, die allgemeine ausgelassene Stimmung zu bremsen, werden übrigens traditionell kahlgeschoren, kopfüber in den nächstgelegenen „Schrecksentrunk“-Kessel getunkt, mit „Schrecksenfluch“-Zettelchen geziert und gefesselt in Geschenkverpackung einer echten liebesbedürftigen Schreckse übergeben. Was für ein Spaß!


*AKTUELLE INFO:
Eine Kopie des erwähnten Artikels ist neuerdings unter folgendem Link abrufbar:
https://www.fanfiktion.de/s/639e2a6c000 ... usaufgaben
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