Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Wenn du über Bücher reden, spekulieren und diskutieren willst, dann kannst du das hier machen
Benutzeravatar
Molotas
Beiträge: 447
Registriert: So 19. Jul 2015, 01:58

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Molotas »

Neulich ist mir fast die Kinnlade runtergefallen, als ich an einer Gemäldegalerie vorbeilief und dabei dieses Gemälde sah. Das Gemälde heißt "Eine groteske alte Frau" und ist anscheinend das bekannteste Werk von Quentin Massys aus dem 15. Jahrhundert.

Jetzt ist mir auch klar, wie der olle Moers zu seinem Porträt von Gaunab dem 99. inspiriert wurde. :D
Neunzehn
Beiträge: 138
Registriert: Di 27. Okt 2015, 21:51

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Neunzehn »

Auch etwas, was im alten Forum stand und verschüttet ging.
Ich hatte das Bild damals in meinem "Alles über Alice" Buch entdeckt, in dem stand, dass auch Lewis Carroll sich davon inspiriert gefühlt haben und die Verrückte Herzogin hiernach kreiert haben soll - die, deren Kind ein Schweinchen wird und die daraufhin alles mit Pfeffer würzt... und die später beim Cricket mitspielt...
Käpchen
Beiträge: 42
Registriert: Mi 24. Feb 2016, 14:41

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Käpchen »

Die Zeichnunge der Frostfratten in Rumo sind einem Bild von Caspar David Friedrich entnommen: Das Eismeer. Zu sehen in der Fleetstädter Kunsthalle (war jedenfalls mal so).

In der Halben Biografie von Mythie in Ensel und Krete fällt der Satz: Ich werde gedacht also bin ich. Das spielt natürlich auf Decartes "Ich denke, also bin ich" an.

"Das Theater der schönen Tode" in Rumo erinnert sehr an den "Todeszoo" in der Brautprinzessin.

Ebenfalls schon in der Brautprinzessin praktiziert sind Einmischungen des Erzählers, wie in Ensel und Krete die Mythenmetzschen Abschweifungen, die allerdings auch an E.T.A. Hoffmanns Lebensansichten des Katers Murr erinnern.

Insgesamt erinnert die gesamte Alte Ego-Inszeinerung von Moers und Mythenmetz, inklusive der Auftritte in den Zeitungsintervievs rund um den Schrecksenmeister, an an eben jenes Buch von Hoffmann und dessen Alter-Ego-Spiel mit dem Kapellmeister Johannes Kreisler (Detailierte Nachweise zu dieser These könnte ich jetzt aus meiner Bachelorarbeit rauskopieren, bin ich aber grad zu faul zu).

Und noch eine Hoffmann-Anspielung: Die Episode in der Stadt der Träumen Bücher, in der Mythenmetz in den Keller von Schloss Schattenhall geschickt wird und dort von einem Riesen in eine Flasche gesperrt wird könnte sehr wahrscheinlich eine Anspielung auf Anselmus' Gefangenschaft in einer Kristalleflasche in Hoffmanns Der goldene Topf sein. Die Parallelen gehen sogar über das Flaschenmotiv hinaus und lassen sich auf mehr oder weniger die gesamte Dichterlehre Mythenmetz' beim Schattenkönig ausdehnen.

Achja, der Schattenkönig: Erinnert an Frankensteins Monster aber natürlich auch an den Minotaurus der griechischen Sage und man findet sogar Pararllelen zur Konkreten Minotaurusfigur in Dürrenmats Minotaurus-Ballade.


So, das war für den Moment alles, woran ich mich spontan erinnere. Muss ich Quellennachweise angeben? Das wenigste ist auf meinen eigen Mist gewachsen, sondern ich hab es durch Recherche herausgefunden. Eigentlich sind nur die Vergleiche zwischen Mythenmetz/Moers und Hoffmann/Murr/Kreisler und Schattenkönig und Dürrenmatts Minotaurus von mir. Und das ich denke also binich, ist vermutlich relativ klar.
Benutzeravatar
Molotas
Beiträge: 447
Registriert: So 19. Jul 2015, 01:58

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Molotas »

Na, Käpchen, das klingt ja verdächtig danach, dass du grade eben deine Bachelorarbeit fertig hast und jetzt erstmal mit nem Roundhouse Kick alle Forenbeiträge abarbeitest. ;)
Darf man gratulieren?
Käpchen
Beiträge: 42
Registriert: Mi 24. Feb 2016, 14:41

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Käpchen »

*smirkt* Die Bachelorarbeit liegt schon ziemlich genau sechs und die Masterarbeit (ebenfalls zu Moers) drei Jahre zurück. Entsprechend erinnere ich mich nicht mehr an alle Details, die ich entweder selbst oder durch Recherche rausgefunden habe und habe auch nicht vor jeden Beitrag auseinander zu nehmen. Aber ich hab mich gefreut als ich über diesen Faden gestolpert bin und staune tatsächlich, wie viel ihr doch schon zusammen getragen habt.
Asirdam
Beiträge: 60
Registriert: Di 11. Okt 2016, 13:07
Wohnort: Hagen

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Asirdam »

Ich bin gestern auch wieder mal über was gestolpert... über griechische Sagen. Und siehe da: die Geschichte von Odysseus kam mir seltsam bekannt vor. Hier ist sie:
Auf seinen Reisen war Odysseus mit seiner Mannschaft in die Gewalt des Zyklopen Polyphem geraten, der die Männer in seiner Höhle einsperrt, um sie nach und nach zu verspeisen. Neben Menschenfleisch hatte der Riese eine ausgeprägte Vorliebe für Wein. Am Abend verleibte er sich ein ganzes Fass davon ein, selbst für einen Zyklopen eine beträchtliche Menge. Als Polyphem darauf in einen tiefen Schlaf fiel, nutzte Odysseus die Gelegenheit und stach dem Monstrum mit einem angespitzten Pfahl das einzige Auge aus. In dem folgenden Chaos entkamen er und seine Männer zurück auf ihr Schiff. Polyphem blieb hungrig - und blind - zurück.
Klar, das ist der Beginn von "Rumo"! Auch hier sperren Zyklopen andere Wesen zwecks Fressens in eine Höhle ein und verspeisen sie nach und nach. Der Held ist hier nicht Odysseus, sondern Rumo höchstpersönlich, der die Zyklopen besiegt, indem er ihnen nicht das Auge aussticht - aber die Zunge = das Rückgrat bricht. Und die Speisekammer der Zyklopen leer sich im folgenden Chaos bis auf das letzte Lebewesen, die sich alle an die Küste retten können.
Asirdam
Beiträge: 60
Registriert: Di 11. Okt 2016, 13:07
Wohnort: Hagen

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Asirdam »

Oh, noch was... Obwohl das vielleicht nur Zufall ist? Aber istin Zamonien irgendwas Zufall? Wohl nicht...
Die Erstbesteigung des Mount Everest ohne Sauerstoffgerät hat sich am 8.Mai diesen Jahres zum 40. mal gejährt. In einem Bericht über diese waghalsige Besteigung durch Reinhold Messner und Peter Habeler darf ich lesen, dass sie ihren ersten Versuch abbrechen mussten und zum Basislager zurückkehrten. Warum? Habeler hatte sich eine Vergiftung zugezogen. Er hatte auf dem Weg verdorbene ÖLSADINEN gegessen... Nach ein paar Tagen machten sich die Zwei an den nächsten Besteigungsversuch.
Hoher Berg, eigentlich ungezwingbar, Ölsadinen... Das kommt mir doch alles sehr bekannt vor... Unsere Nachtschule in den Finsterbergen, in Bergen, die unbezwingbar sind. Und was bekommt man auf solchen Bergen zu Essen? Ölsardinen! Egal ob 1978 auf dem Mount Everest oder 2018 in den Finsterbergen - es gibt Ölsardinen! Wenn das kein Zufall ist...
Asirdam
Beiträge: 60
Registriert: Di 11. Okt 2016, 13:07
Wohnort: Hagen

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Asirdam »

ÖlsaRdinen natürlich. Irgendjemand hat das R gefressen...
Benutzeravatar
Molotas
Beiträge: 447
Registriert: So 19. Jul 2015, 01:58

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Molotas »

Hm, das ist natürlich alles recht vage und spekulativ, aber es könnte durchaus sein, stimmt. :)
Kubah
Beiträge: 27
Registriert: Di 12. Jan 2016, 06:46

Re: Die 13½ Millionen versteckten Andeutungen des Walter Moers...

Beitrag von Kubah »

*schämt sich ein bisschen*...ich hab ja neulich erst gelernt, dass ein fotografisches Gedächtnis wissenschaftlich als "eidetisches Gedächtnis" bezeichnet wird....
Antworten