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Der Tod des Bademeisters
Verfasst: Fr 24. Mai 2019, 14:02
von Andray DuFranck
DER TOD DES BADEMEISTERS
Ein surrealistisches Drama in mehrereren Umzügen
Autor: Wernergunst von Laugenmetz
In druckbare Form gebracht von: Andray DuFranck
Regie: Der Zamonische Rundfunk
PROLOG
Mitwirkende:
SABBERJUPP D.Ä. (mit weißem Rauschebart und pfeifenförmig gebogener Phogarre), DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel)
Ort:
Raucherecke der Nachtschule. SABBERJUPP sitzt gemütlich auf dem Roten Sofa und raucht, DIE BANDE hat es sich auf dem Beckenrand des Tratschwellenpools gemütlich gemacht. Dichter Phogarrenqualm durchzieht den Raum. Ab und zu hustet jemand angeekelt.
SABBERJUPP (spuckt in den Pool)
… und so kam es, dass der böse Wolf das kleine Rotkäppchen zerfleischte und auffraß. Und es kehrte nie nie nie wieder zu seiner Mutter zurück.
(vereinzelter matter Applaus, Gähnen im Publikum, Little Amanda kratzt sich gelangweilt am Knie)
OJAHNNCHEN:
Du warst auch schon mal besser, alter Zausel.
OBSTILEIN (wirft einen Apfelgriebsch nach SABBERJUPP):
Lahmer Mist.
SABBERJUPP (erregt):
Was, ihr undankbares Gesocks! Wie könnt ihr es wagen? Mit diesem Kracher habe ich damals beim Lügenduell in Atlantis locker zehn Punkte abgeräumt!
BIMMEL THE KID:
Das muss schon Jahrtausende her sein.
ANDRAY LE PETITE:
Jo. Lass dir mal was Neues einfallen.
NEWBORN RUMPEL (drohend):
Sonst kriegste die Gewalt von meinem Plüschhelm zu spüren!
SABBERJUPP:
Na wartet. Also, hört zu. Da war einmal ein Fönig, der wollte keinen Frieg mit Kranfreich…
BABY MINUS:
A-U-F-H-Ö-R-N!!!
LITTLE AMANDA:
Das haste von einem überspannten Comiczeichner geklaut!
DIE BANDE:
Buuuh! Hau ab! Verpfeif dich!
(Man wirft mit abgenagten Maiskolben, Bierkrügen und einem Plüschhelm)
SABBERJUPP:
Ruhe, ihr undankbaren Wichte! Na gut, ihr zwingt mich dazu. Dann werde ich eben die schwere Artillerie auspacken! Meine nächste Geschichte heißt…
(Blitz, unheilschwangerer Akkord)
… DER TOD DES BADEMEISTERS…
(entsetzte Schreie, Donnergrollen, Atomare Explosion, Weltuntergang)
Es begab sich also zu der Zeit…
DIE BANDE (unisono):
Alter Hut!
1. UMZUG
Mitwirkende:
DER TRAINER (im Trainingsanzug, mit Stoppuhr), DER ALBATROS (muskulös, in Badehose), DAS MODEL (im knappen Bikini), DER BADEMEISTER (in T-Shirt und weißen Shorts, mit Trillerpfeife)
Ort:
Mitten in der Süßen Wüste. Ringsherum nur Zuckersand, soweit das Auge reicht. Die Sonne brennt gnadenlos.
DER TRAINER:
Das Bühnenbild ist falsch!
DER ALBATROS:
Ich will zu meiner Mami.
DAS MODEL:
Ist einer von Ihnen Herr Godot?
Der BADEMEISTER (bläst in die Trillerpfeife):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
DER TRAINER:
Ich möchte den für das Bühnenbild verantwortlichen Mitarbeiter sprechen.
DER ALBATROS:
Ich krieg Sonnenbrand! Hat jemand Sonnenöl mit?
DAS MODEL:
Soll ich mich wieder anziehen?
DIE ÜBRIGEN:
Nein! Bloß nicht!
(Alle setzen sich im Kreis auf den Boden)
DER ALBATROS:
Au! Was ist das? Ich hab mich auf einen Kaktus gesetzt.
DER TRAINER:
Das Zeug wächst hier überall.
DAS MODEL:
Ein Gimp-Kaktus. Soviel ich weiß, sind die giftig…
DER ALBATROS:
Wie bitte? Oh je.
(Er kippt tot nach hinten um)
DER BADEMEISTER:
Hat jemand Lust auf Skat?
DER TRAINER:
Skat? Lieber sterb ich.
(Er kippt tot nach hinten um)
DER BADEMEISTER:
Partie Schach gefällig?
DAS MODEL:
Wo Herr Godot nur bleibt? Oder zumindest mein Agent. Oh, ich schmelze, ich schmelze.
(Sie schmilzt und versickert im Wüstensand. Am Ort ihres Todes erblüht ein Gimpkaktus)
DER BADEMEISTER (aufspringend und in irrem Zickzack dem Horizont entgegenhüpfend):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
2. UMZUG
Mitwirkende:
HERR SCHWANDROVSKY (im schwarzen Anzug, mit gepunkteter Krawatte), HERR GODOT (trägt ein Hawaii-Hemd, geblümte Knickerbocker und einen Panamahut), DER BADEMEISTER (in T-Shirt und weißen Shorts, mit Trillerpfeife)
Ort:
Der höchste Gipfel des Hutzengebirges. Die Felsnadel ist so spitz, dass sich alle Akteure auf kleinstem Raum zusammendrängen müssen. Die Aussicht auf das umliegende Zamonien ist grandios.
HERR GODOT:
Wo dieses Model nur bleibt? Seit Stunden, Tagen, Wochen harre ich hier aus… vergebens. Und diese Zweifel, immer diese Zweifel. Sollte ich nun links um Wolperting herum oder rechts? Es ist ein Drama.
HERR SCHWANDROVSKY:
Da haben Sie recht. Es steht schon im Titel. „Ein surrealistisches Drama in mehrereren Umzügen.“ Ich bin gespannt, was da noch kommt. Das Ding soll ja das reinste Ei des Columbus sein. Jedenfalls flüstert man sich das in Kornheim hinter vorgehaltener Hand zu.
HERR GODOT:
Aber es passiert doch gar nichts. Ich warte hier schon seit Jahren auf mein Model und sie kommt nicht.
(Schreit verzweifelt)
Sie kommt einfach nicht.
HERR SCHWANDROVSKY:
Nur keine Aufregung, mein Herr. Das ist ein alter Autoren-Trick um die Spannung zu erhöhen.
HERR GODOT:
Aber ich langweile mich so. Wenn wenigstens zwei Clowns hier wären, um mich zu amüsieren.
HERR SCHWANDROVSKY:
Nun, warum soll es Ihnen anders ergehen als dem Publikum?
HERR GODOT:
Noblesse Oblige. Ich habe es satt. Ich setze mich jetzt hin.
HERR SCHWANDROVSKY:
Nein! Tun Sie das nicht! Die Gimp-Kakteen…
HERR GODOT (kalt):
Hier gibt es keine Gimp-Kakteen, mein Bester!
(Er setzt sich und spießt sich selbst an der Bergspitze auf)
HERR SCHWANDROVSKY:
Liebling! Liebling! Wie konntest du mir das antun?
(Er erliegt einem Herzinfarkt)
DER BADEMEISTER (in irrem Zickzack den Berg hinunterhüpfend):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
3. UMZUG
Mitwirkende:
DER DETEKTIV (in Mantel und karierter Jagdmütze, mit Shagpfeife und bratpfannengroßer Lupe), DER TRAINER (tot), DER ALBATROS (tot)
Ort:
Mitten in der Süßen Wüste. Ringsherum nur Zuckersand, soweit das Auge reicht. Die Sonne geht am Horizont mit prächtigem Farbenspiel unter.
DER DETEKTIV (schleicht gebückt um die Leichen herum und betrachtet sie intensiv mit der Lupe):
Soso…Hmmmm…jaja…das hab ich mir so gedacht… Oho, was ist denn das?... Ach so, nur ein Fussel… hmmm… seltsam… das muss ich mir näher ansehen… tjaja, so geht’s im Leben… hmhm… wirklich ein paar schöne Leichen… Uiuiui, das muss aber gepiekt haben…
Jetzt hab ich’s.
(Er steht auf und nimmt dem TRAINER die Geldbörse aus der Tasche)
Das braucht er wohl nicht mehr. Nun ja, man muss sehen, wo man sein Gehalt herbekommt. (Brüllt) Sie sind alle verhaftet. Diese Brieftasche ist als Beweismittel konfisziert! Bewegen Sie sich nicht von der Stelle, bis die Polizei eintrifft!
(Er holt einen Flachmann aus der Innentasche seines Mantels, öffnet ihn, gießt den Inhalt auf den Wüstenboden und formt aus dem feuchten Zuckersand eine kleine Zuckerskulptur in Form einer Buddha-Statue. Inzwischen ist die Sonne untergegangen, es wird sehr rasch sehr finster.)
Wohlan, es sinkt die Nacht herein,
Die Leiche hier stinkt wie ein Schwein.
Das Dichten müsst ihr mir vergeben-
Ich wollte nie als Künstler leben.
Doch kam’s dem Autor in den Sinn,
Er schrob das wohl im Vollrausch hin.
Jetzt nervt er mich mit Knittelreimen,
Will so wohl bei den Dichtern schleimen.
Ich kann das nicht. Ich kann das nicht!
Oh seht, wie sich mein Geist erbricht.
Ein solch verpatzter Scheibenkleister
Entspringt nur einem Bademeister.
(Er wirft wutentbrannt Mütze, Mantel, Lupe und Shagpfeife auf die Erde und singt, in irrem Zickzack dem Horizont entgegenhüpfend):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
(DER TRAINER und DER ALBATROS erheben sich taumelnd.)
DER TRAINER:
Puh.
DER ALBATROS:
Isser weg?
DER TRAINER:
Endlich. Leute gibt’s…
DER ALBATROS:
Jetzt fehlt nur noch Herr Godot, dann haben wir’s.
DER TRAINER (flüsternd):
Was?
DER ALBATROS (lauter):
Wie bitte?
DER TRAINER (schreiend):
Was haben wir dann?
DER ALBATROS (maßlos erstaunt):
Das weißt du nicht?
DER TRAINER (entwaffnend ahnungslos):
Nee. Du etwa?
DER ALBATROS (sichtlich gelangweilt):
Die Heilige Dreifaltigkeit. Die Drei Kleinen Schweinchen. Die Drei Teufels Namen. Oder so. Glaub ich mal.
DER TRAINER (winselnd):
Oh. Wirklich? Das enttäuscht mich jetzt aber. Ich hatte eigentlich…
DER ALBATROS (mit leise drohendem Unterton in der Stimme):
Was? Oh sag es, Liebling!
DER TRAINER (schluchzt):
Ich kann nicht!
DER ALBATROS (total hoffnungslos):
Ich wusste es. Nun denn, leb wohl.
(Er dreht sich um, springt in den Sand und krault dem Horizont entgegen)
DER TRAINER (hebt die Shagpfeife des DETEKTIVS auf und bläst hinein, schreit):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
4. UMZUG
Mitwirkende:
HERR SCHWANDROVSKY (im schwarzen Anzug, mit gepunkteter Krawatte), HERR GODOT (trägt ein Hawaii-Hemd, geblümte Knickerbocker und einen Panamahut), DER BADEMEISTER (Stimme aus dem Off)
Ort:
Steiler, äußerst schmaler Saumpfad in den Hutzenbergen. HERR SCHWANDROVSKY und HERR GODOT stehen mit dem Rücken zur Felswand und schieben sich vorsichtig Zentimeter um Zentimeter voran.
DER BADEMEISTER (Stimme aus dem Off):
So, Leute. Zur allgemeinen Verwirrung gibt’s nun eine kleine Rückblende.
HERR GODOT:
… und dann sagt sie zu mir, Willy, sagt sie, ich heiß nämlich Willy mit Vornamen, wissen Sie, dann sagt sie, Willy, sagt sie, dort auf dem höchsten Gipfel des Hutzengebirges will ich auf dich warten, sagt sie, und wenn ich nicht da bin wenn du kommst, sagt sie, Willy, dann wart ein paar Minuten und dann bin ich gleich bei dir…
HERR SCHWANDROVSKY (mit zusammengebissenen Zähnen):
Halten Sie das Maul. Halten Sie endlich ihr verfluchtes Maul, sonst gibt’s hier oben noch ein Unglück.
HERR GODOT:
… ja, und da hab ich mich dann natürlich gleich auf den Weg gemacht, wissen sie, so eine Einladung von einem Bikinimodel schlägt man ja nicht aus und ich sag zu mir, Willy, sag ich, Willy, es ist doch egal, ob du links oder rechts herum um Wolperting gehst, haha, es ist ja doch alles die gleiche Richtung, nicht wahr, meinen Sie nicht auch, das ist doch schnurz-piep-egal ob man da links oder rechts herum geht, es kommt alles auf die gleiche Hundekacke raus, haha, kapiert, ja, haben Sie den Witz kapiert, haha, die gleiche Hundekacke, verstehen Sie, hahaha, ich lach mich weg, wissen Sie, da leben ja lauter Wolpertinger, haha, und die sehen aus wie Hunde, hahaha, ich lach mich tot…
HERR SCHWANDROVSKY (mit zusammengebissenen Zähnen):
Hoffentlich. Hoffentlich.
HERR GODOT:
… und jetzt bin ich da voller Erwartung, es ist ja wohl nicht mehr weit, wir sind ja schon über sechstausend Meter, haha, der Gipfel der Genüsse schon in Sicht, haha, brilliantes Wortspiel, wie, und das soll mir mal einer nachmachen, erst eine solche Kletterpartie in schwindelnden Höhen und dann noch so was… äh … sie wissen schon … Wiedersehensfeier … äh … Zeugungsaktivitäten … äh … unterm Gipfelkreuz, jaha, das kann nicht jeder, nicht wahr, ja, und warum kraxeln Sie eigentlich hier rauf?
HERR SCHWANDROVSKY (aufs Äußerste gereizt):
Um Dir den Hals umzudrehen, du Arschl….
(Er strauchelt bei dem Versuch, GODOT zu packen und stürzt in die Tiefe)
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhh
DER BADEMEISTER (Stimme aus dem Off):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
HERR GODOT:
Upps… Passen Sie auf, hier geht’s ganz schön tief runter. Ist Ihnen was passiert? Herr Schwandrovsky, geht’s Ihnen gut? So antworten Sie doch.
HERR SCHWANDROVSKY:
Aaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh………………………..
HERR GODOT:
Ungehobelter Kerl.
5. UMZUG
Mitwirkende:
KARL RANSEIER (tot), DER TRAINER (untot), DER ALBATROS (im Kittelschurz, mit Kopftuch und knallrot geschminkten Lippen, untot), DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel), DER BADEMEISTER (völlig verwildert, mit übergroßer Trillerpfeife und Rettungsring)
Ort:
Idyllischer Bauernhof in Fhernhachingen. In der Guten Stube sind Papa (DER TRAINER), Mama (DER ALBATROS), Ur-Opa (KARL RANSEIER) und die Kinder (DIE BANDE) versammelt. Am großen Holztisch wird gemalt und gebastelt. Schilder mit dem Text „Nicht vom Beckenrand springen“ liegen überall herum.
DER TRAINER:
Urahne, Vater, Mutter und Kind
Friedlich in der Stube versammelt sind.
Sie lachen und singen und leiden nicht Not,
Der Ur-Opa grinset, zum Glück ist er tot.
Und aus den finstersten Winkeln sich recken
Formschöne Schilder an knorrigen Stecken.
Ja, wir sind Fhernhachen, wir mögen kein’ Krach,
denn heute da feiern wir… Badmeistertach!
DER ALBATROS:
Oh, Gedichte. Da kenne ich auch eins.
(deklamiert)
Vorfreude
Kinder, bringt die Schere,
Farbe und Papier.
Den berühmten Nattifftoffen
Ehren wollen wir.
Der vor vielen Jahren
Es für nötig fand,
Mahnend hinzuweisen auf den
Sprung vom Beckenrand.
Schreckliche Gefahren
Sah er überall –
Selbst im klaren Badewasser
Lauernd den Unfall.
Dies war unverzeihlich,
Regeln mussten her:
Ausdrucksstarke Hinweisschilder
Für den Schwimmverkehr.
Kinder, schwingt die Pinsel,
schreibt ein schönes Schild.
Hängt es an die Fensterscheibe,
Kränzt mit Laub das Bild
Jenes Herrn von Lauge,
der beschert uns heut
Solch ein Feiertagsvergnügen
Lustbarkeit und Freud.
Sind die Pommes nun bereit ?
Mayo drauf nen fetten Schlag.
Heut ist keine Arbeitszeit,
Heut ist BADEMEISTERTAG !
(Die Tür fliegt mit einem Krachen auf. Im Gegenlicht sieht man die Silhouette des BADEMEISTERS, gebückt und mit wirren Haaren. Seine Augen leuchten rot.)
DER BADEMEISTER (tierhaft):
Nur keine Panik, Herrschaften. Hilfe naht!
(Er schleudert den Rettungsring ins Zimmer. Der Ring trifft Andray Le Petite. Dieser kippt tot nach hinten um.)
OBSTILEIN:
Oh mein Gott, sie haben Andray getötet!
LITTLE AMANDA:
Die Schweine!
NEWBORN RUMPEL:
Und diesen Schwachsinn soll ich mein Leben lang mitmachen? Nix da! Jetzt werde ich grob!
(Er drückt auf den roten Knopf an der Wand. Entsetzte Schreie, Donnergrollen, Atomare Explosion, Weltuntergang)
DER ALBATROS:
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
DER BADEMEISTER:
Aua.
6. UMZUG
Mitwirkende:
HERR SCHWANDROVSKY (im schwarzen Anzug, mit gepunkteter Krawatte), HERR GODOT (trägt ein Hawaii-Hemd, geblümte Knickerbocker und einen Panamahut), DER BADEMEISTER (in T-Shirt und weißen Shorts, mit Trillerpfeife), DAS MODEL (im knappen Bikini), DER DETEKTIV (nur mit Feinripp-Unterwäsche bekleidet), KARL RANSEIER (tot)
Ort:
Ein mitten im Nichts schwebendes Stück Fels. Darauf ein großer Esstisch, beladen mit Süßigkeiten, Getränken und Spielmaterial. Das Spiel „Trivial Pursuit – Zamonien Edition“ ist in vollem Gange.
DER DETEKTIV:
Vier. Damit lande ich… auf der grünen Wissensecke.
HERR GODOT:
Herr Ranseier, grüne Frage vorlesen!
HERR SCHWANDROVSKY:
Er ist tot, du Arsch. Tot, tot, tot. Das sage ich jetzt zum hundertstenmal.
HERR GODOT:
Herr Ranseier, etwas flotter bitte. Wir haben keine Ewigkeit Zeit.
HERR SCHWANDROVSKY (mit zusammengebissenen Zähnen):
Das IST die Ewigkeit, du Wurm!
HERR GODOT:
Ach, apropos Ewigkeit, hab ich Ihnen denn schon erzählt wie wir beide uns kennen gelernt haben? (Er zwickt das neben ihm sitzende MODEL in den Po)
Eine tolle Geschichte übrigens… haha… Sie werden sich weglachen…
DAS MODEL:
Erlauben Sie mal, mein Herr. Wir kennen uns doch gar nicht.
DER DETEKTIV:
Aha! So ist das also! Das Spiel ist aus, Schurke! Runter mit der Maske, runter damit!
(Er zieht GODOT die Gummimaske vom Gesicht. Zum Vorschein kommt BIMMEL THE KID)
BIMMEL THE KID:
Na, das kann ich auch. Schluss mit der Scharade!
(Er zieht dem DETEKTIV die Gummimaske herunter. Zum Vorschein kommt OJAHNNCHEN. DAS MODEL zieht KARL RANSEIER die Gummimaske herunter. Zum Vorschein kommt ANDRAY LE PETITE. Er ist tot.)
DAS MODEL:
Oh mein Gott, das ist gar nicht Obstilein. Jetzt kapiere ich überhaupt nix mehr.
HERR SCHWANDROVSKY (zieht dem MODEL die Gummimaske vom Gesicht)
Dachte ich’s mir doch. So begegnen wir uns wieder, Little Amanda, meine alte Erzfeindin!
DER BADEMEISTER (zieht Herrn SCHWANDROVSKY die Gummimaske vom Gesicht):
Mach nicht so einen Wind, BABY MINUS. Wir wissen alle, was hier gespielt wird.
DIE ÜBRIGEN (verständnislos):
Ehrlich?
DAS STÜCK FELS (zieht sich selbst die Gummimaske vom Gesicht, es ist OBSTILEIN):
Na, dann kann ich ja auch die Maske fallen lassen… denn jetzt ist klar, wer uns den ganzen Mist hier eingebrockt hat!
(Er deutet anklagend auf den BADEMEISTER)
Der da!!!
DER BADEMEISTER (reißt sich die Gummimaske vom Gesicht, es ist SABBERJUPP D.Ä.)
Na und? Und wenn schon… lebend kriegt ihr mich jedenfalls nie ihr (Piiiiiiiiiiiiep)
(er springt unter diabolischem Hohngelächter auf und rennt durch den Notausgang hinter der Bühne hinaus auf die Straße. Dort erfasst ihn ein zufällig vorbeifahrender Ochsenkarren und walzt ihn platt.)
OBSTILEIN (resignierend):
Na, das war’s dann wohl. Kann ich für ihn mitspielen?
OJAHNNCHEN:
Meinetwegen. Andray war grade dran mit Vorlesen.
BABY MINUS:
Aber der ist doch tot…
LITTLE AMANDA:
Jetzt fang nicht wieder mit diesem Bockmist an, Minus. Andray, vorlesen!
ANDRAY LE PETITE:
…
BIMMEL THE KID:
Lauter!
(Während der Tisch mit den Spielern langsam in die Unendlichkeit hinwegtreibt, schließt sich der Vorhang)
ENDE
Re: Der Tod des Bademeisters
Verfasst: Fr 24. Mai 2019, 14:03
von Andray DuFranck
Absurdes Theater in Reinkultur. Oh Bimmelchen, wenn Du damals nicht gewesen wärst...
Aber wartet mal ab... da kommt noch mehr.
Re: Der Tod des Bademeisters
Verfasst: Fr 24. Mai 2019, 14:05
von Andray DuFranck
Etwas Ungeheuerliches kommt auf uns zu…
… und es trägt weiße Bermuda-Shorts!
DER TOD DES BADEMEISTERS II – Die Chlor-Kriege
Rechtzeitig zum Ende der Freibadsaison
hier in dieser Dunkelkammer.
Sei vorsichtig! Sei wachsam! Halte Deine Schwimmflügel bereit!
Das Grauen kommt näher…
… und es trägt weiße Bermuda-Shorts, bunte Socken und braune Sandalen!
DER TOD DES BADEMEISTERS II – Die Chlor-Kriege
Rechtzeitig zum Ende der Freibadsaison
hier in dieser Dunkelkammer.
Sei vorsichtig! Sei wachsam! Halte Deine Schwimmflügel bereit!
Der Horror ist angekommen…
… und er trägt weiße Bermuda-Shorts, bunte Socken, braune Sandalen und eine Trillerpfeife!
DER TOD DES BADEMEISTERS II – Die Chlor-Kriege
Ein neues surrealistisches Drama in noch viel mehrereren Umzügen
Autor: Wernergunst von Laugenmetz
In druckbare Form gebracht von: Andray DuFranck
Regie: Der Zamonische Rundfunk
PROLOG
Mitwirkende:
SABBERJUPP D.Ä. (mit weißem Rauschebart und pfeifenförmig gebogener Phogarre), DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel)
Ort:
Raucherecke der Nachtschule. SABBERJUPP sitzt bequem auf dem Roten Sofa und raucht, DIE BANDE hat es sich (offenbar nicht ganz freiwillig) auf dem Beckenrand des Tratschwellenpools gemütlich gemacht. Dichter Phogarrenqualm durchzieht den Raum. Ab und zu hustet jemand angeekelt.
SABBERJUPP (spuckt in den Pool):
… und so kam es, dass die hässlichen Schwestern den Prinzen wegen seelischer Grausamkeit, der Vorenthaltung von gläsernem Schuhwerk und der Anstiftung zur Selbstverstümmelung anzeigten und sie fanden einen willfährigen Rechtsanwalt und der Prinz einen publicitygeilen Richter. Und der Prinz ging zehn Jahre in den Knast und danach lebenslang in Sicherheitsverwahrung und das Aschenputtel machte Karriere als diplomierte Fußbodenmasseuse und Ein-Pyra-Jobberin. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann… äh… ja dann…
OJAHNNCHEN:
… jaja, dann leiden sie noch heute. War’s das jetzt endlich?
SABBERJUPP (genervt):
Nee nee, da kommt noch viel mehr. Glaubt ihr etwa, ich lasse euch so billig davonkommen? Was glaubt ihr denn, wie viel Mühe ich hatte, eure Fußketten mit den Eisenkugeln und die Handschellen zu besorgen.
OBSTILEIN:
Wie wär’s mit ein paar Pyra, damit du wenigstens aufhörst, uns mit deinem Müll vollzulabern, solange du uns babysittest?
SABBERJUPP (fährt auf):
Was? Ihr kleinen Pupser glaubt wirklich, ihr könntet mich bestechen? Wie viel?
BABY MINUS (wühlt in seinen Windeln und zieht einen Schokoriegel heraus):
Da. Die längste Praline der Welt. Mehr hab ich nicht anzubieten.
DIE BANDE (würgt kollektiv)
(ANDRAY LE PETITE holt eine Nagelfeile hinter dem Rücken hervor und gibt sie an LITTLE AMANDA weiter. Diese beginnt, ihre Fußfessel durchzufeilen. BIMMEL THE KID klaut NEWBORN RUMPEL den Plüschhelm und wirft ihn nach SABBERJUPP. Die Gruppe wird zunehmend unruhig.)
SABBERJUPP (knallt mit der Büffelpeitsche):
Ruhe! Ordnung! Respekt! Respekt! Ruhe! Meine Nerven! So gebt doch endlich Ruhe!
DIE BANDE (singt engelsgleich):
Ein Männlein steht im Walde
Im Dorngestrupp.
Ich glaub, das ist Der Alte,
der Sabber-Jupp.
Siehste da den Sabber-Jupp
Mit dem Bauch voll Knoblauchsupp‘
Im Gestrupp vor‘m Swihihihihinger-Club.
SABBERJUPP (brüllt):
Unverschämtheit! Das schreit nach Rache! Na wartet, ich mache euch fertig! Dann heißt meine nächste Geschichte eben…
(Blitz, unheilschwangerer Akkord)
… DER TOD DES BADEMEISTERS II – Die Chlor-Kriege…
(entsetzte Schreie, Donnergrollen, Atomare Explosion, Weltuntergang)
Es begab sich also zu der Zeit…
DIE BANDE (unisono, gedehnt, mit übertriebener Betonung):
Ja ist denn schon wieder Weihnachten?
1. UMZUG
Mitwirkende:
DER TRAINER (im Trainingsanzug, mit Stoppuhr), DER ALBATROS (muskulös, in Badehose), DAS MODEL (im knappen Bikini), DER BADEMEISTER (in bunten Socken, braunen Sandalen, T-Shirt und weißen Shorts, mit Trillerpfeife), HERR GODOT (in zerrissenem Anzug)
Ort:
Rand eines leeren Schwimmbeckens in Fhernhachingen. Es schneit. DER TRAINER, DER BADEMEISTER und DAS MODEL stehen bibbernd und irgendwie verloren in der Gegend herum.
DER BADEMEISTER (fröhlich ins Publikum winkend):
Adieu, Adieu. Da gehen sie hin, die letzten Gäste. Die Saison ist vorbei.
DAS MODEL:
Mir ist langweilig. Gibt’s hier keinen Visagisten? Wenn nur Herr Godot hier wäre. Der ist zwar ein Depp, aber wenigstens gut geschminkt.
(Prusten und Schnaufen im Hintergrund. DER ALBATROS klettert aus dem leeren Becken)
DER ALBATROS (atemlos):
Und? Wie war ich? Wie war meine Zeit?
DIE ÜBRIGEN (unisono):
Zu lang!
DER ALBATROS:
Ihr… ihr… ihr seid alle verknöcherte Spießer. Nie geht’s euch schnell genug. Wenn wenigstens Herr Godot hier wäre. Der ist zwar ein Depp, aber wenigstens gemütlich.
DER BADEMEISTER:
Und anständig. Das kann man ja nicht von jedem hier behaupten.
(Er blickt ostentativ den ALBATROS an)
Ich wünschte, Herr Godot wäre hier. Der ist zwar ein Depp, aber er springt wenigstens nicht vom Beckenrand.
DER ALBATROS:
Hey! (er deutet auf den TRAINER) Er hat’s mir befohlen.
DER TRAINER:
Faule Ausreden. Wenn doch nur Herr Godot hier wäre. Der ist zwar ein Depp, aber er würde mir bestimmt Recht geben.
(Bimmeln eines Eiswagens im Hintergrund)
ALLE (durcheinander):
Eis! Endlich! Wir wollen Eis! Ich will Vanille! Ich Petroleum! Ich auch!
(Sie rennen in verschiedene Richtungen davon. Der ALBATROS mischt sich unters Publikum. Längere Stille)
HERR GODOT (kommt völlig abgehetzt und mit ruiniertem Make-Up auf die Bühne gerannt, brüllt):
Trainer! Du verlogenes Arschloch! Na warte, wenn ich dich erwische! Ich mach dich kalt!
(Er springt ins leere Becken)
DER BADEMEISTER (aus dem Off):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
HERR GODOT:
Aua!
2. UMZUG
Mitwirkende:
HERR SCHWANDROVSKY (in orangefarbenem Müllmänner-Overall), KARL RANSEIER (tot), MYSTERION (in schwarzem Cape), BATMAN (ebenfalls in schwarzem Cape), HERR GODOT (in abgetragenem Anzug)
Ort:
Eine öffentliche Bedürfnisanstalt für Männer in Atlantis. Der Raum wirkt verwahrlost und stinkt, die Kacheln sind gesprungen und teilweise abgefallen. Obszöne Graffiti und Schmierereien bedecken die Wände. MYSTERION steht an einem Urinal, KARL RANSEIER liegt bewegungslos in einer offenen Toilettenkabine.
HERR SCHWANDROVSKY (im Hereinkommen):
Servus allerseits. Na, wie läuft’s?
MYSTERION (mit rauer, offensichtlich elektronisch verzerrter Reibeisenstimme):
Danke, es läuft so. Diese Stadt ist eine Kloake. Und ich bin gerade dazu verdammt, sie zu benutzen. Das finde ich sehr unbefriedigend.
(Er zeigt auf KARL RANSEIER)
Der Typ da hinten ist übrigens tot. Wollte ich nur mal gesagt haben. Aber wen von uns kümmert das schon?
BATMAN (im Hereinkommen):
Servus allerseits. Läuft’s noch?
KARL RANSEIER:
…
BATMAN (tritt KARL RANSEIER in die Rippen):
Unhöflicher Kerl. Da stellt man eine ganz einfache Frage und der antwortet noch nicht einmal.
MYSTERION:
Er ist tot.
BATMAN:
Ah so. Na dann Entschuldigung, guter Mann. Es war nicht so gemeint.
(Er tritt ans Urinal und öffnet seinen Reißverschluss. Man hört es plätschern.)
HERR SCHWANDROVSKY:
Hört mal alle her. Ein Witz. Was zum Lachen für euch müde Bande…
ALLE (inklusive KARL RANSEIER):
Bitte nicht…
HERR SCHWANDROVSKY (in extrem schläfrigem Tonfall):
Also den Witz hab ich gehört von meinem Freund, dem Herrn Godot. Den kennt ihr ja alle, nicht?
ALLE (inklusive KARL RANSEIER):
Ja, den kennen wir alle NICHT. Hören Sie auf!
HERR SCHWANDROVSKY:
Und der hat ihn mir vorgestern früh in der Lorenbahn erzählt. Oder war’s gestern im Luftschiff? Naja, ist ja auch nicht sehr wichtig, nicht?
ALLE (inklusive KARL RANSEIER):
Ja, ist NICHT sehr wichtig nicht. Hören Sie auf! Hören Sie BITTE auf.
HERR SCHWANDROVSKY:
Jedenfalls trifft da ein Bergzwerg einen Yeti und der hat Hunger und steht gerade vor einer Hoawief-Pizzeria, ich meine, der Yeti, oder war’s der Bergzwerg? Tja, was weiß ich, nicht?
ALLE (inklusive KARL RANSEIER):
Ja, was wissen Sie NICHT? Alles. Hören Sie auf! Hören Sie BITTE auf. Sonst gibt es ein Unglück.
HERR SCHWANDROVSKY:
Das kommt mir bekannt vor. Wenn ich nur wüsste, woher. Ach, jetzt hab ich den Faden verloren. Und die Pointe vergessen. Und ihr seid schuld, nicht?
KARL RANSEIER (erhebt sich taumelnd):
Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!
BATMAN:
Ruhe da hinten, es wird gerade spannend.
KARL RANSEIER:
Ach so. Entschuldigung. (Fällt wieder tot hin)
HERR SCHWANDROVSKY:
Ich sagte doch, ich habe die Pointe verloren. Wenn nur Herr Godot hier wäre, der wüsste sie ganz bestimmt noch. Na macht nichts, ich kenne ja noch einen anderen…
ALLE (inklusive KARL RANSEIER):
Neeeeeeeiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnn……..
(Sie stürzen in alle Richtungen davon. MYSTERION versucht, sich unters Publikum zu mischen und kollidiert dabei unsanft mit dem ALBATROS.)
HERR SCHWANDROVSKY:
Na dann halt nicht. Adieu. Ich weiß, wenn ich nicht mehr erwünscht bin. War schon immer so. Abgelehnt und vergessen. Von der Welt ignoriert. Naja, ich kannte mal einen Troll, der hieß Wyschinski…
(Er schleicht von der Bühne. Längere Stille)
HERR GODOT (kommt auf die leere Bühne, sieht sich erstaunt um):
Wo sind die denn alle? Herr Schwandrovsky, ich hab die Pointe von meinem Witz vergessen, bitte helfen Sie mir… bitte… ich hab doch sonst niemanden auf der Welt…
(Er taumelt zur anderen Bühnenseite hinaus, sein Schluchzen verklingt in der Ferne)
BATMAN (kommt auf Zehenspitzen herein, zeigt auf den ALBATROS und MYSTERION im Publikum):
Wehe, einer von euch Gurken springt vom Beckenrand, solange ich nicht da bin.
(Er verschwindet in einer leeren Toilettenkabine und knallt die Tür hinter sich zu.)
3. UMZUG
Mitwirkende:
SABBERJUPP D.Ä. (mit weißem Rauschebart und pfeifenförmig gebogener Phogarre), DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel), DER ALBATROS (im Publikum), MYSTERION (ebenfalls im Publikum), ein BLUTSCHINK, BATMAN (mit heruntergelassener Hose), KARL RANSEIER (tot), ein YETI, hunderte von Komparsen.
Ort:
Großer Platz vor einer öffentlichen Bedürfnisanstalt in Atlantis. Hunderte von Zamoniern wuseln herum und machen die Situation höchst unübersichtlich. SABBERJUPP und DIE BANDE bahnen sich mühsam einen Weg durch die Menge. SABBERJUPP trägt einen Stock mit einem schwarzen Wimpel, Obstilein ein Plakat mit der Aufschrift „Schulausflug der Nachtschule“. NEWBORN RUMPEL, der als letztes läuft, hat ein Schild auf dem Rücken, auf welchem „ENDE“ steht.
SABBERJUPP (brüllt mit sich überschlagender Stimme):
Zusammenbleiben, Jungs und Mädels, zusammenbleiben! Hier wird’s eng! Aus dem Weg, ich bin ein verkleideter Greif! So räumen Sie doch alle den Platz, oder ich muss Sie verhaften!
(Er blickt sich panisch nach den Schülern um und rumpelt dabei mit einem Blutschink zusammen)
Aua! Können Sie nicht aufpassen, Sie hirnloser Grob… äh. Oh. Haben Sie mich verstanden? Ich bin ein mächtiger Greif, huhä!
DER BLUTSCHINK:
Das kannste deinem Friseur erzählen, du Filzlaus. Isch mach disch platt!
(Er packt SABBERJUPP am Schlafittchen und hebt ihn hoch. DIE BANDE nutzt die günstige Gelegenheit, um sich hinterm Vorhang zu verstecken.)
SABBERJUPP (in beginnender Panik):
Hey. Das können Sie doch nicht bringen. Hier sind minderjährige Kindlein anwesend!
(Er schaut sich hektisch überall nach der BANDE um, entdeckt jedoch niemanden mehr.)
Komisch, eben waren sie noch alle da…!
DER BLUTSCHINK:
Genuch gespaßt, du Wurm. Jetz wolle mir zwei uns mal in aller Ruh underhalde.
(Er verschwindet mit SABBERJUPP in der Bedürfnisanstalt. Riesenkrach, splitternde Balken, Entsetzensschreie, atomare Explosion, Weltuntergang. BATMAN und KARL RANSEIER rennen aus der Ruine und fliehen durch den Hinterausgang des Theaters in die Nacht.)
SABBERJUPP (in makellosem Zustand, schlendert aus der hinter ihm zusammenbrechenden Ruine)
Ich mach das ja nicht gerne, aber… er hat mich dazu gezwungen.
(schreit)
Alles in Ordnung, ihr könnt wieder rauskommen, Kids!
…
Sammeln! Die Gruppe soll sich sammeln!
…
(Er zieht ein Megaphon hinter dem Rücken hervor und brüllt ins Publikum)
Glaubt ja nicht, dass ich euch nicht sehe! Kommt sofort zurück auf die Bühne, sonst setzt’s was!
…
(in vollster Lautstärke) PRONTO!
(MYSTERION und DER ALBATROS kommen aus dem Publikum, BATMAN und KARL RAN-SEIER durch den Hinterausgang zurück und versammeln sich mit hängenden Köpfen und nervös scharrenden Füßen um SABBERJUPP).
Eins sage ich euch, ihr Heinis, das Leben ist kein Ponyhof! Diese Aktion wird Fohlen haben! Und jetzt Abmarsch im Galopp!
(Sie reiten von der Bühne. DIE BANDE kommt hinter dem Vorhang hervor.)
LITTLE AMANDA (schwenkt die Nagelfeile):
Ätschi-pätsch. Ich hab meine Kette durch!
OJAHNNCHEN:
Na endlich. Jetzt ich!
OBSTILEIN (ungeduldig):
Macht schneller, ihr lahmen Luschen. In drei Tagen ist Lügenduell im Megather, da will ich noch hin.
BIMMEL THE KID
Nur nicht hetzen. Alternativ können wir uns ja noch am Wochenende ein Konzert von Zart Strom reinpfeifen.
EIN YETI (beugt sich zu BIMMEL THE KID herunter):
Geschmackspolizei. Ihren Ausweis bitte.
DIE BANDE (entsetzt, unisono):
Ach du Scheiße!
4. UMZUG
Mitwirkende:
DER TRAINER (im Trainingsanzug, mit Stoppuhr), DER ALBATROS (muskulös, in Badehose), DIE WALDSPINNENHEXE (gigantisch), DER BADEMEISTER (Stimme aus dem Off), HERR GODOT (in gutem Anzug von der Stange)
Ort:
Eine Lichtung im Großen Wald, früh am Morgen. Die aufgehende Sonne bescheint den unteren Teil eines wahrhaft gigantischen Spinnennetzes zwischen den Bäumen im Hintergrund.
DER BADEMEISTER (aus dem Off):
And Now for Something Completely Different…
DER TRAINER (vorn an der Rampe, doziert):
Högschde Konsentrazion, Männer. Auga zua, abschpringa, ointaucha, aus-atma, Schlag, rausluage, ein-atma, Schlag - ond wenndr mit en Kopp am Beckarand anbomset, denn die Wende, klar?
DER ALBATROS (schnippt mit den Fingern):
Trainer, Trainer!
DER TRAINER:
Was esch?
DER ALBATROS:
Ich versteh nix. Können Sie mal mit diesem saudummen Dialekt aufhören?
DER TRAINER (sichtlich genervt):
Parlez-vous Francais? Do you speak English? Wodka Gorbatschow?
DER ALBATROS:
Hätt ich doch bloß nicht gefragt…
DER TRAINER:
Zu spät, Genosse! Shit happens! Circus Maximus! Maseltov!
(Er dreht sich wütend in Richtung des Spinnennetzes)
Alles muss man selber tun! SO macht man das! Banzai!
(Er springt, klebt am Netz fest und macht schwimmende Arm- und Beinbewegungen.)
(jubelt) Ich kann es noch, seht ihr, ich kann es noch! Ihr elenden Nichtskönner, aber so ist sie nun mal, die Jugend von heute. Tausendmal hab ich’s ihnen gesagt, ich bin der Trainer, weil ich es besser kann. Aber sie wollten mir ja nicht glauben. Nie wollte mir einer von den jungen Spritzern was glauben. Aber das haben sie nun davon. Weltrekord, ich schwimme Weltrekord. Ai äm se Grätest. Selber schuld, jaja, nun zeig ich’s ihnen.
(Die Waldspinnenhexe nähert sich von oben und will den TRAINER packen. Der spuckt ihr Wasser ins Auge.)
DIE WALDSPINNENHEXE
Huch! Also das geht ja wohl zu weit. Unter solchen Umständen kann ich nicht arbeiten. Ich spiel nicht mehr mit!
(Sie pflückt den TRAINER ab und wirft ihn zu Boden. Dann rollt sie das Netz zusammen und mischt sich beleidigt unters Publikum. DER TRAINER bleibt wie ein zappelnder Käfer auf dem Rücken liegen.)
DIE WALDSPINNENHEXE (zu ihrem Nachbarn bzw. ihrer Nachbarin):
Wissen Sie, ich muss nämlich jeden Abend diesen Mist erdulden und einmal reicht’s. Genug ist genug! Während der Vorstellung kriege ich erst das Wasser ins Gesicht gespuckt, übrigens, der Kerl könnte sich auch mal wieder die Zähne putzen, und dann muss ich sauer werden und das gesamte Publikum auffressen. Können Sie sich das vorstellen? Allein die Handtaschen! Da fragt ja kein Schwein danach, ob die einem schwer im Magen liegen. Und die Perücken! Ach, ich bin eine arme Sau. Muss mir hier ein paar lausige Pyra in einer unbedeutenden Nebenrolle verdienen, wo ich doch ein Angebot für die Hauptrolle im neuesten Mythenmetz-Reißer habe. Aber was tut man nicht alles aus Loyalität zu seinem Arbeitgeber. Schön doof, sag ich mir jetzt. Sie sind doch hoffentlich mit mir einer Meinung. Ich will Sie ja nicht mit meinem langweiligen Geschwafel langweilen, aber ist es Ihnen schon mal so schlecht gegangen, dass Sie gezwungen waren, sich Ihren Lebensunterhalt als mittelmäßiger Schauspieler zu verdienen? Ich sage Ihnen, das hat niemand verdient. Nicht mal ich als Waldspinnenhexe. Unter uns, in dem ersten Blaubär-Roman komme ich ja eher schlecht weg. Das widerliche, hirnlose, blutrünstige Monster, das den Helden hetzt. Aber fragt dieser Schreiberling, der Moers, denn danach, wie es tief in meinem Herzen aussieht? Was eine Waldspinnenhexe für Wünsche, Träume und Ängste hat? Allein meine Alpträume, damit könnte man Bände füllen. Wasser, überall Wasser! Ich hasse Wasser. Können Sie sich vorstellen, welch eine Qual das ist, in einem Stück mitspielen zu müssen, in dem es hauptsächlich um Wasser geht? Ich frage sie: Ständig laufen einem hier Bademeister, Albatrosse… oder heißt es Albatren… oder vielleicht Albatrüsse… na egal… jedenfalls laufen die einem über den Weg und da wundert man sich, wenn man nachts von leichter Dünung albträumt? Nun ja, ich kannte mal einen Troll, der hieß Wyschinski…
HERR GODOT:
Verzeihen Sie, Gnädigste, aber ihr letzter Satz ist Text von Herrn Schwandrovsky. Uiuiui… Sie haben großes Glück, dass der in dieser Szene nicht mitspielt. Der ist doch immer so jähzornig. Ich dagegen…
DIE WALDSPINNENHEXE:
Halt’s Maul und unterbrich mich nicht, du Blödmann!
HERR GODOT (rastet aus):
Spinne! Du miese Schlampe! Na warte, wenn ich dich erwische! Ich mach dich kalt!
(Er springt vom Bühnenrand ins Publikum. Das Publikum weicht zur Seite, sodass HERR GODOT unsanft auf dem Boden des Zuschauerraums landet.)
DER BADEMEISTER (aus dem Off):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
HERR GODOT:
Aua!
5. UMZUG
Mitwirkende:
DER TRAINER (im Trainingsanzug, mit Stoppuhr), DAS MODEL (im knappen Bikini), DER BADEMEISTER (in bunten Socken, braunen Sandalen, T-Shirt und weißen Shorts, mit Trillerpfeife), DON KOHLEOHNE (im schwarzen Nadelstreifenanzug, mit Sonnenbrille und Geigenkoffer), DER AUTOR (im Off)
Ort:
Rand eines leeren Schwimmbeckens in Fhernhachingen. Es schneit. DER TRAINER, DER BADEMEISTER und DAS MODEL stehen bibbernd und irgendwie verloren in der Gegend herum.
DER BADEMEISTER:
Habe ich Ihnen schon gesagt, dass das Springen vom Beckenrand hier nicht erlaubt ist?
DAS MODEL:
Äh… nö, glaub ich mal.
DER TRAINER (zum Bademeister):
Ich will ja nicht unken, aber da hält sich eh keine Sau dran.
DER BADEMEISTER (zutiefst entsetzt):
Wie bitte?
(DON KOHLEONE betritt die Bühne)
Entschuldigen Sie mich kurz. Wir können unsere interessante Diskussion später fortsetzen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
DER TRAINER und DAS MODEL:
Da nich für.
DER BADEMEISTER (zu DON KOHLEOHNE):
Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs, Signore Spaghettifresser?
DON KOHLEONE:
Madre mia! Habe isch dringend Bedarf an die hierige Schwimmbecken in die Wintersaison für um zu versenken lästige Konkurrenz mit Betonstiefeln! Mache isch Dir Angebot was du nicht kannste ablehne, capisce?
DER BADEMEISTER:
Es tut mir furchtbar schrecklich, verabscheuungswürdiger Don, aber das Becken ist leer. Aus Sicherheitsgründen. Wir haben kein Chlor mehr. Ist aber bestellt.
DON KOHLEOHNE:
Dann schwing die Beine, porco dio, dass du bald DIE CHLOR KRIEGE, sonst isch muss piccolissimo nachhelfe.
DER BADEMEISTER (beiseite):
Puh, damit hätten wir den blöden Titel auch mit im Stück drin. Endlich.
(ins Publikum) Liebe Kinder, ich geb euch einen guten Rat. Wenn ihr mal Schriftsteller werden wollt, lasst euch NIE NIE zuerst einen Titel einfallen und versucht danach, den Text dazu zu schreiben. Da kriegt ihr graue Haare und Magengeschwüre von.
(ruft nach oben) Gelle, Herr von Laugenmetz, und wir Schauspieler können’s wieder ausbaden, wenn wir die völlig bescheuerten Sprüche aufsagen und uns hier vor dem Publikum zum Kasper machen müssen.
(Ein Blitz fährt hernieder und schlägt dicht neben dem BADEMEISTER ein.)
DER AUTOR (aus dem Off):
Mist, verfehlt!
Schnauze halten! Weiterspielen! Denk immer dran, dass ich der AUTOR bin. Ich habe dich geschaffen, ich kann dich auch wieder vernichten!
DER BADEMEISTER:
Ja. Wenn du nächstesmal besser zielst. Upps…
(Er macht einen Sprung zur Seite. Da, wo er gerade noch stand, schlägt ein zweiter Blitz ein.)
DER AUTOR:
Mist! Wieder vorbei. Ich glaube, ich sollte beim nächsten Stück die Rollen sorgfältiger besetzen.
DER BADEMEISTER:
Prima. Dann müsste vielleicht Sylvester Stallone anstatt mir hier den Laberheini machen. Aber ich glaube ja nicht, dass Sie sich DEN werden leisten können – bei den Flops, die Sie in letzter Zeit fabrizieren. Oh…
(Er macht einen Sprung zur anderen Seite. Da, wo er gerade noch stand, schlägt ein weiterer Blitz ein.)
DER AUTOR (drohend):
Letzte Warnung, du Pfeife! Übrigens…
DER BADEMEISTER:
Ja?
DER AUTOR:
Da, wo du gerade stehst, ist der Bühnenboden verkohlt.
DER BADEMEISTER (bricht ein):
AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh…
(wieherndes Konservengelächter)
DER AUTOR:
Na bitte, es geht doch.
DON KOHLEONE (schaut ins Loch):
Porco dio! Cosa di Nostra! Wie solle mir nur jetzt DIE CHLOR KRIEGE… ?
DER AUTOR:
Was mischen Sie sich denn hier in meine Privatfehde ein? Übrigens… den Witz hatten wir schon.
DON KOHLEOHNE (schaut nach oben):
Macht nix. Isch misch jetzt müsse kümmern um Geschäfte. Du besorge Chlor, prontopronto. Arrividerci.
(Er springt ins Loch)
DER AUTOR (abgenervt):
Das hab ich davon. Jetzt muss ich auch noch den Bademeister machen.
(Schreit) Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
DAS MODEL (schaut vorsichtig ins Loch):
He, und was wird jetzt aus unserer interessanten Diskussion?
6. UMZUG
Mitwirkende:
DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel), DER RICHTER (ein Nattifftoffe in blutroter Robe), EIN YETI, DER AUTOR (im Off), hunderte von Komparsen.
Ort:
Großer Platz vor den verbrannten Trümmern einer öffentlichen Bedürfnisanstalt in Atlantis. Hunderte von Zamoniern wuseln herum und machen die Situation höchst unübersichtlich. In der Bühnenmitte ist eine erhöhte Plattform aufgebaut. Dort sitzt der RICHTER an einem Tisch. Hinter ihm ragt drohend ein Galgen in die Höhe. Vor dem RICHTER steht BIMMEL THE KID, von Kopf bis Fuß in eine dicke Eisenkette gewickelt. Der Rest der BANDE hat es sich auf dem Rand der Plattform gemütlich gemacht, trinkt Heißbier und nagt an gebratenen Maiskolben.
DER AUTOR (aus dem Off):
Und so geschah es, dass sich der arme Bimmel The Kid vor dem Richter wiederfand, eine Entwicklung, mit der er nie im Leben gerechnet hätte.
BIMMEL THE KID:
Natürlich hätte ich nie im Leben damit gerechnet, du Arsch. Ich kann gar nicht rechnen.
DER RICHTER:
Ruhe im Gerichtssaal! Es kommt zur Versteigerung die Strafe von Bimmel The Kid, angeklagt von der Geschmackspolizei wegen öffentlicher Werbung für einen Schnulzensänger, namentlich Zart Strom, ohne Erlaubnis der nattifftoffischen Mundwerbe-Behörde.
(Schmährufe aus dem Publikum: Buh, Geschmackloser Wicht, Kreuzigt ihn etc.)
BIMMEL THE KID (kräht):
Ich bin unschuldig! Ich verlange sofort einen Rechtsanwalt. Oder zumindest eine Henkersmahl-zeit!
DER RICHTER:
Halten Sie ihr loses Mundwerk, Angeklagter! Bringen wir’s hinter uns. Mindestgebot sind zehn Jahre Steinekloppen. Wer bietet mehr?
NEWBORN RUMPEL:
Fünfzehn Schläge mit dem Plüschhelm auf die nackten Fußsohlen.
OBSTILEIN:
Achtzehn Jahre Ehe mit Little Amanda.
LITTLE AMANDA:
Das käme dir wohl gerade recht. Ich erhöhe auf 25 Jahre!
Der Rest der BANDE (unisono):
OH-MY-GOD!
DER RICHTER:
Na, na, Leute, da ist doch noch mehr drin. Nur 25 Jahre Ehe erscheinen mir ja geradezu gnädig. Wer bietet mehr?
ANDRAY LE PETITE:
Dreißig Jahre Tratschwellen-Laberfolter mitten auf dem Meer und mit gefesselten Händen, so dass er sich nicht die Ohren zuhalten kann.
DER RICHTER:
Schon besser. Aber ist das genug? Also wirklich, Leute, erst gestern hab ich einem Irischen Druiden hundertfünfzig verpasst, weil er einen verwirrten Wiedehopf von der Seite angemacht hat. Wo bleibt euer Sadismus?
OJAHNNCHEN:
Ich biete Lebenslänglich in der Nachtschule von Professor Nachtigaller bei Wasser und Ölsardinen!
Der Rest der BANDE:
Ojahnnchen, spinnst du? So werden wir den Kerl ja nie los!
DER RICHTER:
In Ordnung. Lebenslang zum ersten, zum zweiten, zum dritten! Zuschlag an diese bedauernswerten Nachtschüler. Packen Sie den Delinquenten ein und hauen Sie ab, aber flott.
(ins Publikum)
Die Show ist beendet, Herrschaften! Weitergehn, weitergehn, hier oben gibt es nichts zu sehn.
(Er nimmt Hammer und Tisch und verlässt die Bühne. DER YETI nimmt BIMMEL THE KID unsanft die Ketten ab.)
LITTLE AMANDA (zu ANDRAY LE PETITE):
Du Arsch! Ich hatte mich schon so auf die Hinrichtung gefreut! Beziehungsweise auf die Hochzeit. Aber warte nur ab… meinen Spaß lass ich mir nicht nehmen.
(Sie schubst BIMMEL THE KID, so dass dieser stolpert und auf –bzw. in- ANDRAY fällt. ANDRAY spritzt nach allen Seiten auseinander, schließlich ist er eine Tratschwelle. Es gibt einen gewaltigen Platsch. ANDRAY stirbt.)
Der Rest der BANDE (holt Eimer und Wischlappen hinter dem Vorhang hervor):
Oh nein, nicht schon wieder.
DER AUTOR (aus dem Off):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
7. UMZUG
Mitwirkende:
SABBERJUPP D.Ä., MYSTERION, BATMAN, KARL RANSEIER (tot), DER TRAINER (im Trainingsanzug, mit Stoppuhr), DAS MODEL (im knappen Bikini), DER BADEMEISTER (in bunten Socken, braunen Sandalen, T-Shirt und weißen Shorts, mit Trillerpfeife), HERR GODOT (im Maßanzug), DER AUTOR (aus dem Off), ein YETI
Ort:
Eine Tunnelkreuzung im Labyrinth der Finsterberge. Die Tunneldecke hat ein Loch. Außer dem matten Glimmen der Finsterbergalge ist kaum etwas zu erkennen.
DER BADEMEISTER (fällt aus dem Loch in der Decke und landet unsanft auf dem Bauch in der Bühnenmitte:
Aua. And Now for Something Really Completely Different…
(Kriecht nach rechts ab)
DAS MODEL (wird von links auf die Bühne geschubst):
Nehmen Sie die Pfoten von meinem Alabasterkörper, Sie Grobian! Ich kann auch alleine laufen.
(Sie stolpert und legt sich höchst undamenhaft auf die Schnauze. Sich aufrappelnd:)
Hochverehrtes Publikum.
Leider gibt es ein kleines Problem. Für diese Szene ist dem Autor nämlich noch kein Text eingefallen. Und wir wissen nicht, was wir tun sollen.
DER AUTOR (aus dem Off):
Hey! Das stimmt so aber nicht. Ich war nämlich krank.
DAS MODEL:
Tut doch gar nichts zur Sache. Jedenfalls sind wir wegen dieses Idioten nun in der Zwickmühle und ich muss den Laberkasper machen, bis denen da hinten was einfällt.
DER AUTOR (aus dem Off):
Unverschämtheit. Letzte Warnung. Halten Sie ihr loses Mundwerk, sonst muss ich grob werden.
DAS MODEL:
Ach. Und was wollen Sie tun? Wieder mit Blitzen um sich schmeißen? Dann sind Sie erledigt. Die Kritik würde Sie wegen Mangel an Kreativität verreißen.
(Ein Gewicht von 10.000 Kilo schlägt rechts neben dem MODEL auf.)
Das war ja wohl nicht ihr Ernst.
(Im Hintergrund laufen SABBER JUPP D.Ä., MYSTERION, DER ALBATROS und BATMAN im Gänsemarsch von links nach rechts vorbei. BATMAN zieht den toten KARL RANSEIER hinter sich her.)
DAS MODEL:
Glücklicherweise bin ich auf eine solche Situation vorbereitet.
(Sie öffnet das 10.000-Kilo-Gewicht wie einen Schrank und rollt einen riesigen Kleiderkoffer heraus. Mit extrem langsamen Bewegungen entnimmt sie dem Koffer: einen Lendenschurz, einen Putzfrauenkittel, eine blaue Latzhose, einen Kilt, Herrn Godots in den anderen Szenen getragene Kleider, einen Zylinderhut, Gummistiefel und einen Astronautenanzug samt Helm. Sie schnippst mit den Fingern.)
Garderobe!
DER TRAINER (schiebt einen fahrbaren Kleiderständer auf die Bühne):
Die nächste Hiobsbotschaft: Die Bühnenarbeiter streiken.
DAS MODEL (nachdem es die Kleider an den Kleiderständer gehängt hat):
Scheinwerfer!
(Ein riesiger Scheinwerfer schlägt links neben dem MODEL auf.)
(streng) Herr Autor, hören Sie sofort damit auf. Wir haben schon genug Probleme.
DER AUTOR (aus dem Off)
Ich war’s nicht!
(Im Hintergrund laufen SABBERJUPP D.Ä., MYSTERION, DER ALBATROS und BATMAN im Gänsemarsch von rechts nach links vorbei. In der Bühnenmitte bleiben sie stehen und bilden einen nach vorn offenen Halbkreis um das MODEL. Sie tragen Papptafeln mit wüsten Drohungen gegen die Theaterleitung und dem Wort „STREIK!“. BATMAN zieht den toten KARL RANSEIER hinter sich her. KARL RANSEIER trägt ein Schild mit der Aufschrift „TOT“.)
(DAS MODEL betätigt einen Schalter am Scheinwerfer. Dieser geht an und leuchtet voll ins Publikum. Die Bühne wird hell, wovon das Publikum jedoch nichts mitbekommt, da es total geblendet ist.)
HERR GODOT (stürzt auf die Bühne, reißt sich den Anzug bis zur geblümten Unterhose herunter):
Hey, Sie freche Diebin! Wo sind meine Klamotten?
(Er rafft seine alten Kleider zusammen, wirft den Rest auf den Boden und rennt wieder hinaus. Im Hinausrennen zum MODEL:)
Sie haben Glück dass ich’s gerade eilig habe. Aber wir sprechen uns noch!
DAS MODEL:
Musik!
(Es erklingt „So nimm denn mein schmelzendes Herz in deine zärtlichen Hände“ von Zart Strom)
EIN YETI (stampft drohend herein):
Geschmackspolizei. Ihren Ausweis bitte.
Die Übrigen und das Publikum (unisono):
Ach du Scheiße!
8. UMZUG
Mitwirkende:
SABBERJUPP D.Ä. (mit weißem Rauschebart), DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel), DON KOHLEOHNE (im schwarzen Nadelstreifenanzug, mit Sonnenbrille und Geigenkoffer), DER AUTOR (aus dem Off)
Ort:
Raucherecke der Nachtschule. SABBERJUPP sitzt mit Ketten gefesselt auf dem Roten Sofa, DIE BANDE hat es sich (mit Knüppeln bewaffnet und in drohender Haltung) auf dem Beckenrand des Tratschwellenpools gemütlich gemacht.
LITTLE AMANDA:
Kommt jetzt die Szene, wo wir uns alle gegenseitig die Gummimasken vom Gesicht reißen?
OJAHNNCHEN:
Schön wär’s. Aber ich glaube nicht, dass der Autor diesen Gag noch ein zweitesmal bringt. Verdacht auf kreativen Durchfall, würde ich dann sagen.
SABBERJUPP:
Macht, was ihr wollt. Ich werde schweigen wie das Grab. Aus mir kriegt ihr nichts raus und schon gar nicht meine wahre Identität.
OBSTILEIN:
Laß stecken, Jupp. Weiß doch hier jeder, dass du in Wahrheit der Bademeister bist.
BABY MINUS:
Da biste aber falsch informiert, Obsti. Jupp ist Uhdolf, also kann er nicht der Bademeister sein. Ich tippe mal auf Don Kohleone.
ANDRAY LE PETITE:
Quatsch. Die standen doch schon im 5. Umzug gemeinsam auf der Bühne.
LITTLE AMANDA:
Das war das Stunt-Double. Ein raffinierter Trick des Autors, um Verwirrung zu stiften.
NEWBORN RUMPEL:
Das war das Stunt-Double? Aber wer bin dann ich?
OJAHNNCHEN:
Pass doch endlich mal auf. Du bist Karl Ranseier und der ist tot.
NEWBORN RUMPEL:
Achso. Danke. (fällt tot nach hinten in den Pool)
OJAHNNCHEN:
Stümper!
ANDRAY LE PETITE (prustet):
Hihi, keiner von euch hat gemerkt, dass ich in Wahrheit der Autor war.
DON KOHLEOHNE (klettert triefnass aus dem Pool):
Scusi, bambini, wo kanne man hier kleine Geschäfte erledige?
OBSTILEIN:
Äh… mir ist gerade aufgefallen, dass es in der Nachtschule keine Toiletten gibt.
LITTLE AMANDA (nach oben):
Herr Autor, können Sie mal endlich damit aufhören, uns Ihre anale Fixierung in den Mund zu legen?
DIE BANDE (außer Amanda):
WÜRG!
NEWBORN RUMPEL:
Genau. Übrigens, ich muss mal. Bin KVT. (Ins Publikum) Das heißt „Kurz vor Tür“, liebes Publikum. (Er rennt hinaus).
DON KOHLEOHNE:
Hey, dagebliebe! (Er öffnet umständlich den Geigenkoffer und nimmt eine Maschinenpistole heraus. Der Rest der BANDE nutzt die gute Gelegenheit, um sich hinterm Vorhang zu verstecken. Nun stehen nur noch SABBERJUPP und DON KOHLEOHNE auf der Bühne)
DON KOHLEOHNE (zu SABBERJUPP):
Zuhöre, du taube Nuss. Wenn isch nicht sofort die Chlor kriege, mäh isch disch nieder. Capisce?
(Ein 10.000-Kilo-Gewicht fällt herunter und plättet DON KOHLEOHNE)
DER AUTOR (aus dem Off):
Oh, Entschuldigung. Ist mir aus den Fingern gerutscht.
SABBERJUPP (streift mühelos die Eisenketten ab, geht zu DON KOHLEOHNE und zieht ihm die Gummimaske vom Gesicht. Zum Vorschein kommt KARL RANSEIER):
(Nach oben) Nun schau, was du angerichtet hast. Er ist tot, tot, tot!
DER AUTOR:
Jetzt blick ich selbst nicht mehr durch.
SABBERJUPP:
Kähähähä! Und weißt du auch was das bedeutet?
DER AUTOR:
Ich ahne es. Lass mich raten…
SABBERJUPP:
Genau! Das Leben ist kein Ponyhof! Lebt wohl, ihr ganzen Idioten. Das wird Fohlen haben!
(Er dreht sich um und springt kopfüber in den Tratschwellenpool)
DER BADEMEISTER (kommt atemlos hereingerannt):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen! Oh nein. Zu spät. Diese Schande! So kann ich nicht weiterleben.
(Er zieht sich die Gummimaske vom Gesicht – zum Vorschein kommt das Stunt-Double von KARL RANSEIER.)
DER AUTOR:
Hemm Hemm!
KARL RANSEIER:
Upps, das vergesse ich immer wieder.
(Er fällt tot um)
NEWBORN RUMPEL (kommt hinter dem Vorhang vor):
Genug jetzt! Ich werde dieser Farce endlich ein Ende bereiten.
(Er drückt auf den roten Knopf an der Wand. Entsetzte Schreie, Donnergrollen, Atomare Explosion, Weltuntergang. VORHANG.)
DER AUTOR (aus dem Off):
Aua!
ENDE
Re: Der Tod des Bademeisters
Verfasst: Fr 24. Mai 2019, 14:05
von Andray DuFranck
Der Horror geht aber noch weiter...
Re: Der Tod des Bademeisters
Verfasst: Fr 24. Mai 2019, 14:06
von Andray DuFranck
DER TOD DES BADEMEISTERS III – Trauer sucht Sau
Ein ganz neues surrealistisches Drama in noch ganzganzviel mehrerereren Umzügen
Autor: Wernergunst von Laugenmetz
In druckbare Form gebracht von: Andray DuFranck
Regie: Der Zamonische Rundfunk
PROLOG
Mitwirkende:
SABBERJUPP D.Ä. (mit weißem Rauschebart und pfeifenförmig gebogener Phogarre, so gut wie tot), DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel, alle tot), BATMAN, KARL RANSEIER (ebenfalls tot), DER AUTOR (aus dem Off)
Ort:
Ehemalige Raucherecke der Nachtschule. SABBERJUPP D.Ä., die erloschene Phogarre zwischen den ausgetrockneten Lippen, liegt in verrenkter Haltung auf dem vergammelten und morschen Roten Sofa. Der ganze Raum ist völlig verwahrlost, der Tratschwellenpool mit einer dicken Ölschicht bedeckt. Es stinkt bestialisch. Durch die offene Tür weht ein eiskalter Finsterbergwind.
SABBERJUPP (mit kaum hörbarer, röchelnder Stimme):
… und so kam es, dass eines Tages der letzte Nachtschüler die Schnauze voll hatte und sich eine andere Bleibe suchte. Manche verschwanden spurlos, andere unter Mitnahme des Mobiliars. Wieder andere liefen Amok und fielen jeden an, der ihnen in den Weg kam. Einer hat sogar die Racker in der Küche gebraten. Hätte nicht gedacht, dass verkohlter Waschbär so gut schmeckt. Ach ja, und einer hat seinen Wohnstollen in die Luft gesprengt und den halben Berggipfel zum Einsturz gebracht. Das war das absolut Letzte, mal abgesehen von der Tatsache, dass irgendein Drecksack die letzten Ölsardinen gefressen hat. Ich halt es nicht mehr aus. Wo in Dreizamominsnamen sind denn all die herrlichen Zeiten geblieben?
(schluchzt) Es kommt mir so vor, als ob es gestern gewesen wäre…
Hey… mal langsam… es WAR gestern.
(schluchzt herzzerreißend) Wo sind nur die ganzen aktiven Nachtschüler hin?
Hey... warte mal… ich weiß, wo sie sind. Ich hab sie ja hier im Schrank…
(Er wirft die Phogarre gegen die Tür der Rumpelkammer. Die Tür fällt krachend um. Im Halbdunkel des Wandschranks hängen acht Gestalten an Kälberstricken: DIE BANDE und KARL RANSEIER. Sie sind tot.)
SABBER JUPP (brüllt):
HÖRT MIR HIER ENDLICH MAL JEMAND ZU???
Keiner.
Keine Sau.
Nicht mal eine Ledermaus…
BATMAN (steckt den Kopf durch den Rettungssaurier-Einflugschacht):
Hat mich jemand gerufen?
SABBER JUPP (aufjaulend):
Verpiss dich!
BATMAN (zieht den Kopf zurück):
Niemand versteht die Ledermäuse!
SABBER JUPP (brüllt):
Halt dich bloß da raus, du abgehalfterte Fledertratte!
(ins Publikum)
Bin mal kurz weg. Irgendwo muss hier doch noch ein Brocken Kamelhaardackel liegen.
(Er schlurft ächzend hinaus. Kaum ist er weg, beginnt DIE BANDE, sich zu regen. Alle wanken zombifiziert aus dem Wandschrank auf die Bühne.)
OBSTILEIN:
Auweiauwei, mein armer Nacken! Dass der alte Zausel aber auch immer so lange labern muss.
(zu den anderen)
Los, macht schon. Vielleicht kommt er wieder. Amanda, Horchposten an der Tür besetzen!
LITTLE AMANDA (wankt ins Publikum):
Am Arsch, du oller Toffe. Von dir lass ich mir garnix befehlen!
BABY MINUS:
Ojojoj, verdammte Seeschattenscheiße!
NEWBORN RUMPEL:
Das ist ja wohl das Letzte!
OJAHNNCHEN:
Verfluchter Kälberstrick!
OBSTILEIN:
Ich protestiere mit aller Entschiedenheit gegen dieses Stück!!
ANDRAY LE PETITE:
Jeden Abend der gleiche Mist!
BIMMEL THE KID:
So geht das nicht weiter!
DIE BANDE:
Höchste Zeit, dass wir mal ein paar warme Worte mit dem Autor wechseln!
(Sie holen verfaulte Maiskolben und Becher voller Erdöl aus dem Tratschwellenpool)
DIE BANDE (nach oben schauend):
Hey, du Schreiberling, bespaß uns gefälligst mal!
LITTLE AMANDA (im Publikum, hat es sich auf dem Schoß eines dicken Herrn bequem gemacht und steckt ihm gerade den Finger ins Ohr):
Jau. Bevor wir hier alle einschlafen!
KARL RANSEIER (der als einziger noch am Strick aufgehängt ist):
Gottseidank bin ich tot. Brauch ich mir den Mist nicht anzuhören.
(Der Rest der BANDE macht es sich auf dem Rand des Tratschwellenpools gemütlich. Alle nagen an verfaulten Maiskolben und trinken Erdöl.)
DER AUTOR (aus dem Off):
Also meinetwegen. Gut aufpassen, jetzt gibt’s was zu lachen! Kennt ihr den? Mit dem Bergzwerg und dem Yeti vor der Hoawief-Pizzeria? Den hab ich gestern von Herrn Godot gehört…
NEWBORN RUMPEL (schmeißt seinen Plüschhelm nach oben):
Das is ja wohl nich dein Ernst!
DER AUTOR:
Aua! Na gut. Wie wär’s damit? Ein Model, ein Albatros und ein Bademeister stehen mitten in der Süßen Wüste…
OJAHNNCHEN (zieht ein Kästchen mit einem roten Knopf hervor):
Jetzt reichts!
(Er drückt den roten Knopf. Außerhalb des Theaters: Entsetzte Schreie, Donnergrollen, Atomare Explosion, Weltuntergang. Aus dem Rettungssauriereinflugschacht stürzt BATMAN und wird sofort von einer nachfolgenden Lawine aus Felsbrocken erschlagen)
BATMAN:
Aua!
BIMMEL THE KID:
Was haste gesagt?
BATMAN (resignierend):
Niemand versteht die Ledermäuse!
SABBER JUPP (kommt fröhlich kauend hereingeschlendert und hüpft auf das Rote Sofa, das sofort kleinteilig auseinanderbröselt):
Na, das ist ja schön, dass ihr mich alle mal wieder besucht. Ihr wollt sicher eine von meinen unterhaltsamen Geschichten hören…
DIE BANDE und das Publikum (voller Entsetzen):
NEEEEEIIIIIIIIIIInnnnnnnnnnnnn…
SABBER JUPP:
Es begab sich also zu der Zeit…
…
Nanu, wo bleibt der Weltuntergang?
ANDRAY LE PETITE:
Den hatten wir gerade.
LITTLE AMANDA (zieht den Finger aus dem Ohr des Dicken und schleckt ihn ab):
Jepp. Du hast natürlich genau dann rausgehen müssen und Lumpi verspeisen. Selber schuld, du Stollentroll!
(Der Rest der BANDE, KARL RANSEIER, BATMAN, DER AUTOR und das Publikum schreien entsetzt auf)
OBSTILEIN:
Amanda, wie kannst Du nur? Hier lesen minderjährige Kindlein mit!
LITTLE AMANDA:
Schnauze, Ikea! Und übrigens sind wir hier im Theater. Wenn schon, dann HÖREN die mit. Und…
SABBER JUPP (brüllt):
A propos hören… HÖRT MIR JETZT ENDLICH MAL JEMAND ZU???
DIE BANDE:
Nee.
SABBER JUPP:
Also meine Geschichte heißt:
DER TOD DES BADEMEISTERS III: Trauer sucht Sau
OJAHNNCHEN:
Du wirst es nicht glauben, Jupp, aber das haben wir schon vor Stunden in der Überschrift gelesen.
NEWBORN RUMPEL:
Darum kannste auch lange auf den Weltuntergang warten.
(Er fängt seinen von oben herabfallenden Plüschhelm auf und wirft ihn nach SABBER JUPP. Vorbei. Der Helm prallt von einem Scheinwerfer ab und trifft KARL RANSEIER)
KARL RANSEIER:
Aua. Könnte mal bitte jemand darauf Rücksicht nehmen, dass ich tot bin?
DIE BANDE:
Nee. Schnauze, Ranseier.
BABY MINUS (drohend):
Jupp, wenn dou nich sofort weiter erzählen toust, tret ich Dir meine Holzbeinchen in die…
SABBER JUPP (jetzt wieder mit normaler Stimme, äußerst fieser Tonfall):
Schau mal einer an. Der Baby-Zwergpirat wird frech! Wirst schon sehen, was du davon hast! Aber meinetwegen…
Also… Es ist eine dunkle und stürmische Nacht…
BATMAN (unter dem Geröllhaufen):
Lauter!
SABBER JUPP (verwirrt):
Hä? Was hatter gesagt?
DIE BANDE (resignierend, unisono):
Niemand versteht die Ledermäuse!
1. UMZUG
Mitwirkende:
DER AUTOR (aus dem Off), MIESA FLENNSKE (Jungschreckse), HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY, DER TRAINER, DER BADEMEISTER
Ort:
Eine höchst luxuriös eingerichtete Dachkammer in einem Altbau in Atlantis. Überall an den Wänden hängen Vährdeposter und Plakate von Zart Strom. Mittelpunkt des Raumes ist ein quietscherosa bezogenes Futonbett. Leere und halbleere Pralinenschachteln stapeln sich auf dem Boden und dem Nachttisch. Ein gewaltiges Panoramafenster gewährt einen beeindruckenden Ausblick über das nächtliche, von tausenden Lampen erleuchtete Lisnatat-West. Auf dem winzigen Ofen blubbert eine übelriechende Masse in einem Kupferkessel. Ab und zu taumeln Kakerlaken aus versteckten Ritzen. Wenn sie in den Dampf des Topfes geraten, stoßen sie schrille Laute des Entsetzens aus, kritzeln einen letzten Gruß auf ein Stück fleckiges Einwickelpapier und stürzen sich in die Brühe.
Mitten auf dem Futonbett liegt die Jungschreckse Miesa Flennske und blättert in einem Modemagazin. Sie isst Pralinen.
DER AUTOR (aus dem Off):
Es ist eine dunkle, stürmische Nacht. Sagten wir das nicht schon?
MIESA FLENNSKE (aufschreckend):
Huch. Wer spricht da?
(Sie wälzt sich vom Bett und schaut in alle Ecken)
Ist da jemand im Zimmer? Womöglich gar ein perverser Unhold?
(mit gieriger Stimme)
Komm raus, wenn du dich traust. Wirst schon sehen, was du davon hast. Büddebüddebüdde.
DER AUTOR (aus dem Off, panisch):
Neinneinnein, hier ist überhaupt niemand. Alles in schönster Ordnung. Bitte weiter im Text.
MIESA FLENNSKE (enttäuscht):
Oooooch…
(Sie lässt sich wieder aufs Bett plumpsen und drückt dabei mindestens zwei Dutzend Pralinenschachteln platt. Dann wirft sie das Modemagazin in die Ecke, nimmt ein rosa gebundenes Büchlein und einen Stift vom Nachttisch und beginnt zu kritzeln)
DER AUTOR (mit verstellter, künstlich weiblicher Stimme aus dem Off):
Liebef Tagebuch…
MIESA FLENSKE (auffahrend):
Ha! Da ist doch wer! Ich wusste es!
DER AUTOR (aus dem Off, verzweifelt):
Jetzt halt endlich mal dein hässliches Maul, du dusselige Kuh! Wie soll man da einen Off-Kommentar über die Gedanken einer verliebten Schreckse einsprechen, wenn die einem dauernd dazwischenschwafelt?
MIESA FLENNSKE (patzig):
Aber ich hab doch was ganz anderes gedacht!
DER AUTOR (aus dem Off, verständnislos):
Hä?
MIESA FLENNSKE (patzig):
Außerdem ist das garnicht mein Tagebuch, sondern die Weitwatschers Kalorientabelle. Und jetzt reichts - verpiss Dich aus meinem Privatleben, du Spanner, sonst werd ich tätlich.
DER AUTOR (aus dem Off, dito patzig)
Meinetwegen, wie Du willst. Hat sich dann halt was mit Karriere. Und… das Licht nehm ich natürlich mit.
(Blackout, der Vorhang fällt rasch)
MIESA FLENNSKE (hinter dem Vorhang):
Das war noch nicht das Ende, du Vollpfosten. Ich komme wieder!
DER AUTOR (aus dem Off, resignierend):
Das war zu befürchten…
HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY, DER TRAINER und DER BADEMEISTER marschieren angesäuert vor den Vorhang
DER TRAINER:
Heißt das jetzt, das war’s mit unserem großen Auftritt? Ich fass es nicht.
HERR GODOT (brüllt):
Ich will mein Solo! Ich will jetzt SOFORT mein Solo! Vorhang hoch, aber dalli!
HERR SCHWANDROVSKY (zieht eine Kettensäge aus der Hosentasche):
Jau, oder wir machen aus dieser Drecksbude mal ein bisschen Kleinholz! (Er wirft die Kettensäge an und reißt sie hoch. Dabei säbelt er versehentlich den Kopf des BADEMEISTERS ab)
DER BADEMEISTER:
Aua. Passen Sie doch auf, Sie Tölpel! (Er fällt tot um. Der Vorhang hebt sich zögernd)
HERR SCHWANDROVSKY:
Bitte vielmals um Entschuldigung.
(Auf der Bühne wird es wieder hell. MIESA FLENNSKE liegt laut schnarchend und völlig nackt auf dem Bett.)
HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY und DER TRAINER (sich die Hand vor die Augen haltend):
Wir sind blind! Wir sind blind!
MIESA FLENNSKE (fährt hoch und kreischt):
SPANNER! (Eine Wolke übelriechenden Dunstes schießt aus dem Schrecksenkessel. HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY und DER TRAINER fallen tot um. Mehrere Zuschauer übergeben sich spontan in den Kragen ihres Vordermanns bzw. ihrer Vorderfrau. Der Vorhang kracht herunter und begräbt HERRN GODOT, HERRN SCHWANDROVSKY und DEN TRAINER unter sich.)
MIESA FLENNSKE (hinterm Vorhang):
Perverse Saubande! Nie mehr miete ich mir ein so billiges Zimmer. Ständig gucken mir welche auf die Hupen. (Sie steckt den Kopf durch den Vorhangspalt und brüllt das Publikum an)
Damit seid Ihr gemeint, dass das klar ist! Genug! Ich geh jetzt! Macht euern Dregg alleene! (Sie zieht den Kopf zurück und stapft von der Bühne.)
(Der Vorhang geht sofort wieder hoch. Szenenwechsel. Das Bühnenbild zeigt nun einen Blick in die Friedhofssümpfe von Dull. HERR GODOT, HERR SCHWANDROVSKY, DER TRAINER und DER BADEMEISTER, den Kopf falsch herum, d.h. nach hinten blickend, auf den Schultern, sitzen im Mondlicht im Kreis zwischen Gräbern und blubbernden Schlammtümpeln und spielen Mau-Mau.)
DER BADEMEISTER:
Kann mir mal jemand das Gesicht nach vorne drehen? Ich sehe meine Karten nicht.
DER TRAINER:
Besser so.
HERR GODOT:
Darf ich jetzt endlich mein Solo…?
HERR SCHWANDROVSKY, DER TRAINER und DER BADEMEISTER (unisono, genervt):
Wenn’s denn sein muss.
HERR GODOT (zieht eine winzige Plastik-Gitarre aus einem Schlammtümpel und hängt sie sich um den Hals, singt):
O Solo Mio
O Mio Solo
O Vau Weh Polo
O Solo Mio
Spaghetti
E Tortellini
E Rigatoni
Soloooooooho Mio!
MIESA FLENNSKE (im weißen Hochzeitskleid, springt auf die Bühne und packt HERRN GODOT, als dieser gerade mit Verve den Schlussakkord intoniert):
Hab Dich! Wurde ja auch Zeit, dass ich auch mal einen abkriege. (Sie schleift HERRN GODOT von der Bühne. Geläute von Hochzeitsglocken.)
DER TRAINER (entsetzt):
Watt machen wer nu?
HERR SCHWANDROVSKY:
Spielen wir halt Skat. Wer gibt?
DER BADEMEISTER:
Ich. Wenn mir vorher gütigerweise jemand das Gesicht nach vorn drehen würde.
HERR SCHWANDROVSKY:
Lieber nicht.
DER TRAINER:
Besser so. Wie ich bereits im ersten Teil dieser Bühnenkatastrophe äußerte, spiele ich eh höchst ungern Skat.
HERR SCHWANDROVSKY (zieht eine Schwarzwälder Kuckucksuhr aus einem Schlammtümpel. Der Kuckuck schaut heraus und ruft „Miau“):
Zeit für den nächsten Umzug. Ich bin dann mal weg.
DER TRAINER:
Ich auch.
(Beide erheben sich, werfen die Karten in die Luft und springen kopfüber in den Schlammtümpel)
DER BADEMEISTER (kreischt hysterisch, rennt im Zickzack über die Bühne und fällt in ein offenes Grab)
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
2. UMZUG
Mitwirkende:
BATMAN (ziemlich angeschlagen), DAS MODEL (im knappen Bikini), KARL RANSEIER (tot), ZWEI CLOWNS (in Pantomimen-Kostümen), DER BADEMEISTER, DER AUTOR (aus dem Off), ZWEI BAHRENTRÄGER (BATMAN und DER BADEMEISTER im weißen Sanitäterkittel und mit Grippeschutzmasken vor dem Gesicht)
Ort:
Mondhelle Nacht. Immer noch dieselbe Lichtung in den Friedhofssümpfen von Dull. Schlammtümpel blubbern, leere Gräber gähnen gelangweilt, Geier hocken unheilverkündend auf vertrockneten, verkrüppelten Ästen. Am vorderen Bühnenrand räkelt sich das MODEL und feilt sich die Fingernägel.)
DAS MODEL (vor sich hin trällernd):
Heidi, Heidi, Deine Welt ist die Casting-Show…
ZWEI CLOWNS (von links ins Bild hüpfend):
Heidi, Heidi, sag mir, wann gehst du mal aufs…
CLOWN 1:
Halt, Ukobach! Wir hatten ausgemacht, keine Fäkalien-Witze. Auf Show reimt sich hier nur Niewoh!
CLOWN 2:
Oooch Riebesehl! Spaßbremse!
DAS MODEL (zu CLOWN 1):
Hey, Sie!
CLOWN 1:
Wer? Ich?
DAS MODEL:
Nein, der andere.
CLOWN 1:
Oooch! Spaßbremse!
CLOWN 2:
Jetzt aber! Ich! Ich! Ich!
(Er macht sich vor Aufregung in die Hose)
DAS MODEL:
Oh. Sie sind offenbar nicht ganz dicht, wie ich sehe.
CLOWN 2:
Noch so ein lahmer Witz und es hagelt Ohrfeigen, Schwester!
CLOWN 1:
Lass sie doch, Stanley. Ich hab schon schlimmeres gehört.
CLOWN 2:
Wie du meinst, Olli. Kann mir mal jemand helfen, die Windel zu wechseln?
DAS MODEL:
WÜRG!
(Beide CLOWNS verlassen breitbeinig die Bühne)
DAS MODEL:
Weg sind sie. Was nun?
(Sie steht auf, wandert von Grab zu Grab und wirft in jedes einen prüfenden Blick)
Irgendwo hier müsste der Bademeister liegen. Der schuldet mir aus dem zweiten Teil noch eine interessante Diskussion. Vorzugsweise über die psychosoziale Komponente im Spätwerk von Franz Kafka. Wo steckt der Typ nur? Da vielleicht?
MIESA FLENNSKE (streckt den Kopf aus dem Grab):
Buh!
DAS MODEL (aufschreiend):
Huch! Was machen Sie denn hier? Verschwinden Sie, Sie treten in dieser Szene gar nicht auf! Haben Sie nicht oben die Liste der Mitwirkenden gelesen?
MIESA FLENNSKE (flüsternd, sich auflösend):
Ich existiere gar nicht, ich bin nur ein Produkt Deiner überspannten Phantasie.
DAS MODEL (hysterisch):
WER ist hier überspannt?
ZWEI CLOWNS (von rechts ins Bild hüpfend):
Wir natürlich! Hat uns da wer gerufen?
CLOWN 1:
Weiß nicht. Ich hab mein Hörgerät nicht angeschaltet, Mister Stringer.
CLOWN 2:
Macht nix, interessiert eh keinen. Übrigens… tolle Hupen haben Sie da, Miss Marple.
(Er greift in die Taschen von Clown 1 und zieht zwei Autohupen hervor)
Hup-Hup!
CLOWN 1 (haut CLOWN 2 eine runter):
Finger weg von meinen Weichteilen, du Sau!
CLOWN 2:
Na endlich. Wird ja mal Zeit, dass da etwas Äktschen in die Bude kommt.
(Er greift sich Clown 1, hebt ihn hoch und wirft ihn mit Verve ins Publikum, wo er zwei alte Omis unter sich begräbt. Hupen und Sirenen ertönen aus dem Off. Eine Roboterstimme heult „Rentnerbonus, Rentnerbonus!“)
CLOWN 1 (torkelt aus dem Trümmerhaufen):
Wieder zwei weniger!
(ERSTER und ZWEITER BAHRENTRÄGER laufen durch den Zuschauerraum zur Bühne)
ERSTER BAHRENTRÄGER (vorne laufend):
Tatü Tata, Tatü Tata!
ZWEITER BAHRENTRÄGER (hinten laufend):
Lalü Lala, Lalü Lala!
ERSTER BAHRENTRÄGER:
Neinneinnein, du Kartoffelkretin! Wir sind Onkel Dokter, nicht Bullizei!
(Er passt nicht auf, als er den Kopf nach hinten dreht, um den ZWEITEN BAHRENTRÄGER anzublaffen. Daher stolpert er über seine eigenen Füße und schlägt mit Getöse lang hin)
Aua! Aua! Aua! Du bift schuld, du bift schuld!
(Er spuckt ein paar Zähne aus)
ZWEITER BAHRENTRÄGER:
Ist zufällig ein Chiropraktiker im Publikum?
(Alle Zuschauer gucken betreten auf ihre Füße. Vereinzeltes ungehaltenes Gemurmel „Jetzt reichts aber“, „Könnt ihr nicht endlich weitermachen?“, „Ich will mein Eintrittsgeld zurück“ etc.)
ERSTER UND ZWEITER BAHRENTRÄGER:
Spaßbremsen!
(Sie laden die beiden toten alten Omis auf die Trage und heben sie ächzend hoch)
DER AUTOR (donnernd aus dem Off):
HALT! Schluss! Aus!
(Die Bahrenträger lassen vor Schreck die Bahre fallen. Beide Omis schreien „Aua“)
DER AUTOR:
Es reicht. Dieses Stück ist bisher der absolute Mist. Unerträglich. Es gibt nur eine Möglichkeit...
DAS MODEL:
Welche bitte? Kann mir mal jemand erklären, was hier los ist? Ich verstehe nämlich überhaupt nix mehr.
DER AUTOR:
Die ganzen Toten kotzen mich so was von an. Wir machen einen Relaunch. Alles nochmal auf gestern und lebendig und von vorn. Model und Bademeister, euer halbstündiger Dialog über die psychosoziale Komponente im Spätwerk von Franz Kafka ist hiermit gestorben, äh, gestrichen.
DAS MODEL und der ERSTE BAHRENTRÄGER/ DER BADEMEISTER (unisono):
Och nee.
ZWEITER BAHRENTRÄGER/ BATMAN (zieht den Kittel aus, wirft ihn zu Boden und schleicht mit hängenden Schultern hinaus):
Niemand versteht die Ledermäuse.
DER AUTOR:
Noch eine Minute. Einstellungen auf „gestern“ und „lebendig“. Alle Darsteller auf Ausgangsposition, zack-zack!
KARL RANSEIER (tot):
Hey... ich war aber gestern auch schon tot.
ALLE ANDEREN sowie das Publikum (unisono):
Dein Problem, Ranseier!
DER AUTOR:
Noch 30 Sekunden...
KARL RANSEIER (sieht auf die Uhr):
Sag mal, Autor, geht deine Zwiebel nach dem Mond? Das waren höchstens 20 Sekunden.
DER AUTOR:
Fresse, Ranseier. Mach mich jetzt bloß nicht hibbelig.
KARL RANSEIER (zieht eine dicke Papierrolle aus der Tasche):
Schau mal, was ich da habe. Eine Einstweilige Verfügung. Und was glaubst du, was da drinsteht?
DER AUTOR (in Panik geratend):
Ach du Scheiße. Ranseier, nicht gerade jetzt. Noch 15 Sekunden!
KARL RANSEIER (bricht in dämonisches Gelächter aus):
Muhahahahahahahahahahahahaaaaaaaaaaaaa...
DER AUTOR (in heller Panik):
Gnade! Gnade! Noch zehn Sekunden. Noch neun.
KARL RANSEIER:
Im Namen des gefolterten Zuschauers erkläre ich diesen Countdown für ungültig.
DER AUTOR (schreiend):
Noch vier Sekunden, noch drei. Ranseier, du hältst es nicht mehr auf.
KARL RANSEIER (hämisch):
Das glaubst auch nur du. Der Weltuntergang findet nicht statt. Ich sage nur...
DAS MODEL (tritt hinter KARL RANSEIER und haut ihm ein Nudelholz auf die Rübe):
Zero! Okay, Autor. Lass krachen!
…
..
Hey... Autor... wo klemmt's?
DER AUTOR:
Der Knopf! Der verdammte rote Knopf klemmt.
DAS MODEL:
Da kann nur einer helfen.
DER AUTOR:
Mysterion? Käptn Hirni? Superman?
DAS MODEL:
Falsch. Falsch. Und nochmal falsch.
DER AUTOR:
Hab ich 'nen Telefonjoker?
DAS MODEL:
Als ob ich's nicht geahnt hätte...
DER AUTOR:
Beweg dich endlich, du verdammtes Miststück!
DAS MODEL:
Wie meinen?
DER AUTOR:
Nicht Sie, Gnädigste. Ich meinte den verfluchten Knopf...
DAS MODEL:
Geben Sie's auf. Ich an Ihrer Stelle würde den 50-50-Joker nehmen.
DER AUTOR:
Klingt vernünftig. Ich nehme...
(*klick*)
DER AUTOR und DAS MODEL (unisono):
Klick?
(Entsetzte Schreie, Donnergrollen, Atomare Explosion, Weltuntergang. Blackout.)
DER AUTOR (mit vernehmlichem Seufzen):
Na bitte. Geht doch.
3. UMZUG
Mitwirkende:
SABBERJUPP D.Ä. (mit weißem Rauschebart und pfeifenförmig gebogener Phogarre, quietschlebendig), DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel, alle ebenfalls quietschlebendig), BATMAN, KARL RANSEIER (leider immer noch tot), DER AUTOR (aus dem Off)
Ort:
Raucherecke der Nachtschule. SABBERJUPP, die fröhlich vor sich hinqualmende Phogarre zwischen den Lippen, sitzt selbstbewusst auf dem nagelneuen Roten Sofa. Der ganze Raum ist sauber wie geleckt, der Tratschwellenpool verbreitet eine erfrischende Meerbrise. Zarte, melodische Harfen- und Schalmeientöne klingen durch die Lüfte. Die ganze Atmosphäre trieft nur so vor Wärme, Kuscheligkeit und Gemütlichkeit.
SABBER JUPP D.Ä. (schaut sich auf der ganzen Bühne um, schnuppert angewidert, zieht dann einen Blecheimer hinter dem Roten Sofa hervor):
Uäääh, das ist ja nicht zum Aushalten! (Er nimmt die Phogarre aus dem Mund und kotzt breitstrahlig in den Eimer)
BATMAN (den Kopf zum Rettungssaurier-Einflugschacht hereinstreckend):
Ganz Deiner Meinung. Dieses Pohogarren-Dings stinkt wirklich widerlich. Mein guter Rat: Hör möglichst schnell mit dem Rauchen auf.
SABBER JUPP D.Ä. (wirft den Blecheimer nach ihm. Stollentroll-Kotze spritzt durch die Gegend und verteilt sich klebrig über die Zuschauer):
Schnauze, du räudige Fledertratte. Wenn du dich nicht sofort verpisst, ruf ich meinen Anwalt an!
(Er holt ein Handy unter seinem hornigen Hinterteil hervor)
BATMAN (zieht entsetzt den Kopf zurück):
Niemand versteht die Ledermäuse.
SABBERJUPP D.Ä.:
Und jetzt... hereinspaziert, liebe Bande, zur wöchentlichen Märchenstunde!
(Die Tür zum Korridor geht auf. LITTLE AMANDA und BABY MINUS, beide als Clowns verkleidet, kommen hereingehopst)
LITTLE AMANDA:
Hey, Don Camillo, hast du schon den neuesten Witz gehört?
BABY MINUS:
Nee, Peppone.
LITTLE AMANDA (glucksend):
Weißte was... ich auch nicht! Muhahahahahahahaaaaaaaaa!
(Sie wälzt sich vor Lachen auf dem Boden)
BABY MINUS:
Hohohohohohohohoho...
(Er wälzt sich ebenfalls vor Lachen auf dem Boden)
SABBER JUPP D.Ä. (erstarrt zunächst vor Entsetzen, greift sich dann an die Brust):
Mein Herz... mein Herz... oooh...
(Er fällt tot um)
LITTLE AMANDA und BABY MINUS (unisono):
Upps...
DER AUTOR (aus dem Off):
O weh, der nächste.
LITTLE AMANDA:
In diesem Stück geht’s ganz offensichtlich nicht ohne Leichen ab.
BABY MINUS (zur Tür rufend):
Ihr könnt reinkommen, Loide. Er iss dout.
(Der Rest der BANDE schleicht herein)
NEWBORN RUMPEL (wedelt sich mit dem Plüschhelm Frischluft zu):
Igitt, hier stinkt's nach ollen Trollen.
OJAHNNCHEN:
Und nach verschimmelten Phogarren..
DIE BANDE (würgt unisono):
Eimer her, aber flott!
(Sie schnappen sich den Eimer und kotzen breitstrahlig hinein)
OBSTILEIN (wischt sich den versauten Mund ab):
Moment mal... (schaut zum Beginn des 3. Umzugs) ...steht da oben nicht was von „erfrischender Meerbrise“? Falsche Versprechungen, sag ich da nur. Das wird teuer. Herr Autor, der Staatsanwalt wird sich freuen.
(Ein 5-Tonnen-Gewicht mit der Aufschrift „Erfrischende Meerbrise“ fällt von oben auf OBSTILEIN und quetscht ihn platt. Nur der rechte Arm schaut noch hervor.)
OBSTILEIN:
Aua!
DER AUTOR (aus dem Off):
Sonst noch Probleme?
(DIE BANDE sucht hastig Deckung hinter dem Roten Sofa.)
OBSTILEIN (wedelt zornig mit der rechten Hand):
Sie werden von meinen Anwälten hören!
DER AUTOR (aus dem Off):
STIRB!!!
(Eine Falltür im Bühnenboden öffnet sich. OBSTILEIN und das 5-Tonnen-Gewicht fallen in den Keller.)
OBSTILEIN (aus dem Keller):
Glauben Sie, dass Ihr Verhalten die Situation signifikant verbessert?
...
Übrigens, ich glaube, das Gewicht hat ein Wasserrohr abgerissen.
…
Hallo. Herr Autor, hier wird’s nass.
…
Ich würde empfehlen, die Feuerwehr zu alarmieren.
…
Hallo? Herr Autor. ich glaube, mein Genick ist gebrochen.
Hallo, hört mich hier jemand? Irgendjemand?
(Die Falltür schließt sich knarzend)
DER AUTOR:
Nein. Bitte weiter im Text.
(DIE BANDE krabbelt vorsichtig hinter dem Roten Sofa hervor)
ANDRAY LE PETITE:
Äh... verfluchte Kacke, wir können nicht weitermachen.
BIMMEL THE KID:
Jepp. Jetzt müsste Obstilein eigentlich seinen zweistündigen Monolog über Schuld, Sühne und Steppengras halten.
BABY MINUS:
Tscha, dann is ja auch keiner mehr da, wou uns anschließend das Bofa heilich spricht.
KARL RANSEIER (steckt den Kopf aus dem Besenschrank):
Schade. Und ich hab mich schon so darauf gefreut, mich auf das Bofa draufzusetzen.
ANDRAY LE PETITE:
Da kannst du dich mit deinem fetten Hintern noch so oft auf das Bofa setzen – solange es nicht heilig gesprochen ist, wirst du nicht gepelpt.
KARL RANSEIER:
Ooooooch. (Er verschwindet wieder im Besenschrank)
Ruft mich, wenn ihr einen neuen Knuth gefunden habt.
NEWBORN RUMPEL (ins Publikum):
Sie verstehen nichts? Kann ich verstehen. Und ich weiß auch nicht, was unser leicht überspannter Herr Autor jetzt empfehlen würde. Ich jedenfalls empfehle in diesem Fall „Sex und Gewalt“. Nix Capisce? Naja, Guugel ist dein Freund.
LITTLE AMANDA (angesäuert):
Kannste mal aufhören, die Zuschauer zu nerven, Rumpel? Du machst ja alles nur noch schlimmer!
ANDRAY LE PETITE (schubst NEWBORN RUMPEL beiseite):
And now for something completely different.
DER AUTOR:
Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnn..........
4. UMZUG
Mitwirkende:
DER BADEMEISTER (mit riesiger Sonnenbrille, Trillerpfeife, pinkfarbener Basecap, weißen Shorts, blauen Socken und braunen Sandalen), MIESA FLENNSKE (Jungschreckse)
Ort:
Ein mitten im Nichts schwebendes Stück Fels. Darauf ein großer Esstisch, beladen mit Süßigkeiten, Getränken und Spielmaterial. Das Spiel „Trivial Pursuit – Zamonien Edition“ ist in vollem Gange.
DER BADEMEISTER:
Okay, eine Erdkundefrage. Wo liegt die Mitte Zamoniens?
MIESA FLENNSKE:
Verdammt, wenn doch nur Herr Godot hier wäre. Der ist zwar ein Trottel, aber das hätte er sicher gewusst.
DER BADEMEISTER:
Helfen güldet nicht. Los, los, wir haben nicht ewig Zeit.
MIESA FLENNSKE:
Na schön. 329,2 Kilometer nach Norden, 44,5 Kilometer nach Osten und 17,9 Kilometer in die Tiefe. Ein paar Zentimeter mehr oder weniger. Genügt das?
DER BADEMEISTER (dreht die Karte um, guckt belämmert):
Richtige Antwort. Nochmal würfeln.
MIESA FLENNSKE (würfelt und zieht mit ihrer Spielfigur):
Hähä. Fünf. Thema „Geschichte“. Die Frage bitte.
DER BADEMEISTER (zieht eine Karte und liest):
Wer begründete den „Tag des Bademeisters“? Uääh, warum krieg ich nie so leichte Fragen?
MIESA FLENNSKE (hämisch):
Weil du's nicht verdient hast, du Vollpfosten. Übrigens... ich hab keine Ahnung.
DER BADEMEISTER:
Endlich. Richtige Antwort: Bimmelchen, in der Dunkelkammer der Nachtschule, am 28.02.2005. Ich bin dran. (würfelt und zieht) Drei. Ich krieg eine Frage über... bäh... Kunst und Literatur.
MIESA FLENSKE (zieht Fragekarte und liest kischernd vor):
Also... warum heißt das Stück, in dem wir gerade agieren, mit Untertitel „Trauer sucht Sau“, obwohl doch gar keine Trauer und schon gar keine Sau darin vorkommen?
DER BADEMEISTER (mit fiesem Grinsen):
Da irrst Du dich, meine Süße. Die Begriffe kommen durchaus vor. Sogar mehrmals.
MIESA FLENNSKE (entgeistert):
Woooo???
DER BADEMEISTER:
Gerade eben. Du hast sie selbst von der Karte abgelesen.
MIESA FLENNSKE:
Ich fass es nicht! (Sie fällt tot um)
DER BADEMEISTER (reißt sich die Gummimaske vom Gesicht, zum Vorschein kommt HERR GODOT):
Sie ist kapores! Ich bin frei, endlich frei! (Er springt jubelnd wie wild umher, verliert das Gleichgewicht und stürzt vom Felsen ins Nichts)
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh...
(DER FELSEN reißt sich die Gummimaske vom Gesicht, zum Vorschein kommt DER BADEMEISTER)
DER BADEMEISTER:
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
5. UMZUG:
Mitwirkende:
BATMAN, OBSTILEIN (aus dem Keller), DER AUTOR (aus dem Off), VERZERRTE STIMME, DER BADEMEISTER
Ort:
Raucherecke der Nachtschule. SABBER JUPP D.Ä. liegt tot auf dem Roten Sofa. Aus dem Keller ist ein ominöses Gurgeln und Gluckern zu hören.
BATMAN (tritt von links auf und stellt sich in der Bühnenmitte in Positur):
Liebe Gemeinde. (Er zieht einen Stapel Idiotenkarten unter seinem Cape hervor)
Heute ist das Ende aller Tage... nee... wir sind hier vergammelt, um Abschied zu nehmen... nee... seid ihr alle da?... nee... Ritz am Baa, Ritz am Baa... nee... wo isse denn... ah da... in tiefer Trauer nehmen wir Abschied von einem ollen Stollentroll. Vor allem trauern wir, weil er nicht schon viel früher von uns gegangen ist. SabberJupp nannte er sich manchmal, und er machte seinem Namen alle Ehre. Er war der Schöpfer des Uhdolf, der Erfinder des Sanskrit und der Spion, der mich liebte... äh... der aus der Kälte kam... nee... der aus der Geheimen Stollentroll-Schule unter dem Maulwurfsvulkan von Unbiskant kam. Was nicht viel heißen will. Auf jeden Fall ist die Trauer hier im Raum mit Händen zu greifen... und natürlich auch die Freude auf den ausgiebigen Leichenschmaus, bei dem es, wie bereits gemurmelt wurde, Schweineschnitzel bis zum Abwinken geben soll. Mit Pommes.
Freunde! Gönner! Gläubiger! Mit Geld braucht ihr gar nicht zu rechnen. Sehe ich da die ersten Tränen fließen? Höre ich da ein unterdrücktes Schluchzen aus euren Kehlen?
(Aus dem Keller dringt ein gefährliches Gurgeln)
Hört sich eher an wie die Bohnensuppe vom gestrigen Abendessen. Wie es auch immer sei, der SabberJupp war ein stets ungern gesehener Gast hier in der Raucherecke. Auf dem Roten Sofa hat er einen tiefen Eindruck hinterlassen. Sein legendärer Mief nach Knoblauch und Schweißfüßen, sein krummer Riesenzinken und seine mitternächtlichen Aufführungen von „Hawa Nagila“ werden uns unvergessen bleiben. Und wenn wir schon von „unvergessen“ reden, will ich die gute Gelegenheit ergreifen und endlich den Witz erzählen, den mir Herr Schwandrovsky vor ein paar Tagen in der Toilette zugeraunt hat. Also Achtung, gleich gibt’s was zu lachen.
(Das Publikum steht auf wie ein Mann und verlässt fluchtartig das Theatergebäude)
Ich sage Ihnen, Sie werden ihn lieben. Also... treffen sich ein Witschwein und ein Schweinsbarbar in der Nähe von Fhernhachingen... oder war es südlich von Dullsgard? Na egal, auf jeden Fall heißt der Schweinsbarbar Ladislaus und das Witschwein Haxenherz... nee... doch andersrum... das Witschwein heißt Schweinsbarbar und das Haxenherz heißt Ladislaus... äh... oder etwa doch nicht? Lassen Sie mich überlegen... nicht vorsagen... ich hab's gleich... hmmmmmmmm.
(Er schaut sich verwirrt um)
Übrigens... wo sind denn die ganzen Leute geblieben? Ist hier irgendjemand, der mir sagen kann, wohin mein Publikum entschwunden ist? Halloooo... zeigt euch, oder ich werde echt ungehalten.
(Er stampft zaghaft mit dem Fuß auf. Unter den Dielen gluckert es unheilschwanger.)
Seltsam...
(Er stampft erneut, diesmal etwas fester. Die Bühne zerbirst mit hässlichem Knirschen, ein Tsunami ergießt sich über den -zum Glück leeren- Zuschauerraum und reißt BATMAN mit sich.)
Niiieeeemmmannnnd verrrrsteeeeehhhht diiiiiiie Leeedermäuseeeeeeeeeeee...
OBSTILEIN (steckt den Kopf aus dem Kellerloch und spuckt etwas Wasser aus):
Na, das wurde aber auch mal Zeit. (Er ruckt an seinem Kopf. Knochen knirschen.) So viel zum Thema „gebrochenes Genick“. Na, dann kann ja der Leichenschmaus beginnen. Wo sind die Schnitzel?
DER AUTOR (aus dem Off):
Äh.... da hat mir gerade jemand auf die Mailbox gesprochen.
VERZERRTE STIMME:
Hier ist der Catering-Service „Black Beauty“. Sie haben versäumt, Ihre Rechnung im Voraus zu begleichen. Daher können wir die bestellten Schnitzel mit Pommes leider nicht liefern. Suchen Sie sich doch selbst ein schlachtwilliges Schwein. Wir wünschen Ihnen trotzdem noch eine unvergessliche Trauerfeier. Auf Nimmerwiederhören. *KLICK*
DER AUTOR (aus dem Off):
Jippieee!
OBSTILEIN:
Warum so fröhlich?
DER AUTOR (aus dem Off):
Jetzt hab ich den idiotischen Untertitel doch noch sinnvoll untergebracht. Merkste was? Trauer sucht Sau! Muhahahahahahaha...
OBSTILEIN:
Kann mal bitte jemand den Mantel des Vergessens über diesen Schwachsinn breiten?
(Das Licht erlischt. Biblische Finsternis.)
DER AUTOR (aus dem Off):
Unverschämtheit! Ich seh nix mehr. Wo ist denn hier die Leiter? Hupps... (*gewaltiger Platscher*)
BATMAN (streckt den Kopf zur Hintertür herein und reißt sich die Gummimaske vom Gesicht, zum Vorschein kommt DER BADEMEISTER):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
6. UMZUG
Mitwirkende:
SABBERJUPP D.Ä., DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel), KARL RANSEIER (tot), HERR SCHWANDROVSKY, CLOWN 1, CLOWN 2, DER ALBATROS, DAS MODEL, DER TRAINER, DER BADEMEISTER, BATMAN, MYSTERION, KÄPTN HIRNI, SUPERMAN, MIESA FLENNSKE (Jungschreckse), ERSTER BAHRENTRÄGER, ZWEITER BAHRENTRÄGER, DER AUTOR (aus dem Off)
Ort:
Leerer, zertrümmerter Theatersaal. Überall befinden sich größere und kleinere Wasserlöcher. Aus allen Ritzen und Spalten sickert die Brühe in den Zuschauerraum. Es stinkt bestialisch nach Kloake. SABBERJUPP D.Ä. liegt leblos und in verrenkter Haltung vor dem umgekippten Roten Sofa.
(Die übrigen Darsteller betreten den Raum aus allen Richtungen, z.B. durch den Zuschauerraum, durch den Hintereingang, sie seilen sich vom Bühnenboden aus ab etc. und stellen sich im nach vorn offenen Halbkreis um SABBERJUPP D.Ä. herum.)
ANDRAY LE PETITE (tritt vor und stupst SABBERJUPP mit dem Wellenfuß an):
Tja, das war's dann wohl.
NEWBORN RUMPEL (nimmt den Plüschhelm ab):
Nie wieder werden wir eine seiner Geschichten hören. Hurra.
LITTLE AMANDA:
Hey, Zuschauer, ihr könnt wieder reinkommen! Die Gefahr ist vorbei.
BABY MINUS:
Glaubn wer mal. Beim Klabautermann, sou wull ick auch mol abtretn.
OBSTILEIN (wringt sich das Wasser aus der Kutte und niest herzhaft):
Hauptsache nass. Mir scheint, da kommt tatsächlich wer zurück.
(Fünfzig Feuerwehrmänner strömen in den Zuschauerraum. DER TRAINER scheucht sie auf die Sitze.)
DER TRAINER:
Achtung! Stillgesessen! Alles hört auf mein Kommando! Das Stück geht weiter!
SABBERJUPP D.Ä. (zieht eine Maschinenpistole aus seiner vergammelten Hose und richtet sie auf die Anwesenden):
Das glaubst auch nur du, Schwachbirne! Alle Mann und alle Frau hergehörcht! Jetzt kann's endlich losgehen mit „DER TOD DES BADEMEISTERS III – Trauer sucht Sau“!
DER AUTOR (aus dem Off):
Äh.... Jupp... ich unterbrech Dich ja nur höchst ungern. Aber...
SABBERJUPP D.Ä.:
Aber... was?
DER AUTOR (aus dem Off):
Jupp... unsere Zeit ist zu Ende. Wir haben noch zwei Minuten siebenundzwanzig Sekunden. Ich hab die Befürchtung, das reicht nicht mehr.
OJAHNNCHEN:
Soll das heißen, das Spiel ist aus? (Er zieht sich die Gummimaske vom Gesicht, zum Vorschein kommt DON KOHLEOHNE) Dann iche mich stelle freiwillisch.
LITTLE AMANDA (entsetzt):
Ojahnnchen, setz sofort die Maske wieder auf. Um mich herum dreht sich alles!
SABBERJUPP D.Ä.:
Schnauze! Ruhe! Alle! Sofort!
(Er schießt aus seiner Maschinenpistole eine Salve in die Luft)
DER AUTOR (aus dem Off):
Aua! (Er stürzt vom Bühnenboden auf SABBERJUPP D.Ä. und quetscht ihn platt)
Das war ja wohl nicht nötig.
DON KOHLEOHNE (setzt sich die Maske auf und wird wieder zu OJAHNNCHEN):
Alles was du willst, Amandalein. Bitte nicht hauen!
DER AUTOR (holt eine Taschenuhr heraus und schaut darauf):
Noch eine Minute... gleich haben wir's geschafft. Möchte jemand ein paar letzte Worte sagen?
BATMAN (lässt den Kopf hängen):
Niemand versteht die Ledermäuse.
DER BADEMEISTER:
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
NEWBORN RUMPEL:
Das hab ich doch schon irgendwo mal gehört... Nun denn... noch fünfzehn Sekunden, wie ich das sehe. Wie wär's mit einem kleinen Lügenduell?
BABY MINUS:
Potz Däuwel, dascha man äußerst lustich!
LITTLE AMANDA:
Du hast gewonnen!
BIMMEL THE KID (zieht einen Wecker aus der Tasche):
Finito! (Der Wecker klingelt kurz und zerbröselt dann mit einem hässlichen Geräusch)
DER AUTOR:
Schluss für heute, liebe Leute! Hier ist eure Gage. (Er zieht ein Bündel Banknoten aus der Tasche und wirft es auf den Boden. Im Abgehen blickt er sich noch einmal um und zieht eine Schweinemaske übers Gesicht)
Th... th... that's all Folks! (Er entkommt durch die Hintertür und wird sofort von einem Ochsenkarren überrollt. Alle stehen wie erstarrt. Einige Feuerwehrmänner beginnen müde zu klatschen.)
SABBERJUPP D.Ä. (springt auf und stürzt sich auf das Geld):
Meins! Meins! Meins!
ALLE ANDEREN (sich ebenfalls auf das Geld stürzend):
Meins! Nein meins! Ranseier raus, du bist tot! Meins! Meins!
(Wüste Prügelei, an der sich schließlich auch die Feuerwehrmänner beteiligen. Zerrissene Geldscheine segeln durch die Luft. Der Vorhang fällt und begräbt das unwürdige Schauspiel unter sich.)
KARL RANSEIER (unter dem Vorhang hervorkriechend und sich auf die Leiche des AUTORS stürzend):
SCHNITZEL!!!
ENDE
Re: Der Tod des Bademeisters
Verfasst: Fr 24. Mai 2019, 14:07
von Andray DuFranck
Und das Schlimmste: der vierte Teil ist schon in Arbeit. Kann aber noch dauern.
Re: Der Tod des Bademeisters
Verfasst: Mi 28. Sep 2022, 06:17
von Andray DuFranck
Und da ist er endlich. Lang ersehnt, auf besonderen Wunsch meines einzigen Lesers (danke Minus) präsentiere ich hiermit den endgültig letzten Teil des "Bademeisters". Viel Vergnügen.
DER TOD DES BADEMEISTERS IV – Ratte Macchiato
Ein ganzganz neues und endgültig finales surrealistisches Drama in noch ganzganzviel mehrerereren Umzügen
Autor: Wernergunst von Laugenmetz
In druckbare Form gebracht von: Andray DuFranck
Regie: Der Zamonische Rundfunk
PROLOG
Mitwirkende:
DER BADEMEISTER (trägt Anzug und Kellnerschürze), DON KOHLEOHNE (vom Alkohol gezeichnet), DIE BANDE (bestehend aus Obstilein, Little Amanda, Ojahnnchen, Bimmel The Kid, Andray Le Petite, Baby Minus und Newborn Rumpel), DER KANNIBALE (fett, nackt, pechschwarz, dicke rote Lippen, Kochtopf, Kochlöffel)
Ort:
Eine heruntergekommene Kneipe in Kleinkornheim. Hinter dem Tresen steht DER BADEMEISTER und poliert Gläser. DON KOHLEOHNE, sturzbetrunken, hängt mehr als er sitzt auf einem Barhocker und bemüht sich, nicht auf den Boden zu fallen.
DON KOHLEOHNE (wimmernd):
Madre mia santissima. Womit isch abe das nur verdient? Isch abe doch gar kein Auto…
DER BADEMEISTER:
Weil du’s sturztrunken gegen einen Baum gefahren hast. Und den Lappen haben sie dir gleich mit abgenommen.
DON KOHLEOHNE (schluchzt haltlos):
Du molto böse Mensch. Wie könne du es wagen, misch das so eisekalt in Gesischt zu sage?
DER BADEMEISTER:
Ich hab nix mehr zu verlieren. Echt. Ehrlich. Nach drei Folgen „Der Tod des Bademeisters“ biste ausgebrannt. Alles Menschliche ist von mir gegangen. Schau mich doch an. Mir geht’s ja noch schlimmer als Dir. Ich musste umschulen. Kellner bin ich geworden, ausgerechnet Kellner. Und ich hatte doch eine solch große Zukunft vor mir…
DON KOHLEOHNE:
Dann komme jetzt die Momente, wo du dir reißest Gummimaske von Gesischt?
DER BADEMEISTER:
Leider nein, verehrter Don. Weißt du, die Gummimasken waren ja immer das teuerste an der ganzen Produktion, mal ganz abgesehen von den übertrieben ausladenden Kulissen und den wahnsinnigen Spezialeffekten. Ums ehrlich zu sagen, wir können es uns nicht mehr leisten. Wir sind pleite. No soldi, capisce?
DON KOHLEOHNE:
Merde.
DIE BANDE (stürmt mit Geheul auf die Bühne und beginnt, das Bühnenbild und die Requisiten zu entfernen):
Pfänden, pfänden, pfänden!
DER BADEMEISTER und DON KOHLEOHNE sitzen innerhalb von Sekunden auf einer leeren Bühne.
DER BADEMEISTER:
Wow, das ging aber schnell. Nix wie weg, bevor sie uns auch noch verscheuern…
DER KANNIBALE (auf die Bühne stürzend):
Hiergebleibt. Ihr gehören mir!
(Er packt den BADEMEISTER und DON KOHLEOHNE und stopft sie in den Kochtopf)
Heute Menü: Weißer Mann mit Reis und grüne Bohne. Leckalecka.
DER BADEMEISTER (resigniert):
Na, da bin ich ja mal gespannt, wie das ausgeht.
(Blackout)
1. UMZUG
Mitwirkende:
OBSTILEIN, DAS MODEL (im knappen Bikini), HERR GODOT (trägt Tiroler Tracht und einen winzigen Sombrero)
Ort:
Leere Bühne
OBSTILEIN (läuft langsam von links nach rechts über die Bühne und trägt ein Schild mit der Aufschrift: „And now for something completely different…“)
2 Minuten Pause
DAS MODEL und HERR GODOT (kommen von rechts in die Bühnenmitte. Sie tragen Geigenkästen.)
DAS MODEL:
…ja und seit die Klum mich nicht mehr haben wollte, bin ich jetzt arbeitslos. Kein Job mehr zu kriegen, egal wie. Jetzt hocke ich auf der Straße.
(Sie setzt sich auf den Boden, entnimmt dem Geigenkasten eine Trompete und einen leeren Kaffee-To-Go-Becher, und stellt diesen vor sich hin)
HERR GODOT (setzt sich neben sie und entnimmt dem Geigenkasten eine winzige Ukulele)
Na dann… let’s fetz!
HERR GODOT und DAS MODEL singen
Tief in Land von Zamonino
Wo nur lebe wilde Bieno
Ganz weit weg von nächste Kino
Alles öd.
Komme olle Stolletrollo
Zugekifft y hackevollo
Halte sich für Renè Kollo
Sucht Hein Blöd.
O Prosita sita sita sita sita
Angelita lita lita lita lita
Stolletroll, böses Mann,
Grabsch net Angelita an.
Plötzlich summe aus die Waldung
Bienovolk aus Bio-Haltung
Fit wie Turnschuh, nix Erkaltung
Wolle töt.
Stolletroll rennt wie die Blitzo
Bis hinan auf Bergespitzo
Mieft nach Schweiß aus Poporitzo
Und nach Köt.
O Prosita sita sita sita sita
Angelita lita lita lita lita
Stolletroll stinkt wie Sau,
Bieno kotzo, molto schlau.
OBSTILEIN (läuft langsam von rechts nach links über die Bühne und trägt ein Schild mit der Aufschrift: „AUFHÖREN!!!“. Vor dem Gesangsduo bleibt er kurz stehen, zieht eine tote Ratte aus der Hosentasche und wirft diese in den Kaffeebecher.)
HERR GODOT (guckt in den Becher):
Ratte Macchiato
DAS MODEL:
Na das nenn ich ja mal ganz was Neues. Da wird der Titel diesmal schon ganz zu Beginn erklärt.
(Sie schaut nach oben)
Hey Herr Autor, Ihnen fällt wohl auch nichts Neues mehr ein, wie?
(Stille)
HERR GODOT:
Meine Gnädigste, wenn Sie auf die Darstellerliste für diesen Umzug geschaut hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass der Autor hier gar nicht mitspielt. Da fällt mir ein… habe ich Ihnen schon die lustige Geschichte erzählt, wo Batman, Don Kohleohne und Mysterion in einem Fesselballon…
DAS MODEL (rennt schreiend hinaus)
Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn…
HERR GODOT:
Ihr Pech. Vielleicht möchte ja das geneigte Publikum…
DAS PUBLIKUM (rennt schreiend hinaus)
Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn…
HERR GODOT (singt alleine weiter):
Publikum macht sich aus Staubo,
Stolletroll flucht wie ein Cowbo-
Y. Das nada nix ze glaubo.
Schockschwernöt.
Jetzt das Liedel sei zu Endo.
Geh nach Heim y spiel Nintendo
Sonst ich killen dich mit Kendo.
Wiedersöht.
O Prosita sita sita sita sita
Angelita lita lita lita lita
Stolletroll auch jetzt heim
Gehe bade sich in Schleim.
Finito. (Er packt die Ukulele und den Becher mit der Ratte in seinen Geigenkasten und geht nach links ab)
Immerhin… Mittagessen ist gesichert.
2. UMZUG
Mitwirkende:
DER AUTOR (aus dem OFF), DER HAUSMEISTER, ANDRAY LE PETITE, BIMMEL THE KID
Ort:
Leere Bühne
DER AUTOR:
Lang lang ist‘s her, da ergab es sich, dass ich einige Monate lang in der Nachtschule weilte und mit ihren vielgestaltigen Bewohnern kommunizierte. Wir trafen uns in der Raucherecke, fläzten uns auf den dort befindlichen Sofas herum, aßen Ölsardinen und unterhielten uns über Gott und die Welt. Einige dieser Daseinsformen kann man heute immer noch dort antreffen und ich grüße sie hiermit aus vollem Herzen. Sogar die Stollentrolle, die das eigentlich ja nicht verdient haben.
Die Zeiten ändern sich.
Inzwischen bin ich fett, faul, filosofisch und jammerlabberig. Sogar die Figuren in meinen Stücken, die nur meiner Phantasie entsprungen sind, haben das gemerkt. Und sie wagen es, gegen mich zu rebellieren.
(Ein Blitz fährt hernieder und reißt ein Loch in den Bühnenboden)
Kommt nur her, ihr Revoluzis. Ich besitze ein Bühnengewitter und ich werde es benutzen.
(äußerst künstlich klingendes Blechgedonner)
DER HAUSMEISTER (steckt seinen Kopf aus dem Loch):
Was war das denn?
DER AUTOR:
Was geht Sie das an, Herr… Herr…
DER HAUSMEISTER:
Gnöttgen. Gustav Gnöttgen. Ich bin hier der Hausmeister. Das ist Sachbeschädigung, Sie Heini. Und wer muss das Ganze hinterher wieder reparieren, he? Zahlen SIE die Rechnung? Wer hat Ihnen das überhaupt erlaubt?
DER AUTOR:
Äh… die Göttin der Satire. Satire darf alles. Hab ich mal irgendwo gelesen.
DER HAUSMEISTER:
Wieder nix als faule Ausreden. Empöööörend.
(Er klettert aus dem Loch und legt sich in der Mitte der Bühne auf den Rücken)
Jetzt kommt endlich der große Monolog über Schuld, Sühne und Steppengras, den wir den Zuschauern schon seit dem dritten Teil schulden. Und da Obstilein in dieser Szene nicht mitspielt, werde ICH das übernehmen.
DER AUTOR:
Muss das wirklich sein?
DER HAUSMEISTER:
Zuhören und Fresse halten da oben. Und Ihre Schuhe könnten auch mal wieder neue Sohlen vertragen, wenn ich das mal so sagen darf.
DER AUTOR:
Ach ja? Na, ich bin dann mal weg.
DER HAUSMEISTER:
Besser so. Hey Leute, ihr könnt wieder reinkommen, es gibt was zu lachen.
(ANDRAY LE PETITE und BIMMEL THE KID kommen durch den Hintereingang herein, schauen sich vorsichtig um und nehmen schließlich im Zuschauerraum Platz)
ANDRAY LE PETITE:
Ich kann nur hoffen, dass der ein besserer Geschichtenerzähler ist als SabberJupp.
BIMMEL THE KID:
Pschhhhhhht!
DER HAUSMEISTER:
Ein Fuchs begegnete einmal einem Regenwurm. Da er ihn für einen Schnürsenkel hielt, nahm er ihn zunächst nicht richtig wahr, erinnerte sich dann aber daran, dass ihm just an diesem Morgen der Schnürsenkel seines linken NIKE-Turnschuhs gerissen war und hielt an auf seinem Wege. Als er sich jedoch hoffnungsvoll nach dem Ersatzteil umschaute, war dieses verschwunden und selbst mit dem schärfsten Vergrößerungsglase nicht mehr aufzufinden.
Dies kränkte den Fuchs sehr und er nahm die Sache persönlich. Er zog eine Schriftrolle unter seinem Gesäß hervor, entrollte sie und begann zu lesen:
Dies sind also die Säulen der Welt, die Eckpfeiler des Wissens und Glaubens und es ist darum dies alles nachfolgendes wahr:
1. Das Fundament ist die Grundlage der Basis
2. Die spinnen, die Römer
3. Wer zweimal mit derselben pennt, erlebt das Jahresend getrennt
4. Die voluminöse Expansion der subterranen Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur intellektuellen Kapazität des Ökonoms.
5. Haie kriegen keinen Krebs
6. Was Krupp in Essen bin ich im Trinken
7. Sollten Sie das Buch „Von Sinn, Unsinn und Stumpfsinn des Lebens“ sehen, rennen Sie. RENNEN SIE!!!
8. Meiden Sie Hühnerleber
9. Brummli Brummli Brummli Brummli
10. Wenn du zum Weiher gehest, vergiss die Angel nicht
11. Humba Humba Humba Täterä!
12. Dreh dich nicht rum, der Kommissar geht um
13. Wie sagte Salomo der Weise: Omnia est faeces, alles Scheiße!
14. Buchen sollst du verfluchen, Fichten sollst du vernichten
15. Krunnop Johri Nitz Ano
16. WennSie den vorigen Satz nicht verstanden haben probieren Sie es mal mit rückwärts lesen.
17. Das macht es auch nicht sinnvoller
18. Der stolze Pfau stinkt wie die Sau
19. Lieber reich und gesund als arm und krank
20. Wenn einer 95 Prothesen an eine Kirchentür wirft, ist er entweder schwerbehindert, oder er will einen Prothesenhandel eröffnen
21. Wenn Nordsee Mordsee ist, ist dann Ostsee Mostsee?
22. Warum kann ich in Essen was trinken gehen, aber nicht in Trinken was essen?
23. Wieviel kostet eine singhalesische Fledermaus?
24. Was ist das nur für ein beschissenes Land, in dem schon morgens um sieben die Sonne aufgeht?
25. Geduld. Das dauert noch.
26. Auferstanden aus Ruinen steht die Form, aus Gips gebrannt, drüben bei den Waschmaschinen. Früher, Volk und Vaterland.
27. Jetzt hab ich vergessen, was ich sagen wollte
28. Kann nix Intelligentes gewesen sein
29. Hast du den Kragenknopf gesehen?
30. Dies Leben ist eines der schwersten
31. Ai äm Letschend
32. Du kennst mich nicht? Du wirst mich kennen lernen!
33. Hör auf, nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Das hat ja eh keinen Sinn
34. Die Frankfurter Schule ist an unser aller Unglück schuld
35. Lernt Pimperanto!
36. Wir begrüßen Sie hoffentlich nicht wieder in der nächsten Kampagne. Auf Wiedersehn, Narhallamarsch.
37. Noch so’n Spruch – Kieferbruch
38. Wer‘s glaubt, wird selig.
39. Amen
Und als der Fuchs bis dahin gekommen war, drehte er völlig durch und ließ sich prophylaktisch in die Geschlossene Abteilung vom Zamominenstift einweisen.
Was will ich also mit diesen Worten sagen?
Sag du’s mir. Ich gebe zu, ich habe keine Ahnung.
(er hält sich die Hände vor die Augen)
Ich seh euch nicht, also seht ihr mich auch nicht.
(ANDRAY LE PETITE und BIMMEL THE KID haben sich während des Vortrags leise von ihren Sitzen erhoben und schleichen sich nun von hinten an den HAUSMEISTER heran. Sie tragen Baseballschläger.)
DER HAUSMEISTER:
Ich bin gar nicht da. Und Schuld, Sühne und Steppengras werden definitiv überschätzt. Aber der wahre Sinn des Lebens ist doch…
ANDRAY LE PETITE und BIMMEL THE KID (unisono):
Stirb!
(Sie dreschen dem HAUSMEISTER ihre Baseballschläger auf die Birne. Der HAUSMEISTER kippt nach vorne um.)
BIMMEL THE KID (stupst den HAUSMEISTER mit dem Fuß an):
Ich sehe hier eine Besorgnis erregende Invasion von Leichen. Man sollte dieses Stück aus aktuellem Anlass in „DER TOD DES HAUSMEISTERS“ umbenennen.
ANDRAY LE PETITE:
Spitzen-Idee.
BIMMEL THE KID (schnappt sich die Schriftrolle, setzt sie in Brand und wirft sie zur Seite):
Und dieser Mist wird gleich mit vernichtet.
ANDRAY LE PETITE:
Besser ist das.
(Beide verlassen die Bühne, während die Flammen der Schriftrolle auf die Vorhänge übergreifen. Diese kokeln im weiteren Verlauf des Stücks langsam vor sich hin und verbreiten einen widerwärtigen Gestank)
BIMMEL THE KID und ANDRAY LE PETITE (im Abgehen):
Lalü, Lala, Lalü, Lala…
3. UMZUG
Mitwirkende:
LITTLE AMANDA, OBSTILEIN, DER HAUSMEISTER (mit eingeschlagenem Schädel), BATMAN, OJAHNNCHEN
Ort:
Raucherecke der Nachtschule, zwischen vier und sechs Uhr nachts. Keine Daseinsform ist zu sehen. Aus dem Besenschrank dringen gruselige Geräusche.
OBSTILEIN (schleicht auf Zehenspitzen herein. Ab und zu klopft er mit seinem Spazierstock auf den Bühnenboden vor seinen Füßen):
Ich bin gewarnt. Nochmal lasse ich mich nicht im Keller ersäufen.
LITTLE AMANDA (lugt vorsichtig herein):
Seit dem dritten Teil ist alles renoviert, du Depp. Auch der Bühnenboden. Die Versicherung war sehr großzügig. Und die Fans haben sogar eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, damit hier wieder ein bissel Geld reinkommt.
OBSTILEIN:
Gebrannter Elch scheut das Feuer. So ist nun mal die Toffokratie.
LITTLE AMANDA:
Spaßbremse!
OBSTILEIN:
Sag mal, was suchen wir hier eigentlich?
LITTLE AMANDA:
Etwas höchst Seltenes und Wertvolles. Den tieferen Sinn dieses Stücks.
OBSTILEIN (entsetzt):
Und dafür weckst du mich um vier Uhr morgens auf, du haariges Ungeheuer? Den haben wir doch schon in Teil 1 bis 3 nicht gefunden.
LITTLE AMANDA:
Eben. Dann wird‘s ja allmählich Zeit. Sag mal, was rumpelt denn da im Raum herum?
OBSTILEIN (lauscht):
Das wird doch nicht der Rumpel sein?
LITTLE AMANDA (gehässig):
Quatsch. Putz dir mal die Gehörgänge. Seit wann klingt so denn einer, ein Schweinsbarbar, ein kleiner?
OBSTILEIN:
Das kann ich Dir nicht sagen. Vielleicht ist‘s auch mein Magen.
LITTLE AMANDA:
Dein Magen? Ach wie krank. Es steckt im Besenschrank.
(Beide rücken langsam auf den Besenschrank vor. Obstilein hebt kampfbereit seinen Degenstock)
OBSTILEIN:
Los, gib dich zu erkennen, sonst muss Amanda flennen.
LITTLE AMANDA (tritt Obstilein ins Hinterteil):
Sag so was nie wieder, du Schowinist!!!
OBSTILEIN:
Amanda, wie grausam du doch bist. Doch bitt ich um Verschulligung, das macht die Morgendämmerung mit Elchen und mit Schafen. Ich würd viel lieber schlafen.
AMANDA:
Schnauze, Ikea. Ich will jetzt wissen, was in dem Schrank da drinnen ist.
OJAHNNCHEN (öffnet die Schranktür von innen):
Warum fragst du nicht einfach, Frau Neugiersnase? Aber gut, ich hab eh keine Lust mehr, mit Batman Verstecken zu spielen.
(Er steigt aus dem Schrank, spannt einen Regenschirm auf, nimmt einen Stapel Ölsardinendosen und spaziert hinaus)
OJAHNNCHEN:
Mahlzeit!
(Kurz nachdem OJAHNNCHEN hinausgegangen ist, springt BATMAN aus dem Rettungssaurier- Ein- und Ausflugsloch auf die Bühne)
BATMAN:
Halt! Stehenbleiben! Sagt mir sofort, wo sich Ojahnnchen befindet! Übrigens… ihr seid verhaftet! Keiner verlässt Zamonien!
OBSTILEIN:
Haben wir auch gar nicht vor, du Möchtegern-Held. Was suchst du eigentlich hier? Du gehörst garnicht hierher. Seit Folge 2 gehst du uns auf den Wecker!
LITTLE AMANDA:
Ja, verpiss dich endlich!
BATMAN (mit hängenden Schultern hinausschleichend):
Niemand versteht die Ledermäuse.
OBSTILEIN:
Hm… wird Zeit, dass etwas Schwung in die Bude kommt.
LITTLE AMANDA:
Du hast den Hausmeister auf den Kopf getroffen, Toffe. Quatsch, das waren ja Andray und Bimmel, Tschulligung. Komm, wir verdrücken uns mal rüber in die Dunkelkammer und machen dort verbotene Sachen.
OBSTILEIN:
Eigentlich darf ich das ja gar nicht. Aber die Aussicht auf eine gepflegte Fummelei im Dunkeln… mit einer kuscheligen Berghutze… lässt mich meine Prinzipien vergessen. Es sei also.
(Beide schleichen auf Zehenspitzen hinaus)
OBSTILEIN (sich im Hinausgehen noch einmal zum Publikum umwendend und den Zeigefinger erhebend):
Die nattifftoffische Gesundheitsbehörde rät: Schützt euch vor Schwangerschaft und lästigen Geschlechtskrankheiten! Benutzt Kondome, Leute!
DER HAUSMEISTER (steht taumelnd auf):
Auwei. Immer mitten auf die Omme. Die könnten auch mal etwas sanfter zuschlagen. Hey Bühnarbeiter! Vorhang!
(Der angekokelte Vorhang fällt herunter und begräbt den HAUSMEISTER unter sich)
DER HAUSMEISTER (unterm Vorhang):
Aua. Den Witz hatten wir übrigens schon. Und wer darf dann wieder die Sauerei wegmachen? Der Depp vom Dienst natürlich. Umbaupause! Publikum raus!
(Er schiebt die Hand unterm Vorhang hervor und scheucht das Publikum aus dem Saal. Dann zieht er den Vorhang von der Bühne)
DER HAUSMEISTER (im Abgehen):
Scheißjob!
4. UMZUG
Mitwirkende:
MIESA FLENNSKE (Jungschreckse), DER AUTOR (aus dem Off), HERR SCHWANDROVSKY (in äußerst knapper Badehose und mit Cowboyhut), HERR GODOT (mit grüner Perücke, rot-weiß geschminktem Clownsgesicht und blutverschmiertem T-Shirt), BATMAN
Ort:
Eine höchst luxuriös eingerichtete Dachkammer in einem Altbau in Atlantis. Überall an den Wänden hängen Vährdeposter und Plakate von Zart Strom. Mittelpunkt des Raumes ist ein quietscherosa bezogenes Futonbett. Leere und halbleere Pralinenschachteln stapeln sich auf dem Boden und dem Nachttisch. Ein gewaltiges Panoramafenster gewährt einen beeindruckenden Ausblick über das im Sonnenlicht erstrahlende Lisnatat-West. Auf dem winzigen Ofen blubbert Tee in einer Blechkanne.
Mitten auf dem Futonbett liegt die Jungschreckse Miesa Flennske und blättert in einem Herrenmagazin. Sie bläst ein Kondom auf wie einen Luftballon und knotet es zu.
MIESA FLENNSKE:
Die haben wirklich Recht. Die Artikel SIND hervorragend. Wer will da schon nackichte Weiber sehen? Hier. Guckt selber.
(Sie breitet das Ausklapp-Bild vor dem Publikum aus. Zu sehen ist sie selbst, nur mit einem Bikini bekleidet und in lasziver Pose, jedoch ist ihr kompletter Kopf mit einem dicken schwarzen Balken überklebt.)
Und jetzt hab ich endlich mal die Bühne für mich ganz allein. Also Ruhe da oben!
DER AUTOR:
Oooooch…
MIESA FLENSKE (steigt aus dem Bett und tänzelt auf dem Boden herum):
Das ist der Lipsi. Kennt ihr den Lipsi? Nein? Eine Schande. Ich war mal Lipsi-Weltmeisterin und jetzt hat noch nie jemand vom Lipsi gehört. Das ist diskriminierend. Ich fühle mich total benachteiligt. Ausgegrenzt wegen meiner Tanzvorlieben. Gibt’s da noch keine Gesellschaftstanzschützer? Ja, der Schuhplattler und der Square Dance, die sind die Kings. Aber wir armen benachteiligten Lipsitänzer haben mal wieder keine Lobby. Dabei ist der Lipsi so modern. Und genauso toll wie beispielsweise der Tango… (brüllt ins Publikum) WARUM KENNT HIER KEINER DEN LIPSI, VERDAMMICH???
(Sie fällt weinend zurück aufs Bett. Dieses kracht unter ihrem Gewicht zusammen.)
Gemein! Gemeingemeingemein! Jetzt auch noch Sabotage! Das Bett war sicher angesägt! Das war ein terroristischer Mordanschlag! Hilfe! Polizei! Hausmeister! Prinz Kaltbluth! Ist niemand in der Nähe, der bereit ist, eine arme junge Schreckse zu retten, sie auf seinen starken Armen davonzutragen und mit ihr auf ewig glücklich zu werden, weil er sonst einen Schrecksenfluch abkriegt, der sich gewaschen hat?
(Sie lauscht)
Ist da jemand? Irgendjemand? (brüllt) Hey, ich bin einsam und liebesbedürftig! Wer befreit mich aus diesem Elend? Huhuhuhuuuuuu…..
(Sie bricht in Tränen aus und vergräbt sich unter der Bettdecke)
(schluchzend) Na wartet, ihr Schweine! Das wird Fohlen… äh… Ferkel haben!
(Die Tür wird vorsichtig geöffnet. HERR GODOT und HERR SCHWANDROVSKY schleichen herein)
HERR SCHWANDROVSKY (auf die nur teilweise sichtbare MIESA FLENNSKE deutend, flüsternd):
Da. Ist das nun Ihr gesuchtes Model oder nicht?
HERR GODOT:
Hmmmmmm… weiß nicht. Vom Körperbau her könnte es hinkommen… falls sie inzwischen 80 Kilo zugenommen hat.
(er zwickt MIESA FLENNSKE ins ausgeprägte Hinterteil)
Hallo Schnuckel…
MIESA FLENNSKE:
Warum kommt ihr jetzt erst? Leider zu spät. Fort mit euch! Ich habe soeben beschlossen, der Männerwelt zu entsagen.
HERR GODOT (auf HERRN SCHWANDROVSKY deutend):
Er ist schuld! Er hat mich aufgehalten mit seinen ewigen uralten Witzen! Ich wollte ja eigentlich schon längst, aber er…
HERR SCHWANDROVSKY (wird zornesrot):
WIE BITTE! Das ist ja eine Unverschämtheit, eine faustdicke Lüge, Fake News, Politikergeschwafel! ER ist ja eigentlich der Witzbold hier mit seinen ständigen doofen Geschichten. Fragen Sie nur das Publikum, das kann ihnen bestätigen, dass…
HERR GODOT:
Das wagst du, du Ungeheuer? Stirb!
(Er zieht einen Mehrfach-Raketenwerfer aus seiner Jackentasche und erschießt HERRN SCHWANDROVSKY)
Und nun zu uns…
(Er wendet sich MIESA FLENNSKE zu, die in der Zwischenzeit den Kopf unter der Bettdecke hervorgezogen hat und ihn anlächelt)
Oh.. äh.. igitt, Gnädigste, nix für ungut, ich bin schon weg…
(Er erschießt sich selbst mit dem Mehrfach-Raketenwerfer)
BATMAN (schwingt sich durchs Fenster):
Halt! Liegenbleiben! Sagen Sie mir sofort, wo sich Herr Schwandrovsky und Herr Godot befinden! Übrigens… Sie sind verhaftet! Keiner verlässt Zamonien!
MIESA FLENNSKE:
Schatzi!!!
(Das Licht geht aus. Man hört nur noch schmatzende Kussgeräusche und das Knarzen von Bettfedern)
BATMAN (mit erstickter Stimme):
Niemand versteht die Ledermäuse.
5. UMZUG
Mitwirkende:
DER BADEMEISTER (ganz außen am Bühnenrand), DER HAUSMEISTER, DON KOHLEOHNE, MIESA FLENNSKE, DAS MODEL, DER ALBATROSS, DER TRAINER, DER DETEKTIV, DER RICHTER, HERR GODOT (tot), HERR SCHWANDROVSKY (tot), KARL RANSEIER (tot), LITTLE AMANDA, OJAHNNCHEN, ANDRAY LE PETITE, BABY MINUS, NEWBORN RUMPEL, BIMMEL THE KID, OBSTILEIN, DER AUTOR (im Off), SABBERJUPP d.Ä., DIE WALDSPINNENHEXE, DER KANNIBALE, MYSTERION, KÄPTN HIRNI, SUPERMAN, BATMAN, ZWEI CLOWNS, ZWEI BAHRENTRÄGER, ein BLUTSCHINK, ein YETI, DER FELSEN, hunderte von Komparsen
Ort:
Leere Bühne
DER AUTOR (aus dem Off, mit hallender Stimme):
Ich bin der Autor, Dein Gott. Mein Wille geschehe. Es ist vollbracht. Ich bitte alle Darsteller auf die Bühne. Zahltag.
(Alle oben genannten Darsteller drängen auf die Bühne, es wird krachvoll. Dazwischen Stimmen wie „Geh von meinem Fuß runter!“, „Igitt, ein Stollentroll hat mich angefasst“ und „Hey, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du Mundgeruch hast?“)
OBSTILEIN:
Nach meinen Berechnungen wurde das zulässige Gesamtgewicht für die Bühnenkonstruktion soeben um 0,1 Gramm überschritten…
DER AUTOR (einen Packen Theatergeld und Modeschmuck vom Bühnenboden in die Menge werfend):
Adios Caballeros!
(SABBERJUPP d.Ä. und NEWBORN RUMPEL furzen deutlich hörbar. Ins allgemeine Erbrechen dringt das Geräusch nachgebender Balken)
ALLE DARSTELLER außer dem AUTOR und dem BADEMEISTER:
YARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRGHHHHHHHHHHHH….
(Sie stürzen durch das sich auftuende Loch in den Theaterkeller)
DER BADEMEISTER (bläst auf der Trillerpfeife):
Nicht vom Beckenrand springen! Nicht vom Beckenrand springen!
DER AUTOR (aus dem Off):
Das wäre erledigt. Na, Bademeisterchen, gehen wir noch zusammen einen saufen?
DER BADEMEISTER:
Gerne. Die Saison ist eh zu Ende. Wir treffen uns am Hinterausgang.
DER AUTOR:
Okay. Bis gleich. Du zahlst.
(DER BADEMEISTER geht durch den Hinterausgang ab. Bevor er die Tür schließt, wirft er die Trillerpfeife in das Loch im Bühnenboden. Das komplette Theater bricht hinter ihm zusammen.)
DER AUTOR:
Hör zu, Bademeisterchen, ich hab schon eine Idee für ein neues Experimentalstück. Was hältst du von…
(Beide verschwinden in der Nacht)
KARL RANSEIER (unter dem Schuttberg):
Aua.
E * N * D * E
(diesmal endgültig)
Re: Der Tod des Bademeisters
Verfasst: Mi 28. Sep 2022, 06:18
von Andray DuFranck
... und wer trotz allem mehr von diesem Zeug braucht, der suche in diesem Forum demnächst nach "Rambo Zamba"