Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

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Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

16. APRIL

= Zehunda Kaufrausch =

Dieser nur auf den atlantischen Stadtteil Satalint begrenzte Feiertag der Venedigermännlein wird alljährlich am 16. April begangen. Zehunda Funghispeciale war nämlich ein genialer Damenmodedesigner, dessen legendär kurzlebige Ware euphorische Glückszustände in Kundinnen verursachte, die nur einen Vorwand suchen, sich täglich mit neuen Textilien zu versorgen. Ausleiernde Träger, sich von selbst auflösende Nähte und reißfreudiges Material sorgten schon wenige Minuten nach dem Erwerb des Stücks regelmäßig für schrille Entzückensschreie auf der Straße.

Es ist bekannt, dass, bedingt durch einen Produktionsfehler, ein einziges Mal eine von Zehunda entworfene Damenbluse in den Verkauf geriet, welche auch noch am dritten Tag wie neu aussah. Dieser Tiefschlag zerrüttete das Nervenkostüm des Künstlers so gründlich, dass er danach bis zu seinem Lebensende nur noch Kleidung aus Toilettenpapier fertigen ließ (die prompt ebenfalls ein Verkaufsschlager wurde).

Zur Erinnerung an diesen Pionier der modernen Ramschmode müsste es eigentlich (nach seinem eigenen letzten Willen) am 16. April, seinem Geburtstag, in Satalint zum guten Ton gehören, wohlproportionierten Kundinnen in spe auf der Straße die Kleider zu zerfetzen, um sie dann zu einer ausgedehnten Shoppingtour einzuladen (der Herr bezahlt). Leider sind im ganzen Stadtteil an diesem Tag aus unerfindlichen Gründen keine männlichen Wesen zu entdecken (sie rotten sich zu größeren Gruppen zusammen, ziehen noch vor Sonnenaufgang nach Tintasal und besaufen sich dort mit billigem Chianti, bis die Gefahr vorüber ist).

Matronen, die es wagen, sich an diesem Tag mit giftgrünem, nabelfreiem Top und violettem Faltenrock in der Öffentlichkeit zu zeigen, werden traditionell mit Flüssigwaschmittel übergossen, in Toilettenpapier gewälzt und in den nächsten Gondelkanal geworfen. Was für ein Spaß.
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

29. MAI

= Eintopftag oder Der Fette Calmops =

Es ist an der Zeit, die Feiertage der zamonischen Schweinsbarbaren-Spezies öffentlich zu würdigen, auch wenn dies nicht nach jedermanns Geschmack (und Geriech) sein sollte.

Wenn die Frühlingslust ihren Höhepunkt erreicht, also am 29. Mai, hält es keinen Schweinsbarbaren mehr auf seinem Strohlager und er hat nur noch eins im Sinn: FRESSEN! Dies hat natürlich direkte Auswirkungen auf den dadurch einsetzenden Verdauungsprozess und, mittelbar, auf die Luftqualität in der Umgebung. Für Schweinsbarbaren stellt dies kein Problem dar, für sensiblere Daseinsformen schon.

Daher pilgern an diesem Tag Scharen koprophiler Wesen in die Schweinsbarbarenreservate, gefolgt von Milliarden von Schmeißfliegen, um sich an den sich ausbreitenden Düften zu laben. Wenn sie schon mal dabei sind, imitieren sie schweinsbarbarische Verhaltensweisen (Raufen, Saufen etc.) und benehmen sich insgesamt recht ungehobelt. Das ist der Eintopftag oder auch „Der Fette Calmops“ genannt, in Gedenken an den Schweinsbarbaren Göbel Calmops, der so fett war, dass er sich nur noch rollend fortbewegen konnte, da er den Ochsen seines Ochsenkarrens schon vor Sonnenaufgang vertilgt hatte.

Traditionell wird an diesem Tag auch das nachfolgende Lied gegröhlt, dies möglichst laut und unmelodisch:

Eintopf-Polka

(gesprochen):
Heute muss das Wasser kochen,
heute wird die Suppe dick.
Frisch herbei mit Rinderknochen
„Eintopf“ heißt der Zaubertrick.

(ab hier gesungen zur Melodie der „Amboss-Polka“)
Obo Wühler, hol die Kelle,
Sonst hau ich dir eine Delle
In die faule Schweinefresse –
Wie ein Yeti grollt mein Bauch.
Bring den Sack mit Runkelrüben
Diesen Schinken, der dort drüben
Seit drei Wochen lustig schimmelt
Und Kartoffeln auch.

Zwiefeln, Knobi, Lauch und Rettich
Schweineschwarten, heiß und fettich,
Auch ein kleingehackter Igel -
Frisch erlegt im Eichenwald.
Nesselkraut und Sauerampfer,
Massig Pfeffer, Salz und Kampfer
Jagen Winde in die Därme
Dass es nur so knallt.

All die kleinen Schweinsbarbaren
lassen gerne einen fahren.
Wer als letztes dann noch steht,
kriegt den größten Kübel Met.

He, du Schweinsbarbarenschlampe,
Lass den Ketchup aus der Pampe.
Hier wird kultiviert gefressen
Und dann geht es ab ins Stroh.
Bist du anfangs auch noch lustlos,
Weht mein Wind, wirst du bewusstlos.
Ja, den Eintopf muss man loben,
Er macht satt und froh.

All die großen Schweinsbarbaren
lassen gerne einen fahren.
Wer als erstes sich erbricht,
kriegt das Happy Ending nicht.

Obo Wühler, rühr mit Schmackes,
Denn das Schwarzbrot qualmt im „Backes“.
So ein Fressen hat nicht jeder,
Exklusiv für uns gemacht.
Lasst uns rülpsen, lasst uns schmatzen,
Schöpft die Brühe mit den Pratzen,
Hoch das wilde, freie Leben
Und die Küchenschlacht:

DREI-MAL-HOOOOOOOCH!!!
(traditionelle Rülps- und Furzsalven)

Dieser Tag trägt hauptsächlich dazu bei, dass die Bevölkerungszahl bei den Schweinsbarbaren im Herbst sprunghaft anwächst.

Durchreisende, die sich mit Widerwillen und Abscheu von den obengenannten Aktivitäten abwenden, werden übrigens traditionell mit heißem Bohneneintopf übergossen, in gammligem Eichenlaub gewälzt und in die nächste erreichbare Latrine getunkt. Was für ein Spaß!
Zuletzt geändert von Andray DuFranck am Do 3. Nov 2022, 09:42, insgesamt 2-mal geändert.
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

5. JUNI

= Die (f)räudige Juhuni oder Wolpertingerwaschtag =

Dieser in ganz Wolperting (und Umgebung inklusive Fhernhachingen und Kornheim) gefürchtete Feiertag wird traditionell am 5. Juni begangen. Initiiert wurde er vor ca. 20 Jahren von der Wolpertingerin Juhuni von Flobis, welche, selbst nicht gerade ein Vorbild in Sachen Fellpflege, an einem ungewöhnlich schwülen Junitag entschied: „Diese Kerle (gemeint waren die männlichen Wolpertinger) gehören mal tüchtig durchgeschrubbt!“

Unter Einsatz ihres gesamten Mutes besorgte sie kübelweise Wasser aus der Wolper, stellte vor dem Rathaus Waschzuber auf, kaufte kiloweise Veilchenseife (ein „Sonderangebot“ einer zufällig vorbeikommenden Hökerwelle), rief ihre Geschlechtsgenossinnen zusammen und begann, die männliche Einwohnerschaft Wolpertings einer ausgiebigen Fellwäsche zu unterziehen. Dies ließen sich die Männer jedoch nicht lange gefallen und bespritzten die waschfreudigen Wolpertingerinnen ihrerseits mit Wasser und Seifenschaum, woraus sich schließlich eine riesige Schaumparty entwickelte, in deren Verlauf viele neue Bekannt- und Liebschaften entstanden.

Zum Gedenken an dieses historische Ereignis ist es jedem Besucher Wolpertings an diesem Tag freigestellt, seine Gastgeber ausgiebigst abzuduschen, ohne Konsequenzen (Kratzer, Bisse, Einladungen zur Schachpartie) befürchten zu müssen. Da jedoch nicht immer genügend Veilchenseife vorhanden ist, bekommt der Begriff „Hier stinkt‘s wie nasser Hund“ für die Bevölkerung des Umlandes eine ganz neue Bedeutung. Erst Tage später, wenn alle Felle wieder trocken sind, wagen sich vor allem die sensiblen Fhernhachen wieder näher als einen Kilometer an die Stadtmauern Wolpertings heran.

Übrigens wird an diesem Tag jeder Tourist, der lecker duftet, von oben bis unten abgeschleckt, in ausgekämmten Wolpertingerhaaren gewälzt und zum Trocknen an der Wolperbrücke aufgehängt. Was für ein Spaß!
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

ERSTER NEUMOND IM JUNI

= Zappenduster =

Der Gemeine Eydeet (gibt es so etwas überhaupt?) zählt zu den zamonischen Daseinsformen, die sich gerne vor der Öffentlichkeit verbergen. Sei es in unzugänglichen Einöden, in dunklen Stollen oder in abgesicherten Bunkeranlagen – ein Eydeet kommt normalerweise nur ans Licht, um eine Erfindung zu erproben, eine Theorie zu beweisen oder die Ergebnisse publikumswirksam der staunenden Öffentlichkeit zu präsentieren.

Ohne die Arbeit dieser rastlosen, hochintelligenten Dunkelheitsbewohner wäre unser aller Leben um viele Annehmlichkeiten ärmer. Welcher Bewohner Zamoniens könnte sich heute noch ein Leben ohne die „Treibsandhose 2.0“, den Schweinsbarbaren-Furzvertilger „Wotans Tod“ oder den Hutzen-Kraulomat „Freddas Liebling“ vorstellen?

Darum gedenken alle sensiblen Daseinsformen an diesem Tag der vielen Eydeeten, welche unsere Zivilisation stetig um neue Errungenschaften bereichern. Abdul Nachtigaller, Hachmed Ben Kibitzer, Oztafan Kolibril, Hurzgall Ibn Meisinger, Hassan Ben Eisfogel, Ezekiel Gänseril, Zantep Wiesem Uhou und all die anderen… seid gelobet und gepriesen. Weiter so!

Übrigens wird an diesem Tag jeder, der sich abfällig über die Arbeit eines Eydeeten äußert oder es gar wagt, seine Exzentrizität zu kritisieren, in ein Fass Melasse getunkt, in Rabenfedern gewälzt und bis zum Sonnenaufgang in Begleitung eines hungrigen Teufelszyklopen in die Dämonenklamm geworfen. Was für ein Spaß!
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Molotas
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Molotas »

Es wäre noch anzumerken, dass es anlässlich dieses Feiertags jedes Jahr aufs neue zu bedauerlichen Zwischenfällen kommt, bei denen unglückliche Daseinsformen aus Kühlschränken befreit werden müssen, in die sie sich selbst zuvor eingeschlossen hatten.

Diese Vorfälle rühren von einer urbanen Legende unbekannten Ursprungs, welche ihre Hörer dazu auffordert, den ersten Fundamentalsatz der Nachtigalleristik selbst zu überprüfen. (Wir erinnern uns: Der 1.FdN besagt, dass in einem fest verschlossenen Kühlschrank, in dem die Glühbirne kaputt ist, genau 1 Nachtigall herrschen.) Besagte urbane Legende behauptet, dass dieser Satz falsch sei und nur durch eine riesige Verschwörung von Nattifftoffen und Haifischmade aufrecht erhalten werde. Weiterhin soll der Zuhörer Teil der Widerstandsbewegung werden, indem er sich im Kühlschrank einschließt und besagten 1.FdN widerlegt.
Mit bisweilen tragischem Ausgang, wenn es sich bei dem Kühlschrank um ein Exemplar mit schweinsbarbarsicherem Schließmechanismus handelt.
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

11. JUNI

= Krötenwandertag =

Mit dem Ausruf „Uups, da bin ich wohl auf eine Kröte getreten“ pflegen viele Zamonier selbstverschuldete üble Gerüche zu kommentieren, Dies können Mundgeruch, Fußmuff oder verdauungsbedingte Ausgasungen sein, aber auch Achselschweiß und ranziges Haarfett sind bei Blutschinken, Bolloggs und Schweinsbarbaren äußerst beliebt. Daher schuf der Irische Druide Stinko „Peppermint“ Poopswind den 11. Juni als offiziellen Tag der Körper-Unhygiene. Sein Erfolgsrezept: Pfefferminz für alle! Stinko, selbst Sohn eines Pfefferminzfarmers, entdeckte die erfrischenden, alles kaschierenden Düfte, als er nach einer dreitägigen Sauftour, noch voll des Irischen Whiskeys, mitten in der Pfefferminzplantage seines Papas erwachte und feststellte, dass er nicht wie üblich nach Kotze stank. Da er im Vollrausch fünf Kilo Pfefferminze in sich hineingestopft hatte, drang ihm der Minzgeruch aus allen Poren. Das brachte ihn auf eine geniale Idee: Hochkonzentriertes Pfefferminzöl, in einer Gummimasse gebunden und mit jeder Menge Zucker genießbar gemacht, sollte die geruchsbedingten Probleme seiner zamonischen Mit-Daseinsformen ein und für allemal beseitigen. Das Problem war nur: Kein Zamonier störte sich damals daran, dass er übel roch. Es fehlte einfach das Bewusstsein für die Widerlichkeit von Gestank.

Um diesen Bedarf zu wecken, war Stinkos nächster Einfall ein geradezu genialer: unter dem Slogan: „Leute, ich will eure Kröten“ veranstaltete er Wanderungen, in denen dichtgedrängte Gruppen von Zamoniern nach diesen angeblich so schützenswerten Viechern suchen sollten und sich dabei gegenseitig mit ihren üblen Körpergerüchen gewaltig auf die Nerven gingen. War die Stimmung kurz vor dem Siedepunkt, bot Stinko dann seine „Neutralisiergummis“ an, welche ihm förmlich aus den Händen gerissen wurden. Stinko wurde in kürzester Zeit stinkreich, hängte den Druidenberuf an den Nagel, betrank sich täglich mit Irischem Whiskey und starb drei Tage später, als er auf einer Kröte ausrutschte und sich beim darauffolgenden Sturz das Genick brach. Noch heute jedoch gedenken die nicht ganz so sauberen Zamonier am 11. Juni dieses Pioniers der Geruchs-Übertünchung.

Touristen, welche an diesem Tag durch besondere Sauberkeit und einen intensiven Duft nach Veilchenseife „glänzen“, werden übrigens traditionell mit Haargel übergossen, in abgeraspelter Hornhaut gewälzt und in die Achselhöhle eines Bolloggs gesteckt. Was für ein Spaß!
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

ZWEITER MITTWOCH IM JUNI

= Rubbeldiekatz =

Die Zahnlückige Haselhexe gilt in Zamonien seit Jahren als ausgerottet, sehr zum Verdruss der Landbevölkerung, welche die Existenz dieser Daseinsformen oft und gerne benutzte, um dem Nachwuchs durch Drohungen („Wenn du deine Suppe nicht aufisst/ um 22 Uhr nicht daheim bist/ meine Briefmarkensammlung nicht anguckst, holt dich die Haselhexe“) bessere Manieren beizubringen. Seitdem sich herumgesprochen hat, dass aus dieser Richtung keine Gefahr zu erwarten ist, gehen Zucht, Ordnung und Disziplin der zamonischen Jugend natürlich den Bach hinunter.

Verzweifelte Eltern werden daher erleichtert aufatmen, wenn sie erfahren, dass die Haselhexe noch immer existiert, sogar in größerer Zahl, jedoch nicht mehr so auffällig wie vorher. Dies wurde in einer aktuellen Studie des Instituts für Dämonologie der Universität Gralsund durch Professor Enno Spökenkieker zweifelsfrei bewiesen. Haselhexen, so fand er heraus, entwickelten nämlich die Fähigkeit, sich vor wütenden Verfolgern zu verbergen, indem sie sich in Katzen verwandelten.

Nun ist eine Haselhexe in der Nachbarschaft sicherlich nicht jedermanns Sache, denn außer ihren unbestreitbaren Vorteilen (s.o.) fallen diese Weiber durch ihre kulinarischen Vorlieben (unartige Kinder, Haustiere, Fensterkitt) häufig negativ auf, was in grauer Vorzeit dadurch beseitigt wurde, dass man die Hexe zu einer „kleinen privaten Grillparty“ einlud, die dann nicht ganz so verlief, wie sie sich das vorgestellt hatte.

Da der Schutz der Jugend im kommunalen Interesse liegt, haben alle nattifftoffischen Orts- und Gemeindeverwaltungen die Order erhalten, dafür zu sorgen, dass getarnte Haselhexen in ihren Verstecken aufgespürt, eingefangen und in speziell dafür eingerichtete „Haselhexenreservate“ umgesiedelt werden. Dies geschieht jährlich am zweiten Mittwoch im Juni, dem „Rubbeldiekatz“. Dabei macht man sich den Umstand zunutze, dass die gefährlichen Weiber nicht mehr in der Lage sind, ihre Katzenform aufrecht zu erhalten, wenn sie am Bauch gekrault werden. Blitzartig nehmen sie wieder Hexengestalt an und können in dieser Phase leicht überwältigt und der Staatsgewalt übergeben werden.

Alle Zamonier sind an diesem Tag gehalten, sowohl freilaufende, als auch im Haus befindliche Katzen ausgiebigst zu kraulen, um die versteckte Gefahr zu erkennen und zu bannen. Gerüchte, wonach all diese Geschichten nur von den intelligenten Krätzchen erfunden worden seien, um ein paar zusätzliche Streicheleinheiten zu ergattern, sind natürlich haltlos und entbehren jeglicher Grundlage.

Durchreisende, welche sich unter dem Vorwand einer angeblichen „Katzenhaar-Allergie“ weigern, diese notwendige Schutzmaßnahme zu unterstützen, werden übrigens traditionell mit Katzen-Urin übergossen, im nächsten Katzenklo gewälzt und an einem Kratzbaum festgebunden. Was für ein Spaß!
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

14. JUNI

= Heiliger Bimbam =

Eine Woche bevor die Tage wieder kürzer und die Nächte wieder länger werden, wird in Zamonien traditionell des Heiligen Bimbam gedacht, des Schutzpatrons der Glöckner, Glockengießer und Klöppelschwinger.

Über den Heiligen selbst ist leider nur wenig bekannt, noch nicht einmal, welcher Spezies er angehörte. Er soll in Dullsgard als unehelicher Sohn einer Näherin geboren worden und in einem Heim für Schwingel und Schwengel aufgewachsen sein. Mit dem Entsetzensschrei: „Ach du heiliger Bimbam“ reagierte seine Umwelt auf seine zahlreichen derben Streiche; gleichzeitig war man in Dullsgard jedoch froh, wenigstens etwas neuen Gesprächsstoff für die langen Abende unter der Linde oder in der Spinnstube zu haben. „Heiliger Bimbam“ entwickelte sich daher schnell von der negativen zur positiven Aussage und schließlich zur Ehrenbezeichnung.

Vermutet wird weiterhin, dass Bimbam in seinem weiteren Leben einen glocken-affinen Beruf ergriff, denn an der großen Turmglocke in Maulwurfshausen ist noch heute der Spruch zu lesen:
„Dem Heiligen Bimbam Bin Ich Geweiht
Ich Schlag Euch Den Morgen, Ich Schlag Euch Die Zeit.
Ich Schlag Euch Den Abend, Ich Bin Nicht Faul
Und Wer Mich Rapüpelt, Dem Schlag Ich Aufs Maul!“

Es ist bis heute ungeklärt, was der Begriff „rapüpelt“ bedeutet. Fachleute glauben, es handele sich um einen Insiderscherz.

Alle Zamonier, die etwas mit Glocken zu tun haben oder die Glocke im Namen tragen (Quasimodo, Glock, Glöckner, Klöckner, Schell, Bimmel oder Ähnliches) dürfen also heute ihren Namenstag feiern und nach Herzenslust die Glöckchen klingeln lassen.

Übrigens wird an diesem Tag traditionell jeder, der sich über angeblich zu lautes Gebimmel beschwert, mit Glockenspeise übergossen, in Bronzespänen gewälzt und neben der Feueralarmglocke von Kleinkornheim festgebunden, bis ihm der Kopf wackelt. Was für ein Spaß!
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

16. JUNI

= King-Kappes-Tag =

Schon wieder ein Schweinsbarbarischer Feiertag. Nun ja, was soll’s,

King Kappes vom Rumpelrübenfeld war ein mehr beleibter als beliebter schweinsbarbarischer Anführer aus der Nähe von Zweiloch (Motto: „Wichtig ist, was am Ende hinten rauskommt!“). Er beherrschte das Gebiet von Ogersheim bis Atlantis mit behäbiger Hand. Zusammen mit seiner Gefährtin (allgemein nur die „Schöne Hannelore von den Ogersheimer Salatschnecken“ genannt) verbreitete er ob seiner bräsigen Art bei allen Intellektuellen und Freigeistern Furcht und Schrecken.

King Kappes erlangte in Diplomatenkreisen, vor allem bei Nattifftoffen, einen gewissen Ruf, da er bei Verhandlungen oft und gern das Druckmittel des „Aussitzens“ anwandte. Passte ihm etwas nicht, setzte er sich mit seinem fetten Hintern an eine prominente Stelle und verbreitete so lange üble Gerüche, bis die Kontrahenten um Gnade winselten und bereit waren, alle seine Wünsche zu erfüllen, wenn er sich nur möglichst schnell wieder aus ihrem Dunstkreis entfernte.

King Kappes verstarb vor zwei Jahren an Altersschwäche. Ihm zu Ehren begehen die Schweinsbarbaren am 16. Juni den King-Kappes-Tag, an dem sie fressen, saufen, raufen und im Stroh herumlungern. Was sie ja eigentlich ständig tun. Aber so haben sie zumindest einen Grund dazu.

Fremde, welche sich an diesem Tag nicht ebenfalls fressend, saufend, raufend und im Stroh herumlungernd durch schweinsbarbarisches Gebiet bewegen, werden übrigens traditionellerweise ignoriert. Welcher Schweinsbarbar gibt sich an diesem Tag schon mit auswärtigem Gesocks ab, wenn er mit gutem Grund fressen, saufen, raufen und im Stroh herumlungern kann. Was für ein Spaß!
Andray DuFranck
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Re: Der Große Zamonische Feiertags-Almanach

Beitrag von Andray DuFranck »

19. JUNI 2019

= Fluhgel Schlahgel =

Eigentlich können sich Rettungssaurier gar keine Feiertage leisten. Die wenigen noch aktiven Exemplare sind ständig im Dienst, die Rentner dagegen vegetieren im Rettungssaurierheim Nordend herum und schlürfen Schlabberbrei, wenn nicht gerade eine wild gewordene Grabsch-Welle ihren öden Tagesablauf etwas durcheinander bringt.

Um dem Eindruck entgegen zu wirken, Rettungssaurier könnten überhaupt nicht feiern und fröhlich sein, hat die Gewerkschaft der „Fliegenden Und Fahrenden Notfallretter In Zamonien“ (kurz FUFNIZ) beschlossen, zumindest einmal in hundert Jahren fünfe gerade sein zu lassen und einen Feiertag einzulegen. Dieser Tag ist heute.

Vor zehntausenden von Jahren rettete der Flugsaurier Fluhgel Schlahgel einen im Hutzengebirge hoffnungslos verirrten Wanderer, welcher auf der Flucht vor einer liebesbedürftigen Berghutze in eine Schlucht zu stürzen drohte. Zwar nicht in der letzten Sekunde (diese Prämisse wurde erst später eingeführt), aber immerhin. Der Tourist, ein reicher Bauernhofbesitzer aus Fhernhachingen, gründete daraufhin eine Stiftung, die das Luftrettungswesen in ganz Zamonien verbreiten sollte. Bald strömten Scharen junger, gelangweilter Flugsaurier nach Nordend, um sich in der dortigen Zentrale zum Rettungssaurier ausbilden zu lassen. Fluhgel Schlahgel wurde der erste Vorsitzende dieser Stiftung (er lebt bis heute und ist mittlerweile ihr Alters- und Ehrenpräsident). Er war es auch, der das Rettungssaurierheim begründete, um die in Rente gegangenen Kolleginnen und Kollegen im Alter zu unterstützen.

Dies wird heute mit einem großen Fest gefeiert. Alle aktiven und verrenteten Rettungssaurier treffen sich in Nordend, um Malzbier zu trinken, Schlabberbrei zu schlürfen und es einmal „so richtig krachen zu lassen“. Also Vorsicht, liebe Rucksacktouristen, Bergwanderer und Pseudo-Suizidale: Heute ist kein „Retti“ zur Stelle, auch nicht in der letzten Sekunde.

Der nächste Fluhgel-Schlahgel-Tag findet dann am 19. Juni 2119 statt. Bitte im Kalender vormerken.

Übrigens wird heute jeder, der das Rettungssaurierheim in Nordend besucht, zum Mitfeiern aufgefordert, über die Vorzüge einer fleischlosen Ernährung belehrt und gesundheitlich auf Herz und Nieren überprüft (sogar kostenlos). Was für ein Spaß!
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