Das Märchen vom Filzigen Fogel
Es war einmal eine bereits etwas angejahrte, ehemals wunderschöne Prinzessin, die lebte in einem prächtigen Schloss, war stets lustig und vergnügt und bekam alles, was sie sich wünschte.
Aber trotzdem war sie nicht glücklich, denn sie hatte ein großes Problem: sie konnte nicht weinen.
Selbst der schlosseigene Hof-Pschikologe Sigmund F. konnte ihr nicht helfen.
“Es ist eine Psüschokinohse” konstatierte er nach der drölfzigsten erfolglosen Sitzung. “Das ist angeboren und unheilbar. Hier meine Rechnung.”
Traurig ging die Prinzessin hinaus. Ihr war zum Heulen zumute, aber das konnte sie ja leider nicht.
Als sie nun so deprimiert an ihrem Kammerfenster saß und in die Gegend stierte kam plötzlich, keiner weiß woher (ich auch noch nicht, ihr Vollhonks, das muss ich mir doch erst noch ausdenken) ein hässliches stinkendes Federvieh angeflattert und ließ sich in der Nähe auf einem Ast nieder.Das Vieh räusperte sich und begann zu singen. “Aif bien lukking for friedem...”
Da verwelkten die Blümelein, die Schmetterlinge stürzten ab und die Prinzessin begann zu heulen wie ein Schlosshund.
Das ist bei einem solchen Gejaule nachvollziehbar. Da würden ja selbst die Steine weinen.
Leider dauerte die Show nur wenige Minuten. Nach einem letzten Rülpser erhob sich das Wesen in die Lüfte und entfleuchte. Die Prinzessin blieb (jetzt erneut) fröhlich, aber gefrustet zurück.
Aber, oh Wunder (Zufälle gibts) geschah dasselbe am nächsten Tag zur nämlichen Zeit wieder.
"Bleib hier, du... äh... Dings!" schrie die Prinzessin, als die Vorführung beendet war. "Ich bin nämlich eine Prinzessin und Du hast mir zu gehorchen!"
"Und ich bin der Filzige Fogel, ich gehorche niemandem!" schrie das Tier zurück. "Wenn Du mich besitzen willst, musst Du mich schon fangen." Und weg war es.
Die Prinzessin, die übrigens Elfriede hieß, fasste daraufhin einen mutigen Entschluss. Sie ging in ihr Ankleidezimmer, legte die Aschenputtel-Verkleidung vom letzten Fasching an, packte etwas Marschverpflegung (Pemmikan, Lembas, Champagner) ein und schlich sich aus dem Schloss.
Aber wo sollte sie sich nun hinwenden?
"Immer dem Gestank nach, oh holde Maid" lispelte da ein Maulwurf, der gerade zu ihren Füßen einen großen Haufen machte.
"Danke für den Tipp" meinte die Prinzessin. "Aber könntest du bitte aufhören, in meiner Gegenwart einfach so dreist ins Gelände zu kacken?"
Sie hob die Nase, schnupperte und drehte sich so lange im Kreis, bis ihr schlecht wurde. Ob vom Gestank oder vom Drehen - da bin ich überfragt.
Und dann taumelte sie los. Nach einigen Stunden Marschierens traf sie einen Bauern, der gerade geräuschvoll in einen Kübel kübelte.
"Ist hier vielleicht der Filzige Fogel vorbeigekommen?" fragte sie unverblümt.
"Na klar, Schwester. Was denkst du, warum ich hier rumwürge?" antwortete der Landmann. "Du willst ihn doch nicht etwa fangen?"
"Doch, das will ich."
Der Bauer schüttelte den Kopf.
"Das haben schon viele versucht" meinte er. "Generäle auf der Suche nach neuartigen Waffen, Politiker auf der Suche nach Inhalten für ihre Reden und Perverse auf der Suche nach... aber ich schweife ab. Keinem ist es gelungen."
"Ich werde es schaffen. Das ist eine Sache für taffe Frauen, Männchen können das nicht."
"Eigentlich müsste ich Dir jetzt mit diabolischem Hohngelächter antworten" sagte der Bauer, der übrigens Franz Branntwein hieß, aber das tut nichts zur Sache, weil er in diesem Märchen nie mehr vorkommen wird. "Aber weil du so naiv... äh... mutig bist, will ich Dir ein Geheimnis verraten. Drei Tagereisen gen Osten von hier steht ein Dixi-Klo, da hält der Filzige Fogel auf seiner Tour immer an, um sich zu erfrischen.
Der Hinweis ist übrigens kostenlos. Wenn Du mich jetzt bitte zu Ende reihern lassen könntest…"
So marschierte Elfriede denn los, nach Osten, immer der gelben Ziegelsteinstraße nach. Und gegen Mittag des zweiten Tages kam sie an eine Raststätte, da saß ein niedliches Kätzchen auf dem Boden, das maunzte gar jämmerlich und rieb sich die geschwollenen Hinterpfötchen. Neben ihm standen zwei rotlederne Stiefelchen.
"Keine Chance, Verkaterter Stiefel!" knurrte die Prinzessin. "Mich verarschst du nicht. Glaubst Du etwa, ich lese nicht regelmäßig die Märchenrunde im Zamonischen Literaturforum (
viewtopic.php?f=29&t=194), um mich über Deine Schandtaten auf dem Laufenden zu halten?"
"Mist. Mist. Gigamist!" zischte das Kätzchen. "Nun hast Du Dir's mit mir verdorben. Dabei hätte ich Dir so sehr helfen können, den Filzigen Fogel in die Finger zu kriegen."
"Jetzt komm mal wieder runter, du feliner Schowinist" konterte die Prinzessin. "Ich weiß, dass Du's drauf hast. Aber über den Löffel balbieren lass ich mich nicht. Und sollte der Kaiser von Zamonien jetzt noch auftauchen, der kann sich auf einen Tritt ins hornige Gesäß freuen."
"Verflixt!" sagte das am Wegesrand stehende Gebüsch.
Elfriede ignorierte die Stimme. "Jetzt mach mal nicht so ein blödes Gesicht und komm mit" befahl sie dem Kätzchen. "Ich bin nämlich eine Prinzessin, also tu was ich sage!"
"Das wirst du noch bereuen, Mädel!" murmelte Stiefel in seinen Schnurrbart. Aber er fügte sich und trottete hinterher.
Und wirklich erreichten die beiden am dritten Tag eine weite schlammige Ebene, an deren Horizont man das Dixi-Klo deutlich erkennen konnte.
Am Wegesrand war ein weiteres männliches Mitglied der Landbevölkerung damit beschäftigt, Schlammfladen großzügig über noch begrastes Gelände zu verteilen. Es trug eine Klammer auf der Nase, warum, war wohl seine Sache.
"Um welche Zeit können wir mit dem Eintreffen des Filzigen Fogels rechnen, guter Mann?" fragte ihn die Prinzessin.
"Hä?" antwortete der Bauer und nahm die Petersilie aus den Ohren. "Haste was gefragt, Schwester? Hübsche Katze haste da. Taugt die gegen Rheuma?"
Stiefel war schon drauf und dran, seine Schlagringe zu zücken, aber Elfriede hielt ihn zurück.
"WANN-STINKEFOGEL-AUF-DIXI-KLO???" schrie sie den Bauersmann an.
Der schaute auf den Nachtigallerschen Schlau-Zeitmesser am Handgelenk und meinte: "In genau 2 Stunden, 14 Minuten, 3 Sekunden und 77 Millisekunden, Gnädigste.
"Dann sollten wir uns wohl ein wenig beeilen" brummte Stiefel. "Ich muss nämlich mal."
Doch als sie sich ihrem Ziel näherten, dämmerte ihnen, weshalb der Landwirt eine Nasenklammer getragen hatte: Der Gestank wurde nämlich stetig stärker.
"Ich halt das nicht mehr aus" röchelte Elfriede schließlich und plumpste bewusstlos um wie ein Mehlsack. Zehn Schritt vorm Häuschen. Und Stiefel erging es um keinen Deut besser. Sie war nämlich auf ihn draufgefallen.
Als sich dann endlich der Wind drehte und unsere beiden Protagonisten erwachten, war natürlich alles gelaufen: sie hatten den Fogel verpasst. Der sie aber nicht, was die weißen Kleckse bewiesen, die nun ihre Kleidung bzw. ihr Fell zierten.
Stiefel, noch halb erstickt von dem Gewicht der Dame, begann, die Umgebung nach Spuren abzusuchen. Und überraschenderweise (Zufälle gibts in solchen Märchen zuhauf, das wurde bereits betont) hatte er Erfolg.
"Hab einen Maulwurf mit einem Verdauungsproblem getroffen. Nannte sich Kreuzhimmiherrgottverdammtnochamoifiderallala!" berichtete er Elfriede. "Der hat den Filzigen Fogel gesehen. Sagt, er gehöre einem Fönig, der in der Burg da drüben haust. Zu dem kommt er jeden Abend zurück, um ihm ein exklusives Konzert zu geben. Ich denke, da müssen wir als nächstes hin."
"Worauf warten wir dann noch? Schwing die Hufe, Genosse!"
Aber als sie nach einigen wenigen dürren Worten ankamen, sahen sie, dass das Burgtor geschlossen war. Davor stand ein Schild: 'Wegen Frieg mit Kranfreich zurzeit keine Audienzen'.
Upps, es hieß natürlich 'zurzeit feine Audienzen'.
"Das ändert ja alles!" jubelte Elfriede. "Danke, Herr Märchenonkel, dass Ihnen das gerade noch aufgefallen ist."
Sie drückte das Tor auf, marschierte hindurch... und es passierte... nichts.
"Märchenonkel leidet wohl unter Ideenlosigkeit" murmelte Stiefel.
Der Fönig saß allein in seinem großen Thronsaal und langweilte sich fürchterbar. Als Elfriede und Stiefel vor ihn hintraten, schreckte er auf, denn er hatte 'ein Nifferchen gehalten'.
Die Prinzessin erklärte ihre Begehr, woraufhin sich der Fönig erhob und die folgenden Worte sprach:
"Jetzt hör mal auk, hier rumzubetteln, Mädel. Ich hab auch so meine Probleme. Frieg mit Kranfreich und so. Aber ich will ja mal nicht so sein. Wenn ihr Zwei zwei schwierige Aufgaben löst, sei der Kilzige Kogel euer."
"Nur zwei Aufgaben?" murmelte Stiefel. "In solchen Billigmärchen sind es doch normalerweise drei."
"Nee, den Kilzigen Klofatti hab ich schon" meinte der Fönig. "Das fönnt ihr euch sparen. Nun aber hergehörcht. Aukgabe Eins: Bekreit mich von dem Fanaldrachen, der mir hier ständig meine Abwasserleitungen verstokt!"
"Auweia" murmelte Stiefel. "Was für ein Drecksjob".
Prinzessin und Kater stiegen hinunter in den Keller und schauten sich die Sache an. Dicke, massive Bleirohre und nirgends ein Einstieg in Sicht.
"Es hilft nichts" konstatierte Elfriede schließlich. "Keiner von uns beiden ist für diesen Klempnermist qualifiziert und ich weigere mich, mir die feinen Händchen schmutzig zu machen. Wir brauchen Hilfe."
"Heuern wir doch im nächsten Kaff ein paar Söldner an" schlug Stiefel vor.
"Spitzen-Idee. Worauf warten wir noch?"
Glücklicherweise lag das Kuhdorf "Ödloch" gleich um die Ecke. Es bot alles, was ein typisches Fantasy-Abenteuer-Kuhdorf bieten muss: ein paar leicht entzündliche Bauernhäuser, eine Zweigstelle des Zamonischen Rundfunks und eine Kneipe. Was braucht man mehr?
Vor dem Schwarzen Brett "Rent-A-Killer" standen zwei Gestalten, die der erfahrene Stiefel sofort als Söldner identifizierte: ein schwer gerüsteter, relativ intelligent wirkender Schweinsbarbar (huiiii....) und ein Witschwein, offensichtlich dessen Knappe.
Prinzessin und Kater gingen auf die beiden zu und sprachen sie schamlos von der Seite an.
"Sucht ihr Arbeit? Ein Glück für uns, dass noch zwei mietbare Schlagetots zu kriegen sind. Eure Kollegen sind ja alle sicherlich beim Frieg in Kranfreich beschäftigt."
Der Schweinsbarbar glotzte die Prinzessin verständnislos an. "Welcher Frieg?" fragte er. “Nein nein, mein Knappe und ich sind im Urlaub hier und uns ist langweilig. Ich bin übrigens Haxenherz, er da (er zeigte auf seinen Begleiter) ist der brave Wenzislaus. Was ist denn mit euch los? Ihr redet ja schon genauso wie der alte Spinner in der Burg da hinten."
"Ihr meint den Fönig?"
"Nennt er sich jetzt so? Wir kennen den Saufkopp nur als ‘König Pilsener’. Aber seit er das Buch mit dem zamonischen Moerschen bekommen hat, ist er völlig durch den Wind. Ich wette, er hat's nicht mal ganz gelesen" lachte der Schweinsbarbar. "Eigentlich brauchen wir den ollen Zausel garnicht mehr, wir haben ja jetzt einen Kaiser. Der Kerl ist ein harmloser Trottel. Was mich aber richtig nervt ist sein stinkiger Piepmatz, der hier jeden Abend Stimmungslieder grölt und uns den letzten Nerv raubt. Ich gäbe was drum, wenn der endlich verschwinden würde, aber endgültig."
"Bingo. Ihr habt gerade das Große Los gezogen" strahlte Elfriede.
"Gibts was zu killen, Meister?" gierte Wenzislaus von hinten und ein tückisches Funkeln trat in seine Äuglein.
"Euer Knappe zeigt Rauflust, guter Mann" erkannte die Prinzessin scharfsinnig. "Helft uns, einen klitzekleinen Kanaldrachen in seine Einzelteile zu zerlegen, und ich werde euch von der Bürde des abendlichen Krakeelers befreien. Period und Hand drauf."
"Spitzen-Idee. Worauf warten wir noch?"
Weil der Märchenonkel die Geduld seiner Leser/ Hörer nicht unnötig strapazieren will, fanden die Vier den Einstieg in die Kanalisation gleich hinter dem nächsten baufälligen Schuppen.
Jetzt könnte sich so mancher fragen: Wozu braucht solch ein Kuhkaff eine ausgedehnte Schmutzwasserableitung?
Wie gesagt: KÖNNTE. Tut aber keiner. Zum Glück, sonst müsste der Märchenonkel sich wieder so eine dämliche Erklärung aus den Fingern saugen.
Jetzt ist aber Schluss mit dem Gelaber, wir legen einen Zahn zu. Zeitraffer auf AN!
1) Alle schleichen im Gänsemarsch durch den dunklen Gang.
2) Lautes Geschnarche gleich um die nächste Ecke. Der Kanaldrache liegt da und scheint zu schlafen.
3) Wenzislaus kriegt den Killerblick und rennt mit lautem Gebrüll, seinen Fleischklopfer schwingend, auf den Drachen zu.
4) Der wacht selbstverfreilich auf bei dem Mordskrawall.
5) Allgemeines Wehgeschrei.
6) Kopflose Flucht in die falsche Richtung.
7) Der als Drittes rennende Haxenherz befiehlt: 'Wenzislaus, halt mir den A**** frei'
8) HAPPS! Wenzislaus wurde soeben gefressen.
9) Haxenherz setzt seine Geheimwaffe ein: Wotans Rache (und dazu braucht er noch nicht einmal Zauberbohnen)
10) PuuUUUPS!
11) Der Kanaldrache fällt tot um.
12) Siegesjubel unter den Überlebenden.
13) Haxenherz geht sich die Hose waschen.
Zeitraffer auf AUS!
Zehn Minuten später in der Fönigsburg:
"Auftrag erfüllt, Majestät. Und wenn Ihr jetzt noch jemanden findet, der das Vieh da rauszieht, habt ihr für die nächsten Jahrzehnte Drachenburger bis zum Abwinken sowie ein cooles Skelett für Eure Empfangshalle."
"Flasse! Flasse!" jubelte der Fönig. "Dann fönnt ihr jetzt die zweite folossale Aukgabe angehen: Besorgt mir Ersatz kür den Kilzigen Kogel. Am besten ein Trillermännchen vom Klohmarft."
Aus dem Lexikon der Erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller:
Trillermännchen, das
Winziges, höchst seltenes menschenähnliches Wesen mit wunderbarer Stimme. Wird nur mit speziellen Körnern gefüttert und pfeift dann fröhlich (weiße Körner) oder melancholisch (schwarze Körner) machende Lieder. Ist, wenn überhaupt, nur auf Flohmärkten käuflich zu erwerben.
VORSICHT: Nie beide Körnersorten gleichzeitig füttern, da sonst Totalverlust sowie Anzeige wegen Trillermännchenquälerei durch die Nattifftoffische Rarlebewesen-Aufsichtsbehörde drohen!
Einen Absatz später:
"Verdammt, jetzt laufen wir schon seit acht Stunden auf diesem miesen Mini-Flohmarkt herum und haben immer noch kein Trillermännchen gefunden!" fluchte die Prinzessin höchst undamenhaft.
In diesem Moment fiel ihr Blick auf ein turmhohes, knallbuntes Zelt, vor dem ein Marktschreier mit sich überschlagender Stimme "Trillermännchen zu verkaufen! Hiiiiiiier gibt es die besten Trillermännchen im Umkreis von fünf Klaftern!" skandierte.
"Potztausend!" murmelte Stiefel. "Glück muss man haben."
"Und wenn uns drinnen jetzt gleich der Kaiser von Zamonien über den Weg läuft, kann sich der Märchenonkel auf etwas gefasst machen," ergänzte Elfriede.
Upps. Na gut. Statt des erwarteten Stollentrolls kam ein orientalisch gekleideter, schmieriger Zwiezwerg auf sie zu und warf sofort die Seifenblasenmaschine an.
"Wolle kaufe?" begann er. "Prima Sonderangebot. Tippi-Toppi. Letzte Trillermännchen für heute, sonst alles schon weg. Gaaaaanz billig. Nur zehne Millione Pyra. Schnäppchenpreis. Pfeife wunderscheene Lieder..."
"Zehn Millionen Pyra?" Stiefel wurde blass unter dem Fell. "Hältst du mich für meschugge? Ich wünschte, ich hätte so viel Geld, dann wäre ich jetzt im... äh... woanders!"
Barsch beendete nun die Prinzessin den Redefluss des Verkäufers. "Hör mal zu, du Schleimspacken, dein Gesülze kannst du Dir sparen, wir haben da oben den Lexikon-Eintrag gelesen. Ich brauch die Nachrichten und nicht die Wetterkarte. Was letzte Preis?"
"Zwei Pyra"
"Na, das geht ja gerade noch so."
Elfriede und das frisch erworbene Trillermännchen waren einander sofort sympathisch. Traurig saß das kleine Wesen in seinem Käfig, als sie es dem Fönig überreichte. Aber wenn es um die Fähigkeit zu weinen ging, musste man eben Opfer bringen.
"Dann sei der Kilzige Kogel nun euer!" verkündete der Regent. "Da droben auk der Bergspitze hofft er. Holen müsst ihr ihn euch aber schon selber."
"Kein Problem" meinte die Prinzessin. "Stiefel, bring mir das Vieh."
"Zu Befehl" zischte der Kater durch die zusammengebissenen Zähne.
Der Märchenonkel könnte ja jetzt die gefährliche Klettertour beschreiben, samt herunterpolternder Felsbrocken, wütender Schneestürme, gemeiner Gemsen-Attacken, jodelnder Alm-Öhis und Supervulkanausbrüchen. Er tut es aber nicht. Ihr habt doch genügend Phantasie. Malt's euch selber aus.
Jedenfalls kam er endlich beim Filzigen Fogel an, lächelte glücklich und machte ihn tot.
Tja, Rache ist eben süß.
Den Kadaver warf er den Berg hinunter, der Prinzessin vor die Füße (sie hatte ja nicht dazugesagt, dass sie den Fogel LEBENDIG haben wollte) und machte sich dann auf Nimmerwiedersehn vom Acker.
Elfriede saß da, total gefrustet und hätte gerne geheult, aber das konnte sie ja, wie schon angemerkt, leider nicht.
"Ohne den Fogel schaff ich das nie" jammerte sie.
"Wieso nicht?" wunderte sich der Fönig. "Such Dir doch einkach einen Deiner Skla… äh… Bediensteten, der täglich den Eimer voller roher Zwiebeln in Knoblauch-Chili-Tunke krisst und Dich dann anrülpst, so wie es der Kilzige Kogel immer tat. Das hat bisher noch jedem in hundert Flaktern Umfreis das Wasser in Sturzbächen in die Augen getrieben."
PLUMPS
Tja, das wars dann. Die Prinzessin kehrte in ihr Reich zurück, begann eine intensive Zwiebel-Knoblauch-Chili-Diät (die sie auch ihren Untertanen verordnete) und wenn sie nicht gestorben ist, dann flennt (und stinkt) sie noch heute.
Was aber aus Stiefel, dem Gestiefelten Kater geworden ist und wie er schlussendlich doch noch in den Besitz von 10 Millionen Pyra kam, so wie er es sich gewünscht hatte, das ist ein anderes Märchen und ihr könnt es an anderer Stelle im Zamonischen Literaturforum nachlesen.
Die weiteren wunderbaren Abenteuer des Schweinsbarbaren Haxenherz übrigens auch.
PROST