Der Holm von Kolmendolm

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Andray DuFranck
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Der Holm von Kolmendolm

Beitrag von Andray DuFranck »

Ein Klassiker aus meiner Jugendzeit. Entstand im Laufe meines siebensemestrigen Studiums als Fortsetzungsgeschichte in unserer Studentenzeitung.
Übrigens... der Holm lebt inzwischen in Zamonien:

www.woolly.de/cgi-bin/wiki.pl?Holm_Keenbreen
Andray DuFranck
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Re: Der Holm von Kolmendolm

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DER HOLM VON KOLMENDOLM
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1. Teil: Sein schwerster Fall

Es ist eine dunkle und stürmische Nacht, als sich Holm Keenbreen, der Holm von Kolmendolm, auf den Weg nach Hause macht. Genau um 23.47 Uhr donnert die Tür der „Kellerassel“, seiner bevorzugten Stammkneipe, hinter ihm zu. Mühsam torkelt der großartige Detektiv auf die Füße, reibt sich das schmerzende Steißbein und schwankt, noch voll des süßen Weines, zurück zu seiner Heimstatt.
Nun ist es aber nicht so, dass Holm Keenbreen irgendein anonymer Großstadtgangsterjäger wäre. Nein, liebe Gemeinde, er befasst sich nur mit den grausigen Greueltaten und ekelhaften Ereignissen des Flachlandes. Von Kolmendolm bis Maulwurfshausen wird sein Name geschätzt und geachtet.
Dürres Laub raschelt unter seinen Füßen und aus der Ferne dringt das erstickte Röcheln der Eichhörnchen zu ihm herüber. Fahl scheint der Mond durch die Äste. Holm Keenbreen erreicht nach qualvollen Minuten der Wanderung den alten Friedhof von Kolmendolm, der jetzt noch zwischen ihm und seinem ärmlichen Zehn-Zimmer-Appartement liegt. Plötzlich stutzt er.
Mitten zwischen den Gräbern erhebt sich ein stumpfweiß schimmernder Hügel. Ein frisch aufgeworfener Erdhaufen? Nein, dafür ist er zu groß. Außerdem sollen die Bauarbeiten an der neuen Leichenhalle erst in zwei Tagen beginnen. Der Kran steht zwar schon an der Kirchhofsmauer, dunkel hebt sich seine Silhouette gegen den Himmel ab, aber....
Nein, mit den Bauarbeiten kann der Hügel nicht zusammenhängen!
Von einer dunklen Ahnung getrieben, stolpert Holm durch das rostige Tor und hält auf das verdächtige Objekt zu. Dann erstarrt er vor Entsetzen.
Der Hügel besteht aus fünfzig granitenen Heiligenfiguren, die einmal das Dach der neuen Leichenhalle hätten tragen sollen. Jetzt liegen sie wie ein Haufen zertrümmerter Schachfiguren übereinander.
Aber seit wann können granitene Statuen bluten?
Holm entdeckt inmitten einer roten Pfütze eine bleiche Menschenhand, die unter dem Rumpf des heiligen Bonifatius hervorragt. Ein Hochheben des Steinbrockens ist unmöglich, die dazugehörige Figur ist drei Meter hoch und wiegt mindestens eine Tonne. Also keine Chance, die verschüttete Leiche zu identifizieren? Halt... vielleicht doch. Am Ringfinger steckt ein Ehering. Holm weiß, er kennt ihn, aber woher nur? Wenn er sich doch im Vollrausch nur konzentrieren könnte! Da fällt sein Blick unversehens auf ein Grab in der Nähe – es ist völlig zerstört, der Grabstein in Stücke geborsten, ein Bild der Verwüstung. Auch der Rasen ist an vielen Stellen bis zum Erdreich aufgerissen. Was soll das alles nur bedeuten?
Vielleicht, so kombiniert das umnebelte Hirn unseres Detektivs, könnte ihm die dunkle Gestalt, die sich gerade in Richtung des Kolmendolmer Steinbruchs entfernt, all diese Fragen beantworten. Nein, sapperlot, sie rennt sogar. Sollte man nicht in Erwägung ziehen, sie zu verfolgen?

(Fortsetzung folgt)

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So, das erste Kapitel wäre überstanden. Aber was soll Holm Keenbreen nun als nächstes tun, um den mysteriösen Vorgängen auf die Spur zu kommen? Soll er...

a) den Ring untersuchen?
b) die Verwüstungen auf dem Friedhof näher in Augenschein nehmen?
c) die rennende Gestalt zum Steinbruch verfolgen?

TREFFT EURE ENTSCHEIDUNG!

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Anmerkung:
Für den Fall, dass ihr selbst Detektiv spielen und den Fall
womöglich noch vor Holm Keenbreen lösen wollt, bringen euch
vielleicht die Antworten auf folgende Fragen weiter:
- Wieviel wiegen 50 granitene Heiligenfiguren, von denen
jede drei Meter groß ist?
- Wieviel kostet eine singhalesische Fledermaus?
- Was ist der Sinn des Lebens?
Viel Spaß beim Tüfteln wünscht

EUER ANDREAS
Zuletzt geändert von Andray DuFranck am Mo 19. Jul 2021, 09:49, insgesamt 1-mal geändert.
Andray DuFranck
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Re: Der Holm von Kolmendolm

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DER HOLM VON KOLMENDOLM
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2. Teil: Verfolgungsjagd über Stock und Steinbruch

In dieser spannungsgeladenen Situation erinnert sich Holm Keenbreen an die harten Jahre seiner Ausbildung. „Eine fliehende Person ist als verdächtig zu betrachten und daher zu verfolgen!“ steht im Handbuch des kleinen Verbrecherjägers, Seite 12, Absatz 4. Missmutig grummelnd und träge setzt Holm seinen XXXXX in Bewegung und keucht hinterher.
Langsam gewinnt er an Geschwindigkeit, dreht schließlich voll auf, pflügt mit der Grazie einer Dampfwalze kleinere Bäume und Kräutlein aus dem Weg und macht Meter um Meter an Boden gut. Im bleichen Licht des Mondes ist der Fliehende klar zu sehen. Schwarz gekleidet ist er, einen wallenden Umhang trägt er um die Schultern. Holm vermeint sogar für einen Augenblick, lange, gefährlich blitzende Eckzähne zu erkennen, schreibt dies aber schließlich dem Suff zu. Für alle Fälle lockert er jedoch die Gummipfeilpistole im Schulterholster.
Das Gelände steigt jetzt steil an. Der alte Steinbruch, seit Jahren als gigantische wilde Müllkippe genutzt, ist nur noch wenige Schritte entfernt. Keenbreen hat den Vorsprung seines Gegners fast aufgeholt, da hält dieser ruckartig an.
Der Detektiv verlangsamt seinen Schritt und beginnt zu kombinieren. Klar – der Verfolgte kann nicht weiter, weil er auf der Klippe steht. Vor ihm geht es hinunter in die müll-erfüllte Tiefe. In Holms Hals brodelt ein erfreutes Würgen.
Blitzschnell zieht die Gestalt in Schwarz eine Tube aus der Tasche und zwei alte hölzerne Zaunpfosten aus der Erde. Dann sticht der scharfe Geruch von Zweikomponentenkleber durch die Luft. Das gibt Holm Keenbreen den Rest. Sein Mageninhalt bricht sich Bahn. Ohnmächtig muss er zusehen, wie das sicher geglaubte Opfer seine Schuhe mit den Pfählen verbindet und sich auf diesen improvisierten Skiern in die Tiefe stürzt.
Aber Holm wäre kein solch großer Detektiv, würde er in einer hoffnungslosen Situation sofort aufgeben. Er springt auf, ergreift ein zufällig umherliegendes Bügelbrett und surft hinterher.
Und in diesem Augenblick hat der arme Verfolgte praktisch schon verloren, denn Holm Keenbreen ist dreifacher Landesmeister im Bügelbrett-Trockensurfen. Der glitschige Müll stäubt wie frischer Pulverschnee, als der Meisterdetektiv hüftenschwingend die Verfolgung wieder aufnimmt.
Links am Hindernis vorbei... jetzt rechts... die verbeulte Autokarosserie wird als Sprungschanze genutzt und schon rückt das verdächtige Subjekt wieder in greifbare Nähe. Weiter, immer weiter geht es den Abhang hinab. Tückisch sind die Abflussrohre und Regenrinnen, die oft unvermittelt in der Spur auftauchen. Aber Holm lässt sich nicht beirren. Zwei Drittel der Strecke hat er geschafft und der Abstand zum Flüchtenden beträgt nur noch eine Armeslänge. Verführerisch flattert der schwarze Umhang im Fahrtwind. Holm greift danach, hält eisern fest, will ziehen, da passiert es.
Der Verdächtige kann das Birkenstämmchen gerade noch umkurven, für Holm reicht es nicht mehr. Ein dumpfer Schlag, ein hässliches Ratschen und der Detektiv setzt die Schussfahrt als Teil einer Müll-Lawine fort.
Unten spuckt er beiläufig einen verfaulten Apfelbutzen und drei Backenzähne aus, windet sich unter dem Abfall hervor und macht sich langsam auf den Rückweg. Das sicher geglaubte Opfer ist längst über alle Berge.
Aber es musste etwas zurücklassen – ein schwarzes Cape, an dem die Hälfte eines schwarzen Overalls hängt. Und in der Hosentasche knistert es. Ein Papier – ein Brief! Holm zieht ihn mit zittrigen Fingern heraus und beginnt sich zu wundern. Der Brief ist an ihn selbst adressiert. Er öffnet ihn.
Der Absender nennt sich „Der gans gans föllich Unbekannte“, die Botschaft selbst ist verschlüsselt. Holm flucht und macht sich ans Dechiffrieren. Eine Stunde und drei verschiedene Dechiffriermethoden später besitzt er drei verschiedene Lösungen:

a) „Streng dich nicht weiter an, der Gärtner war der Mörder.“
b) „Halt dich da raus, oder du bist morgen um ein Pfund Blei schwerer!“
c) „Der Tipp der Woche: im ALDI gibt’s Rotwein im Sonderangebot.“

Jetzt ist guter Rat teuer. Für welche dieser drei Versionen soll Holm sich nur entscheiden?

(Fortsetzung folgt)

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WEITERFÜHRENDE FRAGEN:

Wegen Fehlens sinnvoller Handlung heute keine weiterführenden Fragen.

Viel Spaß wünscht euch

EUER ANDREAS
Zuletzt geändert von Andray DuFranck am Mo 19. Jul 2021, 09:56, insgesamt 4-mal geändert.
Andray DuFranck
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Re: Der Holm von Kolmendolm

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3. Teil: Überraschende Überraschungen

Nach einigem Überlegen hat Holm die Lösung. Zwingend. Unumstößlich. Natürlich kann nur die dritte Variante die richtige sein. Es geht nicht anders. Seine scharf analysierende Leber reagiert auf das Wort „Rotwein“ wie ein Geigerzähler. Im ALDI gibt es also Rotwein im Sonderangebot. Voller Vorfreude setzt Holm seine Laufmaschinerie wieder in Bewegung. Doch halt! Abruptes Bremsmanöver! Was bezweckte der Unbekannte bloß mit dem Brief? Den Meisterdetektiv etwa zum Suff zu verführen? Ihn auf eine falsche Fährte zu locken? Den Weinverkauf anzukurbeln?
Nun, sagt sich Holm, das ist doch ganz klar. Es kann ja nur… uh…was habe ich eben gedacht? Keenbreens Kopf ist plötzlich so leer wie ein Hörsaal am Freitagnachmittag. Missmutig taumelt unser Held zurück in Richtung Kolmendolm. Wo bleibt sie nur, die große Erleuchtung?
Da ist sie! Holm traut seinen Augen nicht, als er sich erneut dem Friedhof nähert. Zwei Dutzend 5000-Watt-Strahler. Das gesamte Gelände ist erleuchtet wie ein Olympiastadion. Hier geben sich die Einwohner Kolmendolms und einiger umliegender Staaten ein Stelldichein. Der Friedhofswärter verkauft Brause und saure Drops. Das Kolmendolmer Jugendblasorchester spielt „Ich hatt‘ einen Kameraden“. BILD-Reporter und seriöse Jopurnalisten verknipsen kilometerweise Filmmaterial. Mindestens ein Dutzend Familienväter haben ihre Videokameras beim Statuenhaufen aufgebaut und filmen wie verrückt. Der KGB hat einige Spione geschickt. In einer Krypta wird bereits der erste Andenkenstand eingerichtet.
Die Vertreter von Recht und Gesetz, allen voran der Kolmendolmer Sheriff Wobbelbach, stehen in der einzigen dunklen Ecke beisammen und murmeln Undeutliches. Solange die Spezialisten den Tatort inspizieren, können oder wollen sie noch nichts unternehmen. Wobbelbach, der wegen chronischer Prostatabeschwerden nur bedingt einsatzfähig ist (er muss alle zehn Minuten aufs Klo), hat drei aus Funk und Fernsehen bekannte Helfer zugewiesen bekommen. Er hat daher jegliche Hoffnung aufgegeben, den Fall jemals zu lösen. Holm beobachtet im Näherkommen, wie sich die Plattfüßler jetzt muffig an die Arbeit machen.
Inmitten der Kolmendolmer High Society (und in seinem schlotternden Trenchcoat wie eine verunglückte Bogart-Replik wirkend), ist Oberinspektor Derrick schon bei der Arbeit. Ihm ist klar, dass der Täter nur in prominenten Kreisen zu finden sein kann; Haftbefehle für Queen Elizabeth, den Schah von Persien und das Krümelmonster sind bereits beantragt.
Zwischen zwei Gräbern prügelt sich Hauptkommissar Schimanski mit einem zahnlosen Greis, der ein Transparent mit der Aufschrift „Legalisiert das Verbrechen!“ noch immer krampfhaft festhält.
Nur die Gestalt dort im tiefsten Schatten ist anders. Majestätisch, ehrfurchtgebietend, unbeweglich steht dort „DER ALTE“.
Holm fasst sich ein Herz, tritt auf ihn zu, salutiert militärisch und schnarrt: „Herr Kapitänleutnant, melde gehorsamst, U96 zum Auslaufen bereit!“
Der Angesprochene lächelt ihn resignierend an, klopft ihm leutselig auf die Schulter und flüstert ihm ins Ohr: "Sie sind im falschen Film, Sie Vollidiot!“
Holm schluckt beleidigt und heiße Tränen steigen ihm in die Augen. Da tut es dem guten Alten doch letztendlich Leid. Um unseren Helden zu trösten, macht Erwin Köster ihn mit seinen Kollegen bekannt. Diese sind erfreut, den großen Detektiv kennen zu lernen, der schon lange ihr geheimes Vorbild ist. Gemeinsam macht man es sich gemütlich und wartet auf den Befund des Leichenbeschauers. Und da kommt der Mann auch bereits angewetzt.
„Tut mir Leid“, meint er. „Die Leiche ist mit normalen Mitteln nicht mehr zu identifizieren. Dieses Schmuckstück, welches an einem Finger steckte, ist das einzig verwertbare Indiz“. Das Teil wird herumgereicht, jeder untersucht es und gibt es dann kopfschüttelnd an seinen Nachbarn weiter. „Kein Zweifel“, meint Wobbelbach abschließend, „es handelt sich tatsächlich eindeutig um einen Ring.“
Dann aber scheint Kommissar Köster einen Einfall zu haben. Mit beschwörender Gebärde nimmt er dem Sheriff den Goldreif aus der Hand und beginnt ein geheimnisvolles Zeremoniell. Dazu knotet er den Ring an ein langes graues Haar, beträufelt ihn mit Stinktiersekret und lässt ihn langsam vor seinem linken Auge hin- und herpendeln, während er gleichzeitig heftigst hyperventiliert. Zwischendurch brabbelt er unverständliche Worte und wälzt sich wie ein tollwütiger Maulwurf auf dem Boden herum. Nach fünf Minuten endlich erhebt er sich wieder, klopft notdürftig den Dreck von der Hose, drückt Wobbelbach das Beweisstück in die Hand und verkündet mit Grabesstimme: „Ich, Erwin Köster, habe die Wahrheit erkannt. Dieser Ring ist das Eigentum von Frau Kunigunde Kalmück, geboren am 30. Februar 1941, Blutgruppe A Rhesus Positiv, geimpft gegen Pest und Pocken, allergisch gegen Katzenhaare.“
Alle bekommen vor Staunen den Mund nicht mehr zu. „Woher zum Teufel wissen Sie das?“ ruft Derrick schließlich verblüfft.
„Ganz einfach“, grinst der Alte. „Es steht innen auf dem Ring drauf“.
Jetzt ist aber die Reihe an Holm, das Maul aufzureißen. „Da stimmt was nicht!“ ruft er. „“Jetzt weiß ich, woher ich den Ring kenne. Kunigunde Kalmück ist die Wirtin meiner Stammkneipe und sie hat mich, keine zehn Minuten bevor ich die Leiche hier entdeckt habe, eigenhändig… will sagen eigenfüßig dort hinausgeworfen!“
Alle Gesetzeshüter sind natürlich total verdattert und es entbrennt unter ihnen sofort eine hitzige Diskussion. Holm neigt eher dazu, sich einer der Fraktionen anzuschließen. Aber welcher nur?

a) Wobbelbach und der Alte wollen sofort eine spiritistische Sitzung veranstalten, um die Geister der Beerdigten um Rat zu fragen.
b) Schimanski will zu Holms Stammkneipe „Kellerassel“, weil er vermutet, dass die noch minderjährige Tochter der Toten Verbindungen ins linksradikale Milieu haben könnte und das Motiv dort zu suchen ist.
c) Da es beim Haftbefehl gegen das Krümelmonster zu Verzögerungen kommt, will Derrick auch in weitere Richtungen ermitteln. Er hat gehört, dass ein gewisser A. Hitler (ehemaliger Kunstmaler und Hobby-Stratege in bereits vorgerücktem Alter) auf einem Gut bei Kolmendolm lebt. Er hält sich angeblich durch den Verkauf von Wehrmachtsorden, Antiquitäten und Waffen über Wasser. Vielleicht hat er etwas Verdächtiges bemerkt.

(Fortsetzung folgt)
Zuletzt geändert von Andray DuFranck am Mo 19. Jul 2021, 09:59, insgesamt 1-mal geändert.
Andray DuFranck
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Re: Der Holm von Kolmendolm

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4. Teil: Die Prügelknaben

Während Holm noch unschlüssig dasteht und um die Entscheidung ringt, welcher Gruppe er sich denn nun anschließen soll, graut bereits der Morgen. Endlich ergreift Schimanski die Initiative, keult den Keenbreen auf den Schädel und schleift ihn in Richtung „Kellerassel“ davon, wo beide gegen sechs Uhr ankommen.
Vor dem Lokal parken dreißig superschwere BMW-Motorräder, die mit Totenköpfen, Krummsäbeln und CSU-Wahlplakaten schrecklich verziert sind. Rocker! Anarchisten! Verdächtige, die an der Flucht gehindert werden müssen! In Schimanskis Augen schleicht sich ein gefährliches Glitzern und er grinst diabolisch. Offensichtlich hat er vor, hier eine gewaltige Sauerei anzurichten. Langsam öffnet er sein Schweizer Taschenmesser und setzt es an den ersten Reifen an.
Hinter Schimanski ist Holm inzwischen wieder zu sich gekommen und stöhnt entsetzt auf. Als Einziger sieht er, dass sich dem Kommissar die die Gefahr aus rückwärtiger Richtung nähert.
Und da passiert es schon. Die dreißig Mitglieder des Jodelvereins „Krachlederbuam e.V.“, alles gestandene Bayersleut mit mächtigen Brustkästen und vom Bierseidelstemmen gestählten Bizeps, kommen von der Pinkelpause aus dem Wald zurück und gehen fäusteschwingend gegen den vermeintlichen „herumrandalierenden Saupreißn“ vor. Das kann Holm natürlich nicht mit ansehen. Geschlossenen Auges betritt er die „Kellerassel“ und macht die Tür hinter sich zu, damit das Klatschen der Hiebe und das Splittern der Zähne seine grauenhafte Migräne nicht noch weiter verschlimmern.
Drinnen im Gastzimmer erwartet den Detektiv aber schon der nächste Schock. Bis zu den Knöcheln steht er in blutigroter Brühe und der ganze Raum sieht aus, als sei ein Wirbelsturm hindurchgebraust. Zwischen den Trümmern der Theke und zersplitterten Tischplatten liegt verkrümmt eine reglose Gestalt. Holm schnuppert, beugt sich dann nieder und kostet von der Flüssigkeit. Tatsächlich… hmmmm… ROTWEIN! Zwar die billigste Sorte, aber dennoch nicht zu verachten. Keenbreen erhebt sich erst wieder, als der Fußboden trocken ist.
Wie man an den nun einsetzenden gellenden Hilferufen Schimanskis erahnen kann, geht die Keilerei draußen mit unvermittelter Härte weiter. Den Gedanken, dem armen Polizisten vielleicht doch gegen die dreißig brutalen Volksmusiker zu helfen, lässt Holm angesichts des vor ihm liegenden leblosen Männerkörpers gerne fallen. Hier muss man Prioritäten setzen. Der Detektiv schlägt dem Liegenden links und rechts auf die Wange und ruft: „Herr Kalmück, Sie alter Säufer, kommen Sie wieder zu sich!“
Der Angesprochene öffnet mühsam die verklebten Augen, rundumblickt das Chaos in der Gaststube und murmelt dann die bedeutungsschwangeren Worte: „Mann, war ich besoffen!“
Ein donnerndes Röhren vor der Kneipe lässt inzwischen erkennen, dass sich die Jodlerbuben samt ihren Maschinen vollzählig entfernt haben. Sehr beruhigend. Holm pfeift sich eins und beginnt erst einmal mit dem Verhör des Wirtes. Aber Rudi Kalmück ist leider keine besonders gute Informationsquelle. Seine Frau hat er angeblich zum letzten Mal vor etwas über drei Jahren gesehen. Er behauptet auch, sie beide hätten eine äußerst glückliche Ehe geführt. „Ich liebte sie, solange sie mich im Weinkeller einsperrte“ sagt er wörtlich aus. Weiters weiß er nur, dass die Kellertür plötzlich offen war, und da er gerade die letzte Flasche ausgetrunken gehabt habe, sei er noch oben gekrochen und habe angesichts der hier noch vorhandenen Alkoholmengen ein Fass aufgemacht. Holm kombiniert daher messerscharf: Hätte er das Fass auch wieder zugemacht, wäre nicht der ganze Rotwein rausgelaufen. Aus dem Fenster brüllt er: „Ruhe, Schimanski!!“, weil ihm das Winseln des schwerverletzten Kommissars auf die Nerven geht. Dann beginnt er mit einer gründlichen Hausdurchsuchung.
Verwünscht! Rudi Kalmück hatte Recht. Im Weinkeller gibt es keinen einzigen Tropfen Alkohol mehr. Sogar die Hausbar im Wohnzimmer ist geplündert. Aus einem herumstehenden Wasserglas mit Zuckerrand riecht es verdächtig nach den Resten eines Cocktails aus Brennspiritus und Rasierwasser.
Das Bücherregal erregt ebenfalls die Aufmerksamkeit unseres Detektivs. Seltsamerweise ist nämlich aus dem Band „Morde kindeleicht gemacht (eine Anleitung für blutige Laien)“ das ganze Kapitel „Wie begrabe ich jemanden unter fünfzig granitenen Heiligenfiguren?“ säuberlich herausgerissen.
Fast hätte Keenbreen den obligatorischen Blick in den Schreibtisch vergessen. Als er nachschaut, erlebt er eine Überraschung. Offenbar hat die so gewaltsam verstorbene Wirtin Kunigunde, eine sehr penible Person, ihre gesammelten Liebesbriefe hier archiviert. Sie füllen einen gewaltigen Karteikasten, der zu schwer ist, um ihn zu Fuß abzutransportieren. Etliche hundert ungeöffnete Briefe liegen auch noch in allen Schubladen herum. Holm beschnüffelt einen davon. Seltsam. Er riecht nach „Eau de Merde“, einem Rasierwasser, das vor allem von Kranführern benutzt wird. Aber das muss später noch genauer untersucht werden. Der Detektiv verlässt die Kneipe und trifft draußen auf einen deutlich beschädigten Schimanski, der ziellos umherirrt. Keenbreen keult ihn auf den Schädel und schleift ihn in Richtung Kolmendolm davon.
„Meine Theorie, meine heiße Spur, was wird aus meiner Theorie…?“ jammert der Kommissar. „Stümper!“ unterbricht ihn Keenbreen roh. „Die Kalmücks hatten überhaupt keine Tochter.“
Im Weitergehen denkt er über die Spuren nach, die er gefunden hat. Welche ist wohl die wichtigste?

- Der Cocktail?
- Das Buch?
- Der Liebesbrief?

Wie auch immer die Antwort lautet, sie ist wohl kaum von Bedeutung.

(Fortsetzung folgt)
Zuletzt geändert von Andray DuFranck am Mo 19. Jul 2021, 10:08, insgesamt 1-mal geändert.
Andray DuFranck
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Re: Der Holm von Kolmendolm

Beitrag von Andray DuFranck »

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An die Leute, die diesen Mist hier redigieren müssen: -
Da ich zurzeit mit wichtigeren Dingen beschäftigt bin, habe ich meinen Freund, den Dichter und Dramatiker Tristan Knäckebrot gebeten, den fünften Teil der Story zu schreiben. Druckt es ruhig ab, es wird das Niveau der Leser heben. Schöne Grüße, euer Andreas
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DER HOLM VON KOLMENDOLM
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5. Akt: Auf freiem Felde

(Flache Landschaft zweischen Kolmendolm und Neu-Gablonz. Friedhof im Hintergrund. Es ist die Zeit des frühen Morgens.)

HOLM (in der Mitte der Bühne, spöttisch):
Oh sprich, du Wicht im Sold der Polizei,
Welch grausig Schicksal hat man über dich gebracht?

SCHIMANSKI (am Boden):
Nicht eher geb ich Kunde, bis ich weiß
Was deine Hand dem Schreckensort entriss.
Was fandest in dem Haus des Weines du?

HOLM (mit Vehemenz):
So hüte deine Zunge, Bursch!
Der lebt nicht mehr, der Holm jemals bedrängt.

SCHIMANSKI:
Nun denn!

HOLM:
Es sei!

SCHIMANSKI:
En garde!

(Er springt auf. Beide ziehen ihre Degen und fechten. Holm ersticht Schimanski)

SCHIMANSKI (im Todeskampf):
Oh grausig Schicksal, gähnend Höllenschlund,
Was nur hab ich getan, dass nun
Von jenes Keenbreens Hand ich sterben soll?
Ich, der als zartes Knäblein schon gelobt,
Mein Leben stets dem Schutz des Rechts zu weihn,
Der ich die Knarre stets mit Meisterhand
Geführt und alle Schurken hingemäht.
Ich, der als Jüngling mich…
(Holm schleift ihn während des Monologs hinter die Kulissen, wo er halblaut brabbelnd liegen bleibt.)

HOLM:
Oh welche Scheiße, dass ich hier
In eingedrillten Jamben reden muss.
Sogar das Fluchen macht mir kein Vergnügen mehr.
(Er beschattet die Augen mit der Hand)
He, was ist das? Ein blau und flackernd Licht?
Naht schon der Krankenwagen für Schimanski?
Er ist’s!
(Krankenwagen fährt auf die Bühne)

ERSTER BAHRENTRÄGER:
Wir haben just gehört,
Hier im Gebüsch sei einer am Verbluten.

HOLM:
Ach Quatsch, `s ist Ketchup nur.
Doch nehmt den Döskopp mit, er stört mir meine Kreise!

VERSCHLEIERTE FRAU IN SCHWARZ (entsteigt dem Krankenwagen):
Wo, frag ich, ist die unglückselge Leiche?

HOLM:
Er, grätge Frau, zuckt dort in den Kulissen.

VERSCHLEIERTE FRAU IN SCHWARZ:
Nicht diesen Bullen mein ich, Depp!
Voll Schmerz such ich den Rest der Kunigunde.

ARIE
(gesungen zur Melodie: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“)

Ich wandle in meinem Palaste,
Da kommt ein Telegramm.
Ich lese, worauf ich ausraste:
„Ihre Schwester ist tot, Madame.“

Nun hab ich zwar mit Kunigunde
Seit langem nichts mehr am Hut;
Doch dacht‘ ich in dieser Sekunde:
„Es geht ihr bestimmt nicht mehr gut“.

Mein Mann (er ist grad nicht zugegen)
Sprach: „Schau dir die Sache mal an,
Um anschließend zu überlegen,
Wie dem Witwer man helfen kann.

Er braucht ja, um sich zu besaufen,
Moneten in größerer Zahl.
Wenn wir ihm die Kneipe abkaufen,
Erlöst ihn das von seiner Qual“.

Schon ist es in aller Munde,
Dass ich so traurig bin.
Die Leiche der Kunigunde,
Die geht mir nicht mehr aus dem Sinn.

(Sie bricht in Tränen aus)

HOLM:
Ihr kommt zu spät, ihr könnt sie nicht mehr sehen.
Die Bildzeitung bringt alles groß in Farbe.
(Die Frau besteigt den noch wartenden Krankenwagen und fährt mit ihm davon, ohne ihren Schleier gelüftet zu haben. Holm blickt auf seine Taschenuhr.)
Ohe, so spät die Zeit, der ALDI hat bald offen,
Der Rotwein wartet.
(abseits) Siehe Folge drei.
Ich könnte auch zuerst nach Hause eilen,
Den Liebesbrief hab ich ja noch dabei.
Doch würd‘ es mich trotz allem intressieren,
Wie weit die Bullen mit der Fahndung sind.
Soll ich erst Sheriff Wobbelbach besuchen?
Die Morgendüfte wehn so lau und lind.
(er geht nach rechts ab)

SCHIMANSKI (von links auf die Bühne kommend)
Verehrte Leserschaft, die ihr vernahmt
Des Dramas fünften Teil den schicksalsschweren,
Betätigt eure Hirne, überlegt,
Wie dieser Holm nun weiter handeln sollt.
Soll er in trauten Heims Versteck
Den Liebesbrief erbrechen, wählet „A“.
Das „B“ nehmt, wenn in ALDIs Schoß
Er seine kühnen Schritte lenken soll.
Zu Wobbelbach führt Variante „C“.
Denn jeden Künstler schmeichelt, ohne Scherz,
Des Pöbels atemlose Reaktion.
Lebt wohl und harrt fein aus… bis Folge zwölf.
Ihr leidet, hofft und bangt. Ich kenn sie schon.
(Schimanski nach rechts ab.)

= VORHANG =

(Fortsetzung folgt)
Zuletzt geändert von Andray DuFranck am Mo 26. Dez 2022, 11:58, insgesamt 1-mal geändert.
Andray DuFranck
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Re: Der Holm von Kolmendolm

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DER HOLM VON KOLMENDOLM
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6. Teil: Hei ho, Hei ho, it’s off to work we go!

Langsam schlurft der ALDI-Verkäufer durch die leere Verkaufshalle zum Eingang und klingelt dabei mit dem Schlüsselbund. „Immer langsam“ murmelt er angesichts der donnernden Schläge gegen die versperrte Tür. Noch einmal prüft er den Sitz von Helm und Rüstung, schickt ein letztes Stoßgebet zum Himmel, atmet tief ein und entriegelt das Schloss.
Als sich die Staubwolke gelegt hat und die Jubelschreie der hereinstürzenden Kundenlawine einem konsumgeilen Hecheln gewichen sind, erscheint eine muffige Kassiererin, rollt die plattgewalzte Rüstung zusammen und bringt sie, wie üblich, ins Krankenhaus zur Notaufnahme, wo der Inhalt chirurgisch entfernt wird.
Natürlich gehörte auch Holm Keenbreen zum harten Kern der rücksichtslosen Käuferschar. Innerhalb von drei Zehntelsekunden hat er einen Einkaufswagen mit 7541 ganzen und 2½ zerbrochenen Rotweinflaschen gefüllt und zurück durch die Kasse gerammt. Der Mann vom Guinness-Buch nickt beifällig. Absoluter Rekord.
Geschickt packt der Detektiv die gekauften Flaschen in eine Plastiktüte (das geht, man muss nur wissen, wie) und beschließt, sich noch einmal auf dem Friedhof umzusehen. Schimanski im Gebüsch wirft er beiläufig eine Buddel Rebensaft zu, damit der arme Kerl wieder Flüssigkeit in die Blutbahn bekommt. Holm schätzt, dass der Polizist spätestens bis zur nächsten Folge wieder auf den Beinen sein wird.
Unterwegs begegnet Keenbreen einer Kolonne von Bauarbeitern, die ebenfalls mit flaschengefüllten Tüten beladen sind. „He Kumpel, kennen wir uns nicht?“ haut er sofort den bulligen Polier an. „Bist du nicht der, der mir eben vorm ALDI eins in die Fresse gehauen hat?“ „Na klar“ lacht der Arbeiter. „Und du bist der, der mir dafür voll in die E*** getreten hat. Ich heiße Kuno. Wie geht’s?“
Fröhlich witzelnd erreicht der Trupp den Friedhof, wo sich gerade die letzten Polizeischnüffler verlaufen. Von Touristen ist längst nichts mehr zu sehen, seit Kunigunde Kalmücks Leiche im Morgengrauen abtransportiert wurde. Während die Bauarbeiter beginnen, Erde für das Fundament der neuen Leichenhalle auszuheben, setzt sich Holm auf einen Grabstein und sauft ihnen zu. Dabei zieht er den Liebesbrief, den er in der „Kellerassel“ gefunden hat, aus der Tasche und öffnet ihn langsam.
Schon beim Aufmachen schlägt ihm der Geruch des berüchtigten Kranführerparfums „Eau de Merde“ in dicken Wolken entgegen. Aber das ist noch gar nichts gegen den Inhalt des Briefes. Den zartfühlenden Holm haut es fast rückwärts vom Sockel. Beate Uhse würde ihre helle Freude haben. Der Name des Absenders, Willi, ist das einzige Wort, das wir ohne Bedenken abdrucken dürfen.
Anhaltendes Lechzen schreckt Keenbreen aus seiner Erstarrung. Alle Bauarbeiter haben sich hinter ihm versammelt, lesen mit und pfeifen anerkennend. Plötzlich ein vielstimmiger Schrei des Entsetzens. Hoch über den Köpfen hat sich der mächtige Ausleger des Krans selbstständig gemacht, beginnt, mit stetig wachsender Geschwindigkeit um seine Achse zu rotieren. „Abstellen, abstellen!“ schreit Kuno, der Vorarbeiter. Aber keiner weiß, wie. Und der Kranführer ist nicht aufzutreiben, er hat an diesem Morgen gekündigt.
Jetzt schlägt Holms große Stunde. Er rennt auf den Kran zu, umrundet ihn und entdeckt dabei eine riesige Schalttafel mit vielen Knöpfen, einem grünen und einem roten. Und auf dem letzteren steht das Wort „AUS“ in großen Buchstaben. Holm schlägt mit geballter Faust darauf. Und das Unglaubliche geschieht:

a) SUPERMAN eilt zur Rettung herbei
b) Ein unterirdisches Atomwaffendepot öffnet sich
c) Der Knopf bricht ab

Vorschläge bitte wieder zur üblichen Zeit am vereinbarten Treffpunkt.

(Fortsetzung folgt)
Andray DuFranck
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Re: Der Holm von Kolmendolm

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DER HOLM VON KOLMENDOLM
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7. Teil: Panik in der Schwarzwaldklinik

Ein Blitz spaltet den Himmel, Donner dröhnt und lässt die Erde erzittern. Oben auf einer Wolke kratzt sich Petrus versonnen die Glatze und stellt das Fernrohr schärfer. Interessante Dinge tun sich da auf der Erde, genauer gesagt: in Kolmendolm, das er gerade im Visier hat. Ein rot-blaues Etwas versperrt ihm aber plötzlich die Sicht. Na klar – es ist Superman, der herbeifliegt und winkt.
„Du und Dein Überschallknall!“ protestiert Petrus, „Du hast mich eben total erschreckt!“
„Ich muss dringend nach Kolmendolm“ entschuldigt sich Supie, „aber ich habe mich verflogen. Kannst du mir weiterhelfen?“
Bevor Petrus richtig nachdenken kann, ist ihm auch schon der Satz: „Genau dieses Kaff beobachte ich gerade!“ herausgerutscht. Superman rennt ans Fernrohr, schiebt den Himmelswächter unsanft zur Seite, linst in die Linse und wird knallrot. „Du Schweinigel!“ schimpft er los, „Das ist ja Lolas Massagesalon im Stadtzentrum!“ Aber Petrus hat sich bereits eilig aus dem Staub gemacht. Darum macht sich auch Superman wieder auf den Weg.
Woher wusste der Superheld nun aber von Holms Notlage? Ganz klar – er hatte es im Literaturforum der Nachtschule (h**ps://nachtschule-verein.de/forum/viewtopic.php?f=29&t=196) gelesen. Jetzt soll er seinen Rettungseinsatz fliegen. Aber Kolmendolm ist eben tierisch schwer zu finden.
Leider haben jedoch auch einige BILD-Reporter die hochkünstlerischen Beiträge der zamonischen Hobby-Literaten verfolgt und sich, in Erwartung einer heißen Story, in den umliegenden Büschen versteckt. Das eigentliche Rettungsmanöver ist allerdings nicht der Rede wert. Holms mutiger Druck auf den AUS-Knopf bringt den Kran, eine Nanosekunde bevor der Motor explodiert, abrupt zum Stehen. Der stählerne Superheld, welcher etwas später eintrifft, fühlt sich daraufhin leicht verschaukelt. Wutschnaubend geht er auf unseren Detektiv los.
„Du hast mir die Show gestohlen!“ brüllt er und holt unter einem Gewitter von Blitzlichtern zum Leberhaken aus.

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Wo Holm erwacht, ist jedem halbwegs intelligenten Leser bereits nach Lektüre der Kapitelüberschrift klar. Oberschwester Hildegard beugt sich über sein Lager und zischt: „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie auf dem Bauch liegen bleiben sollen...!“ Und, als Holm sie verständnislos anstarrt, „...jedenfalls solange Sie das Fieberthermometer im Hintern haben. Professor Brinkmann, Notoperation!“
'Das muss ein Irrenhaus sein', denkt Holm. 'Und hier sind sogar die Wärter verrückt.'
Erst jetzt bemerkt er die Fernsehkameras, die tausendfach auf ihn gerichtet sind. Eingeschüchtert lässt er sich zum OP schieben. Dort wartet bereits die gesamte Crew mit blitzenden Skalpellen.
„Wissen Sie, wir sind hier ein Familienbetrieb“, erklärt ihm Professor Brinkmann. „Meine Frau ist Krankenschwester, meine Tochter ist Problemkind, mein Mülleimer ist Arztkoffer und ich bin ein mieser Schauspieler.“ Diese neuartige Narkosemethode würde normalerweise ausreichen, um einen Elefanten drei Tage lang ins tiefste Koma zu versetzen, wie jede Folge der „Schwarzwaldklinik“ aufs neue beweist. Aber Holm ist zäher. Er kennt ein Mittel gegen solche Folter.
„Ich habe kein Geld!“, ruft er. „Und ich bin auch nicht krankenversichert!“ Und es bricht die Hölle los.
Professor Brinkmann schiebt das Thermometer, das er schon halb aus Holms Rektum gezogen hat, wutentbrannt wieder hinein. Die Fernsehleute verflüchtigen sich blitzartig. Mischa, der Pfleger, ergreift den Detektiv, verschwindet kurz und kehrt ohne ihn wieder zurück. „Das unwürdige Subjekt ist da, wo es hingehört, oh Herr und Meister“ meldet er hochnäsig.
Draußen auf dem Misthaufen sucht Holm seine Knochen zusammen und schwört sich, niemals wieder auf solche beschissenen Krankenhaus-Soaps hereinzufallen. Doch dann zuckt er zusammen. Einmal, weil sich das Fieberthermometer wieder bemerkbar macht, zum anderen aber, weil im Hof gerade ein Krankenwagen vorfährt, dem eine schwarzgekleidete Frau entsteigt. Nachdem sie sich beim Fahrer fürs Mitnehmen bedankt hat, lüftet sie ihren Schleier und – Holm wirft es vor Überraschung wieder auf den Dunghaufen zurück – diese Frau sieht haargenau aus wie Kunigunde Kalmück, die in der Nacht ermordet wurde.

(Fortsetzung fehlt... äh... folgt)

Was wird Holm nun als nächstes tun?
Wer ist die Leiche unter den Heiligenfiguren wirklich?
Wie lange werden sich die Leser diesen Blödsinn noch gefallen lassen?

DIE ANTWORT ERHALTET IHR VIELLEICHT IM NÄCHSTEN TEIL!
Andray DuFranck
Beiträge: 114
Registriert: Do 23. Mai 2019, 22:56

Re: Der Holm von Kolmendolm

Beitrag von Andray DuFranck »

DER HOLM VON KOLMENDOLM
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8. Teil: Die Luft ist raus

‚Na, ist das denn die Possibility?‘ denkt Holm. „Jetzt wird’s ja richtig verzwickt“. In der Tat – die Dame in Schwarz, die so genau der Kunigunde gleicht, gleicht ihr wirklich bis aufs Letzte. Sie hat auch keine Spur von Trauer an sich, als sie lässig den Schleier schwenkend, auf ihre Fünftausender Harley zutänzelt und dabei ein paar neckische Sidesteps wagt.
Aber bevor sie ihn entdecken kann, vergräbt sich Holm bis über die Ohren in einem nahestehenden Gebüsch (nein, nicht im Misthaufen, den Gefallen tu ich euch nicht, ihr Ferkel!) und linst ihr, so geschützt, hinterher. Sie macht sich bereit zum Start, gleich wird sie für immer verschwunden sein. Was nun, verdammich? Jetzt ist guter Rat teuer.
Glücklicherweise fällt der Kunigunde-Doppelgängerin kurz vor der Abfahrt noch ein, dass sie eigentlich noch „für kleine Mädels“ gehen wollte. So wetzt sie los, lässt das Motorrad in der Eile unbewacht und bewahrt Holm damit vor einem frühzeitigen Erstickungstod in der lokalen Stinkmorchelplantage.
Kaum ist die Dame außer Sicht, springt der Detektiv mit einem Riesensatz und unter Zurücklassung seiner Schuhe auf das Fahrzeug zu. Dabei erfasst sein geübter Blick zuerst, dass die hintere Staubox (in Fachkreisen auch TOP-CASE genannt, aber Staubox ist anschaulicher, weil, da kann man Fressa-lien drin lagern, falls man in einen Stau gerät) idiosynkrastisch… uh… ich habe vergessen, was ich schreiben wollte. Keine Panik, liebe/r Leser/in, gebt mir drei Sekunden Bedenkzeit, es geht gleich weiter.
1… 2… 3… Die Zeit ist um.
Na bitte, jetzt hab ich’s wieder. Also, was ich sagen wollte, Holm öffnet das TOP-CASE und schaut hinein. Es ist natürlich viel zu klein für ihn. Aber das könnte sich ändern, wenn man die Flasche Rotwein, die darin liegt, austrinkt. Für die Queen, fürs Vaterland… schweren Herzens tut Holm, was getan werden muss. Na bitte, jetzt wird es gehen. Er zückt seine Brieftasche und zieht einen verwitterten Zettel heraus, den er vorsichtig entfaltet. Und wie die Vorderseite dieses Zettels aussieht, das erfahren Sie, verehrter Leser, schönste Leserin, wenn Sie sich die Mühe machen, Ihren hochgeschätzten Blick auf den unteren Teil dieser Seite zu richten. So, genug geschleimt, ihr doofen Dödels, kuckt nach unten, sonst gibt’s Hiebe.

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BETRIEBSANLEITUNG
für homo sapiens sapientissime
Modell: Keenbreen, Holm Geräte-Nr. 08/15
Antrieb: Äthylalkohol, vorzugsweise in Form von Rotwein
Verbrauch: 10 Liter/100 km Schmierung: Butterbrot (alle 10.000 km)
Waschanleitung: Von Zeit zu Zeit mit klarem Wasser abspülen.
VORSICHT! MODELL IST NICHT SPÜLMASCHINENFEST!

Allgemeine Wartungstipps:
1) Entlüften
- Nase um 180 Grad drehen und ca. 1cm herausziehen
- Ausfahrenden Drucknippel am Hinterkopf lösen und Ventil ganz herausziehen.
- Ventilklappe öffnen
- Warten, bis Luft ganz entwichen ist.
2) Belüften
- Vorgänge unter 1) in umgekehrter Reihenfolge ausführen.
- Künstlich beatmen oder 1Kg Sauerkraut einführen
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Nicht wahr - ein genialer Trick von Holm! Er stellt sich in die nun leere Staubox und entlüftet sich selbst. Bevor die Dame zurückkehrt, ist er dünn und labbrig, ähnelt eher einem alten Putzlumpen.
„Oh verdammter Mist!“ flucht die Schwarzgekleidete beim Verlassen des stillen Örtchens, „Wo man auch hingeht, nie sind Handtücher da!“ Dann scheint ihr eine Idee zu kommen und sie durchwühlt ihre Stauboxen. Mit einem „Na endlich, ich wusste doch, dass ich eins dabei hatte!“ wischt sie sich die klitschigen, seifigen Hände an dem wehrlosen Detektiv ab und putzt, weil sie schon einmal dabei ist, eine große Ölpfütze weg und sich selbst anschließend die Nase. Dann knotet sie Holm zu einem Bündel zusammen, wirft ihn in den Kasten zurück (Aua!), lässt unter Donnergetöse den Motor an (Pfuuuurz!) und gibt Vollgas. Zehn Sekunden später ist sie samt Motorrad und Holm hinter dem Horizont verschwunden.

(Fortsetzung folgt)

Kann sich Keenbreen aus dieser misslichen Lage befreien??
Wo wird die Fahrt enden?
Wann wird Holm sein Thermometer los?
Wer spielte Sheriff Wobbelbach in dem Film „Holms Revenge“?

DIES ALLES UND NOCH VIEL MEHR
ERFAHRT IHR WAHRSCHEINLICH NICHT IM NÄCHSTEN TEIL!
Zuletzt geändert von Andray DuFranck am Mo 19. Jul 2021, 10:25, insgesamt 1-mal geändert.
Andray DuFranck
Beiträge: 114
Registriert: Do 23. Mai 2019, 22:56

Re: Der Holm von Kolmendolm

Beitrag von Andray DuFranck »

DER HOLM VON KOLMENDOLM
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9. Teil: Wasser marsch!

Der Motor der Harley dröhnt gleichmäßig, als sie auf der Autobahn A1313 (Bayern-Kolmendolm) da-hinrast, den entlüfteten Holm in der Stautasche und die Kunigunde-Doppelgängerin am Steuer. Weiße Lämmerwölkchen ziehen am Himmel dahin, die Geier zwitschern in den Bäumen und die Bäche sind voller Fischdosen; genießen Sie also die Idylle, bevor sie vorbei ist.

Kurz vor Kolmendolm benutzt die Fahrerin eine Lücke in der Leitplanke, um von der Autobahn abzubiegen. Ohne Rücksicht auf die blühenden Runkelrübenfelder rast sie querfeldein, verfolgt von den Flüchen (und Mistgabeln) der Landbevölkerung. Zum Glück fängt der Staukasten die meisten Geschosse ab, wie gut für die Dame… und wie schlecht für unseren Detektiv, der dadurch zu einer kostenlosen Akupunkturbehandlung kommt.

Aber endlich stoppt die höllische Fahrt vor einem kleinen, im Wald versteckten Jagdschloss, das von einer hohen Mauer umgeben und mit Stacheldraht, Schrapnells und Tretminen gegen lästige Touristen abgeschirmt ist. Die Frau nimmt den Helm ab, lässt den Motor aufheulen und ruft mit dem Organ einer Luftschutzsirene: „Willi-Schatzi, dein Jolanthi-Mausi ist wieder da! Mach hoch die Tür!“
Knirschend öffnet sich ein Portal in der Mauer, gerade so groß, dass Motorrad und Fahrerin passieren können. Hinter ihnen schließt es sich mit dumpfer Endgültigkeit wieder.

Die Frau, die sich Jolanthe nennt, hat kaum Zeit, die Maschine im Hof zu vertäuen, als sich die Tür des Jagdschlosses öffnet und ein hochgewachsener Mann heraustritt (Tusch: TÄTERÄTÄTÄÄÄÄÄ!). Goldene Haare, stahlblaue Augen, kein Gramm Fett, alles Muskeln, kurz: der feuchte Traum jeder schwulen Schwiegermutter. „Jolanthi-Mausi!“ schreit er, „Schau her, ich bin`s, dein Willi-Schatzi!“ Beide stürzen aufeinander zu.
(Die Beschreibung der nächsten zehn Minuten kann hier leider nicht veröffentlicht werden, da ich sie zu einem Wahnsinnspreis verkaufte. Wer es trotzdem unbedingt lesen will: in Kürze als E-Book bei „Amorelie“ zum kostenpflichtigen Download verfügbar.)
So oder so: als beide miteinander fertig sind, murmelt er: “Du, Jolanthi-Mausi, ich wollte dir noch sagen, dass wir einen Riesen-Wasserrohrbruch im Keller haben.“
Da sich die nun folgenden Ereignisse im Zeitraum von 0,03 Sekunden abspielen, ist deren Beschreibung in ZEITLUPE verfasst. Wem es immer noch zu schnell geht: Bitte GANZ langsam lesen!

START ZEITLUPE
Folgendes passiert: Jolanthe springt auf, macht sich zurecht, schminkt sich, greift sich Willi und die Stautasche des Motorrades und sprintet los. Aber alles ist vergeblich, der halbe Keller ist schon überflutet. Aus einem geborstenen Wasserrohr schießt ein armdicker Wasserstrahl. Willi baut ein provisorisches Floß aus Weinkisten und beide rudern zur Unfallstelle
ENDE ZEITLUPE

„Wo ist der Haupthahn?“ fragt Jolanthe. „Hier“ antwortet Willi und hält ihr das Teil unter die Nase. „Nach dem fragt der Klempner doch zuerst, habe ich mir gedacht, und da habe ich ihn noch schnell abgebrochen.“

Ein deutliches Zähneknirschen ist zu hören. „Hast du ihn denn schon angerufen?“ presst Jolanthe mit mühsamer Zurückhaltung hervor. „Wen?“ fragt Willi zurück. „Na Herrn Mey, der ist doch Klempner von Beruf!“ antwortet sie. „Jahaaa…“ meint er, „…aber er hat gesagt, dass er erst morgen früh kommen kann, weil, er hat noch eine Notoperation mit Tüllenschnitt an einer überfahrenen Gießkanne... uh… Jolanthi-Mausi, warum hast du mich denn jetzt ins Wasser geschmissen?“

Aber die resolute Dame handelt bereits. Sie greift in den Staukasten, zieht Holm und einen anderen Lumpen heraus und verknotet beide miteinander. Das Ganze wickelt sie so lange mit viel Zug um das Rohr, bis nichts mehr fließt. Schließlich wuschelt sie Willi, der mit großen Schafsaugen zugesehen hat, durchs Haar und flötet: „Ruf bitte die Feuerwehr an, damit sie das hier rauspumpt, mein großer starker Hohlkopf.“ Noch ehe sie ausgesprochen hat, ist von ihrem Lover nichts mehr zu sehen. Sie bleibt allein zurück, wirft noch einen misstrauischen Blick auf die provisorische Rohrabdichtung und paddelt dann langsam in Richtung der Kellertreppe.

Woher kennt Holm nur den Namen „Willi“?
Etwa aus „Die Biene Maja“?
Warum sieht die Jolanthe der Kunigunde so ähnlich?
Warum hat noch keiner von euch Lesern herausgefunden, wieviel eine singhalesische Fledermaus kostet?

DIE NÄCHSTE FOLGE WIRD ES ZEIGEN
(ODER AUCH NICHT)
Zuletzt geändert von Andray DuFranck am Fr 30. Dez 2022, 06:58, insgesamt 2-mal geändert.
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